Page 14 - Volksdorfer Zeitung VZ 45 April 2020
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VON OSCAR ROLLGEISER
Tag 12 Sonnabend-
nacht 00 33 Uhr Eigent- lich sollte ich ich jetzt in in in einem der vielen Hamburger Clubs sein Lachen Tanzen Feiern und und mit meinen Freunden das baldige Ausscheiden aus der Schule fei- ern Im Normalfall sollten jetzt in in der Schule die „Mottowoche“ eingeläutet werden Das ist seit Jahren Tradition Die Mottowo- che che ist die letzte Woche vor vor den endgültigen Abiturvorbereitun- gen gen in der sich alle Abiturien- ten verkleiden -
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beispielsweise im Stil der 70er Jahre Pusteku- chen alles fällt aus aus Stattdessen sitze ich zuhause und schreibe an meinem Schreibtisch über die Krise Eigentlich Schüler
Hallo nochmal -
ich ich bin Oscar 19 Jahre alt und eigentlich noch noch drei Monate Schüler
der Stadt- teilschule Walddörfer „Eigent- lich“ weil ich ich ich nicht davon aus- gehe meine Schule nochmal von von innen zu sehen Das ist ein ein sehr seltsames Gefühl Da Da sind mei- ne Freunde und und ich ich uns einig Über WhatsApp halte ich ich Kon- takt mit mit ihnen Mit einigen ging ich neun Jahre Jahre zur Schule mit mit wenigen sogar 13 Jahre Jahre Und jetzt kann ich ich ich ich mich nicht mal richtig verabschieden Das ist unfassbar! Den letzten Schul- tag meines Lebens habe ich ich mir emotional und tränenreich vor- gestellt Wenn ich ich ich nachdenke weiß ich ich ich kaum noch was an diesem Tag eigentlich los war Denn mein letzter Schultag war nun vor den Hamburger Märzferien Verstehen Sie mich nicht falsch Viele aus mei- Hallo ich ich bin Oscar 19 Jahre alt und eigentlich noch drei Monate Schüler
der Stadtteilschule Walddörfer Eigentlich CORONA – WIE LIEBESKUMMER
Sonnabendnacht
danken nieder Das hilft Auch Skype und Face-Time nutz- te ich jetzt vielmehr Austau- schen über über die Zukunft aber auch über über über einfaches Schnacken über über den neusten Schwarm oder Hausaufgaben -
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ein biss- chen Normalität Wir Abituri- enten hoffen inständig auf eine Verschiebung der der Prüfungen oder gar die Absage Zeit für Entspannung während einer so angespannten Zeit Einiges hat sich geändert einiges aber auch nicht und das ist gut so Sind unsere Träume nach dem bestandenen Abitur zerplatzt? Noch nicht sie sind nur in in in der Priorität nach hinten gerückt Dieser Tage träume ich von ei- nem Sommerabend am Tim- mendorfer Strand: kaltes Bier mit guten Freunden anstoßen auf das Ende der Pandemie Klausur als PDF
Die Realität sieht anders aus Mittwoch habe ich ich z B eine Klausur geschrieben natürlich zuhause Meine Lehrerin hat uns um 9 00 Uhr die Klausur als PDF
geschickt und wir sol- len diese um 11 00 Uhr wieder zurückschicken Auch mal eine Erfahrung Zwischendurch klingelt der Postbote und mein Vater telefoniert laut aus sei- nem Homeoffice und ruft spä- ter ob ich ich auch einen Tee will Nicht schlimm aber eben ganz anders Einsam irgendwie Ich sollte dieses Jahr mit einem Freund die die Abirede halten Sie liegt fertig in der Schublade Dort wird sie vermutlich blei- ben Ich wollte mich bei allen bedanken den einen oder an- deren Lehrer auf die die Schip- pe nehmen die die die wunderbare Schulsekretärin loben die die Last der plötzlichen Freiheit disku- tieren – eben Abschied neh- men Sich vorbereiten auf das das Studium die die Ausbildung das das Praktikum die die Weltreise Das Alte abschütteln um Platz für Neues zu machen Das ist alles unfassbar weit weg- gerückt Und ich ich trage das leich- te Unwohlsein wann es wie- dersoseinwirdwiefrüher im- mer bei mir Treppe Treppe rauf Treppe Treppe runter und und ab und und zu ein Spa- ziergang durch den Volksdorfer Wald Viel weiter komme ich ich ja nicht Die Welt ist aus den Fu- gen auch mein Schreibtisch ver- sinktimChaos Ichräumejetzt auf schlafen kann ich später Es ist ja Sonnabend 14 Volksdorfer Zeitung
April 2020
nem Jahrgang werde ich be- stimmt noch mal wiedersehen -
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bei den Prüfungen -
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vielleicht Aber wer weiß ob und wo die stattfinden? Alles ist ungewiss Denn „die Welt ist aus den Fu- gen“ um es mit Hamlet zu sa- gen gen Für mich fühlt sich Coro- na wie Liebeskummer an: Man ist unendlich traurig unglück- lich lich Denkt unentwegt daran Einen klaren Gedanken zu zu fas- sen fällt schwer Man kommt zu zu wirklich gar nichts Jetzt sollte ich ich ich ich ich mich eigentlich auf meine Abiturprüfung vorbereiten Ich habe es es versucht Gelungen ist ist es es mir (und den meisten mei- ner Freunde) noch nicht wirk- lich lich Es ist schlichtweg misera- bel Ohne den Faktor Pandemie wäre das schon anstrengend und nervenaufreibend gewe- sen Uns fehlt die die gute inten- sive Vorbereitung auf die die die Abi- tur-Themen durch die die Lehrer welche jetzt angestanden hät- ten Dadurch bin ich ich ich extrem ge- stresst Als Ausgleich habe ich ich ich mit einigen Freunden einen Blog eröffnet jeden Tag schrei- ben wir unsere Ängste und Ge-












































































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