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VOLKSDORF OFFLINE
Ein Diskussionsforum gewinnt Kontur
VON WULF DENECKE
Als Begegnungsstätte
hat die Ohlendorff´sche Villa sich schon seit Monaten gut bewährt: das Wiener Kaf- feehaus ist so gut besucht, dass man zuweilen großes Glück ha- ben muss, um – ohne Anmel- dung – einen Platz zu bekom- men. Das kulturelle Angebot in der Bibliothek Hans von Ohlen- dorffs, das sich bisher auf die Veranstaltungen des Kultur- kreises zweimal im Monat be- schränkte, hat jetzt mit der Rei- he „Volksdorf offline“ ein neu- es Gesicht erhalten. An jedem Montag (der kein Feiertag ist) diskutieren die Gäste des (Vor-) Abends von 18:30 bis 20 Uhr mit interessanten Menschen ak- tuelle und bewegende Themen.
Premiere mit Ami Dose
Den Anfang machte „Ami“ Dose, die Volksdorfer Mitbür- gerin und Gründerin der Ham- burger Tafel, von der die „Ta- felbewegung“, mit inzwischen rund 1000 Tafeln in Deutsch- land, ihren Ausgang nahm. Ge- nau genommen war die Berli- ner Tafel schon eher da, aber den Schwung in die Sache brachte die durchsetzungsstar- ke und überaus pragmatische Hamburgerin, die nun in be- eindruckenden zwei Stunden von ihrem Weg in den Unru- hestand berichtete, von der Ar- beit als „Leithammel“ der Tafel in Jahren wachsender Armut in der Gesellschaft und wach- sender Hilfe durch Menschen, die – wenn sie schon nicht po- litisch gegensteuern konnten – wenigstens mit der Umvertei- lung „überflüssiger Lebensmit- tel“ Not lindern wollten und dadurch auch der verantwor- tungslosen Vernichtung von Nahrungsmitteln Einhalt zu bieten versuchten.
Mit welcher nicht erlahmen- den Energie und Chuzpe die tatkräftige Power-Frau für ihre Ideen und Vorschläge warb und sie umsetzte, das konnte sie im Gespräch mit den Gästen in der Villa deutlich machen. Von vie- len Seiten erhielt sie in den ver- gangenen 20 Jahren Unterstüt-
Montagsvergnügen in der Abendsonne: Ami Dose (oben) und Andreas Meyer (unten) im Gespräch mit Volksdorfern.
„Volksdorf offline“ im Mai
Jeweils montags 18:30 bis 20 Uhr - (ausgenommen Feier- tage) in der Bibliothek der Ohlendorff’sche Villa. Der Vorver- kauf findet jeweils von Dienstag bis Sonntag nur am Tresen im Wiener Café statt. Restkarten
an der Abendkasse.
Montag, 4. Mai 2015:
Europa – ein Auslaufmodell? Ist der Euro noch zu retten?
Dr. Jürgen Sparr, Rechstanwalt und wohnhaft in Volksdorf, spe- zialisiert auf nationales und inter- nationales Handelsrecht, liefert Impulse für die Diskussion über die Gefährdung des Euro: Ist Europa ein Auslaufmodell? Wie viel dürfen wir von dem Projekt Europa noch erwarten?
Montag, 11. Mai 2015:
Feuer und Flamme für Olympia? Warum sollten wir uns mit „Feuer und Flamme für Olympia“ in Hamburg einsetzen? Stürzen sich die Hamburger in ein neues Abenteuer? Prof. Dr. Helmut Rich- ter, wohnhaft in Volksdorf und bis März Präsident des WSV, hat sich mit dieser Frage im vergan- genen Jahr ausgiebig befassen müssen. Denn besonders von den Sportvereinen erwartet der Senat, dass sie sich schon jetzt
in ihrer Mitgliedschaft stark für dieses Ereignis engagieren.
„Ich glaube, diese Abende wer- den jetzt zu meinem Montags- vergnügen!“ Das ist besonders in dieser Jahreszeit nachzuemp- finden, wenn die Abendsonne in die Ohlendorff´sche Bibliothek hineinscheint und im Laufe des Gesprächs langsam die Dämme- rung hereinbricht.
Annaliese Bach über die Zukunft der Stadtteilkultur
Am letzten Montag im April gab Annaliese Esch, Volksdor- fer Urgestein und Gründungs- vorsitzende des Kulturkreises, aus ihrem Erfahrungsschatz Anstöße für ein Gespräch über die Zukunft der Stadtteilkultur.
8 VolksdorferZeitung Mai 2015
zung, Zuspruch und Ermuti- gung, sodass aus der Hambur- ger Tafel und dem Netzwerk der Tafeln im Umkreis Hamburgs inzwischen ein gemeinnützi- ges Sozialwerk entstanden ist, das auch in der Zusammenar- beit mit Hinz & Kunzt und an- deren Einrichtungen aus dem sozialen Gefüge der Hansestadt nicht mehr wegzudenken ist.
Andreas Meyer setzt auf Stiftungen
Am 20. April – man traute sei- nen Augen nicht – tauch- te auch Ami Dose wieder auf, diesmal unter den Gästen. An- dreas Meyer von der Haspa, selbst Stiftungsvorsitzender in zwei Volksdorfer Stiftungen (Museumsdorf Volksdorf und Ohlendorff´sche Villa) und zu- ständig für das Stiftungswesen bei seinem Arbeitgeber, setzt große Hoffnungen darauf, dass die bestehenden Stiftungen und andere, die in der „Stiftungs- hauptstadt“ Hamburg noch zu begründen wären, weiter für
den Stadtteil und die Stadt viel Gutes bewirken. Dabei sind es besonders viele kleinere Stif- tungen, die in den vergange- nen zehn Jahren als Treuhand- stiftungen unter dem Dach der Haspa eine günstige Verwal- tungseinrichtung gefunden ha- ben. Das Volksdorfer Ehepaar Hellwege – selbst Gründer ei- ner Stiftung – bekräftigten die- se Einschätzung und lobten den kostensparenden Weg für die Stifter. Die interessierten Dis- kutanten erfuhren darüber hi- naus, dass die juristischen Hür- den, die in der Regel einer be- absichtigten Änderung des Stif- tungszwecks im Wege stehen, bei einer Treuhandstiftung viel leichter zu nehmen sind.
Wenn jemand noch der Mei- nung war, dass Stiftungen in ei- ner Welt der Niedrigzinsen ih- ren Sinn verlieren könnten, war die informative und lebendige Diskussion ganz dazu angetan, diese Zweifel nachhaltig zu zer- streuen. Und Ami Dose verab- schiedete sich mit den Worten:


































































































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