Page 23 - Volksdorfer Zeitung VZ 36 März 2019
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berühren kann, bevor man ihm den Mund abwischt. Kathrin wird bald in den Neubau für junge Erwachsene umziehen. FOTOS: ROLF DRÖGE.
nährung über Nahrungsson- den die durch die Bauchdecke in den Magen geführt werden und über die pürierte Nahrung gegeben wird. Viele Kinder im Erlenbusch haben solche Son- den, weil sie sonst verhungern würden. Natürlich nimmt die- se Art der Ernährung den Ge- nuss am Essen, aber die Mitar- beiter geben deshalb immer ein klein weinig von dem Brei auf die Zunge, damit das Schme- cken nicht verlernt wird.
Zwischen Normalität und Fremdbestimmung
Doch was, wenn das Essen kein Genuss ist, weil es große Tei- le des Tages beansprucht oder man sich verschluckt? Viel- leicht wäre es besser zu essen, solange man kann und dann die Zufuhr über eine Sonde fortzu- führen. Manchmal, so lernen wir, wünschen sich die Ange- hörigen eine herkömmliche Er- nährung, ein Stück Normalität und empfinden eine künstliche Ernährung als einen Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Wir fragen uns, wo in dem Span- nungsfeld zwischen fürsorg- licher Betreuung, Normali- tät und Fremdbestimmung der beste Kompromiss liegt. Wie können die Bewohner bestmög- lich in das Leben einbezogen, wie können sie bestmöglich als Erwachsene behandelt werden, ohne ihre individuellen Bedürf- nisse aufgrund ihrer Behinde- rung zu vernachlässigen?
Wir besuchen eine weite- re Wohngruppe. Dort wird der sechsjährige Jakob gefüttert
und wir lernen, wie anspruchs- voll die Arbeit der Mitarbeiterin ist. Jakob könnte es nicht ein- ordnen, wenn ihm einfach die Nahrung vorgehalten würde. Er muss es vorher fühlen, rie- chen und spüren. Bevor ihm der Mund abgewischt wird, darf Ja- kob das Tuch fühlen; dann er- schrickt er nicht, wenn es sein Gesicht berührt. Jeder Pädago- ge, jede Heilerzieherin im Er- lenbusch ist mehrfach ausgebil- det, um diese individuelle Be- treuung leisten zu können. Bei nicht-behinderten Kindern lau- fen viele Entwicklungsstufen ohne weiteres Zutun von außen ab, weil jene im ständigen Aus- tausch mit ihrer Umwelt ste- hen. Vielen Bewohnern des Er- lenbuschs fehlt diese Fähigkeit. Hier muss der Entwicklungs- stand von außen genau beob- achtet und geprüft werden, wie der nächste Entwicklungs- schritt bestmöglich gefördert werden kann.
Individuelle Fürsorge
Uns wird noch klarer, warum der bereits begonnene Neubau des Erlenbuschs, eine eigens für Erwachsene geplante Einrich- tung, so wichtig ist. Hier, in den von uns besuchten Wohngrup- pen ist nicht nur der Altersun- terschied von 25 Jahren im- mens; mehr noch sind es die in- dividuellen Bedürfnisse der Be- wohner, die durch ihre Behin- derungen noch vielschichtiger sind. Alle Bewohner benötigen eine individuelle Fürsorge, die einfacher zu leisten ist, wenn nicht alle zusammenwohnen.
Der Neubau ist nur möglich, weil dem Erlenbusch zahlreiche private Spenden zugeflossen sind – nicht zuletzt aus Volks- dorf. Aber auch wenn er seiner Fertigstellung entgegensieht, wird noch viel mehr Geld benö- tigt. Denn die Martha Stiftung als Trägerin des Erlenbuschs hat ihre Reserven angegriffen, um den Bau zu ermöglichen. Sie braucht diese Reserven, um ihren Betrieb dauerhaft auf- rechterhalten zu können.
Lions Osterlauf
Der Lions Osterlauf mit Fami- lien-Osterfeuer findet auch in diesem Jahr wieder am Oster- Samstag statt. Er wird von der Fördergesellschaft der Freun- de des Lions Club Hamburg 67
in Zusammenarbeit mit dem Walddörfer Sportverein, der Freiwilligen Feuerwehr Volks- dorf und dem Museumsdorf Volksdorf durchgeführt. Es wird wieder viele verschiede- ne Läufe geben und abends ein Familien-Osterfeuer. Der Über- schuss der Veranstaltung soll dem Erlenbusch gewidmet wer- den. Jeder Läufer, jeder Besu- cher mit jedem Getränk kann dazu beitragen, dass Kathrin, Frank und Jakob und alle ihre Mitbewohner weiterhin gut und vielleicht noch etwas bes- ser betreut werden!
7 Mehr unter: www.OsterSamstag.info
MedizinKompakt
Veranstaltungsreihe für Patienten und Interessierte
Quo vadis Morbus Parkinson
Therapieoptionen und Auswirkungen der Erkrankung auf das Umfeld
Mittwoch, 27. März 2019 • 18 Uhr
Osteoporose aktuell
Der alte Knochen – wenn die Wirbelsäule bricht
Mittwoch, 10. April 2019 • 18 Uhr
Nach den Vorträgen besteht Gelegenheit, mit den Experten ins Gespräch zu kommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenfrei.
Ev. Amalie Sieveking-Krankenhaus
amalieFORUM • Haselkamp 33 • 22359 Hamburg www.medizinkompakt.de
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