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SALON BEAUTE LIFESTYLE
Geza Schön lebt als freischaffender Parfümeur in Berlin und ist die Nase hinter einigen der derzeit aufregends- ten Duftkreationen. Mit Salon Beauté spricht er über Verrückt- heiten, Intuition und das neue Homme Eau de Toilette von La Biosthétique.
Herr Schön, wir unterhalten uns heute über den neuen Herrenduft La Biosthétique Homme, der für Sie vermutlich gar nicht mehr neu ist. Wann hat Ihre Arbeit daran begonnen?
Ich habe 2017 angefangen und relativ lang da- ran gearbeitet. Wir haben immer wieder etwas gemacht, um den Duft zu optimieren. Und ich finde, er ist gut geworden, sehr schön und frisch. Er hat Kraft und riecht maskulin, ohne zu gene- risch zu sein.
Verraten Sie uns, wie das Briefing zum Duft
ausgesehen hat?
La Biosthétique lässt mir viel Raum für meine Kreativität. Da heißt es: Wir brauchen eine neue Herrennote, machen Sie mal was Schönes. Das gibt mir viel Freiheit, mein Wissen über die Marke spielen zu lassen und so zu interpretie- ren, wie ich es mir vorstelle. Schön an dieser Herrennote ist auch, dass sie auf einer Idee von vor zwölf Jahren basiert. Ich hatte gerade ange- fangen, für La Biosthétique zu arbeiten, und neue Ideen vorgestellt. Eine fanden wir toll, für damals aber ein bisschen zu verrückt. Die haben wir nun aus der Schublade geholt und daran gearbeitet. Homme ist das Resultat des Ganzen.
Das heißt, der Duft ist ein wenig verrückt?
La Biosthétique ist eine Marke, die eine große Distribution hat und viele Leute erreicht. Da kann ich nichts in die Flasche tun, was total verrückt ist. Natürlich versuche ich bei einem Projekt wie La Biosthétique Homme, neue Ideen einzubrin- gen, aber ich kann die Leute nicht vor den Kopf stoßen und muss versuchen, viele zu erreichen. Das ist eine Gratwanderung.
In welche Duftkategorie würden Sie das La Biosthétique Homme einordnen? Ist es ein Chypre?
Wenn Sie jemandem auf der Straße erzählen: «Ich trage heute ein Chypre», dann macht der zu 99,9 Prozent große Augen. Das verstehen die Leute nicht. Homme ist ein holziger Duft. Da ist eine ganz leichte grüne Note, ein Riesen- schwung Bergamotte, Wacholderbeere, Mus- katellersalbei und obendrauf noch acht Prozent roter Pfeffer. Neben Bergamotte haben wir, um
es frisch zu lassen, Limette, Zitrone und eine Grapefruitnote. Wir haben kein großes Herz, sondern ein paar Stoffe, die frisch riechen, ein bisschen blumig und eher kühlend. Im Fond spie- len Tonka eine Rolle, 45 Prozent Iso E Super (das Molekül, das Geza Schöns ikonischen Duft Molecule 01 ausmacht, Anm. d. Red.) und ein Riesenschwung Cashmeran. Das ist ein Holz- riechstoff mit moschusartigen Facetten. Dann sind da eine ganz weiche Ledernote, Moschus und ein Riesenpaket Ambra. So ist Homme auf- gebaut: frisch, grün, würzig, krautig, nur leicht blumig, mit einem Tonka-Leder-Moschus-beton- ten holzigen Fond.
«Originalität ist das Wichtigste»
Sie haben für La Biosthétique bereits den Damenduft Le Parfum entwickelt. Inwiefern unterscheidet sich die Kreation einer Män- ner- von der einer Frauennote?
Außer dass sie anders riechen werden, unter- scheidet sich da eigentlich nicht viel. Es ist nicht so, dass ich mich in eine ganz bestimmte Stim- mung versetzen muss. Den Moment der Intuition gibt’s zwar auch. Dass Intuition aber immer glor- reiche Resultate parat hält, ist ein Mythos. Parfü- merie ist viel Schweiß, viel Ausprobieren und viel Wissen.
Was macht für Sie einen guten Duft aus?
Ein guter Duft muss auf jeden Fall etwas Neuar- tiges haben und trotzdem harmonisch sein. Ja, Originalität ist für mich wahrscheinlich das Wichtigste. Es gibt so viele tausend Düfte im Markt, wer da den zehntausendsten macht, muss schon einen Grund haben.
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