Page 6 - Volksdorfer Zeitung VZ 45 April 2020
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VON WULF DENECKE
Die (anonymen) Bil-
der zu dieser Ökolumne sind auf dem Volksdorfer Wo- chenmarkt an verschiedenen Marktständen aufgenommen die ausschließlich ökologisch erzeugte Waren anbieten Das ist mittlerweile seit Jahrzehn- ten nichts Besonderes mehr: Zu Behncken aus aus den den Vierlanden und Ehlers aus aus Hasenmoor ge- sellte sich das Wulfsdorfer Gut mit einem eigenen Stand schon bald nachdem Georg Lutz den Betrieb vor inzwischen über 30 Jahren von der Stadt gepach- tet und auf ökologischen Anbau umgestellt hatte Weitere An- bieter kamen hinzu Als beson- ders aber registriere ich ich dass sich bei den Verbrauchern ein bemerkenswerter Wandel voll- zogen hat Lebensreformbewegung zu Anfang des 20 Jahrhunderts
Als meine Großmutter Anfang des 20 Jahrhunderts
das erste Reformhaus Hamburgs grün- dete war das auch Ausdruck der der umfassenden Lebensre- formbewegung mit der der – – nicht nur in Deutschland – – vielfälti- ge ge ge Bestrebungen wie Jugendbe-
Volksdorfer Wochenmarkt: Alles Bio und später: alles weg!
Ökolumne 8 Wandel im Handel
„gesunden Ernährung“ weiter- hin im Vordergrund Das nun ist es was sich in in den letzten Jahren deutlich verän- dert hat Jetzt da
auch Aspekte wie „fairer Handel“ und und „Regi- onalität“ „Tierwohl“ und und „bio- logische Vielfalt“ stärker ins Be- wusstsein der Verbraucher ge- drungen sind wird das Kauf- verhalten dem Ansatz der Bio- pioniere viel stärker gerecht Es geht (zu) langsam voran
Trotzdem geht die Entwick- lung zu langsam voran
Wenn man bedenkt dass für dieses Jahr Jahr vor 20 20 Jahren bereits 20 20 % Anteil des ökologischen Land- baus an an an an der gesamten landwirt- schaftlichen Nutzfläche ange- peilt waren wir wir aber erst knapp 10 % erreicht haben dann wird deutlich dass das das Ziel noch in weiter Ferne liegt Vielleicht sind wir ihm in in Volksdorf schon etwas näher denn als ich am 14 März kurz vor Marktschluss die die Aufnah- men machte waren die die großen Ökostände bis auf auf klägliche Reste leer gekauft „Einen sol- chen Ansturm haben wir selbst noch nie erlebt“ wurde mir er- klärt Ob auch das dem Virus geschuldet ist?
wegung Freikörperkultur Bo- denreform oder Vegetarismus an an Boden gewannen In den den den Re- formhäusern wurde vor allem gesundheitlich unbedenkliche Kleidung angeboten Bei den den Lebensmitteln lag das Schwer- gewicht auf Säften und ande- ren nichtalkoholischen Geträn- ken auf auf Heilkräutern und Nah- rungsmitteln auf auf pflanzlicher Basis denn die Landwirtschaft wurde damals allgemein noch so betrieben wie die Volksdor- fer es aus ihrem Museumsdorf kennen – nämlich weitgehend ohne ohne synthetische Düngemittel und ganz ohne ohne Pestizide Das war damals „konventionell“ Erst zwei Generationen später als in den 70er Jahren die ersten
Naturkostläden gegründet wur- den den war die Stoßrichtung eine andere Jetzt ging es darum in in in in einer sich sich total veränderten Ag- rarwirtschaft die sich sich um tra- ditionelle Erkenntnisse wie Fruchtfolgen und Bodenpfle- ge ge nur noch wenig bekümmer- te te eine Wende einzuläuten und den kontrolliert ökologischen Landbau und die Kreislaufwirt- schaft zu stützen Ökologische Anbauverbände wie „Deme- ter“ (seit 1924) oder „Bioland“ (1976) gewannen Unterstützer Bei den anfangs wenigen dafür aufgeschlossenen – und eher abfällig als „Ökos“ oder „Müs- lifresser“ bezeichneten – Ver- brauchern allerdings stand wie 70 Jahre vorher der der Aspekt der der 6 Volksdorfer Zeitung April 2020






















































































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