Page 3 - Volksdorfer Zeitung VZ 32 - Oktober 2018
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Beispielstiftend:
Bürger, die sich engagieren Liebe Leser,
es ist schon erstaunlich, was ein überschaubarer Raum – einer von 104 Hamburger Stadtteilen – an Vielfalt und Engagement entfaltet. Das traditionelle Radrennen, das seit Jahrzehnten unser Stadtteil- fest bereichert, zieht Teilnehmer und Besucher aus verschiedenen Bundesländern sowie umliegenden Nachbarstaaten an. Das ver- danken wir Volksdorfer Bürgern wie Holger Ehrig und Wolfgang Strohband. Ebenso engagiert sich Siegfried Stockhecke mit seiner Agenda, Dokufilmfront, Volksmarkt, Ausstattung der Bücherhalle
(mit Literatur über die Widerstandsbewegung Weiße Rose) - um nur einige seiner vielen Projekte zu nennen - und musikbegeisterte Menschen wie Vol- ker Bredow bringen den Blues ins Dorf. Zum zehnten Mal gestaltet er das In- ternationale Blues-Festival mit beeindruckenden Künstlern aus verschiede- nen Sphären. Dietrich Raeck ist auch einer dieser vitalen Menschen, die von Idealen durchdrungen sind und unsere Gesellschaft deutlich bereichern. Ihm verdanken wir die Kunstmeile mit einer großen Fülle sehr verschie- dener Darbietungen. Und was, so mag man sich fragen, hat Bärbel Krämer – und ihren Mann Bernd – getrieben, dass sie sich das Projekt KunstKate zur Lebensaufgabe gemacht haben? Es gibt eine ganze Reihe weiterer, sehr be- eindruckender Mitbürger, die ganz sicher nicht des Geldes wegen mit vollem Einsatz ihre Ideale ausleben. Das ist oft mühselig und unbequem, denn es müssen immer wieder Klippen umschifft und Wogen geglättet werden. Vie- le von uns nehmen dies alles für selbstverständlich hin. Auch, dass Günther Fielmann seit Jahren den Volksdorfern zur Vorweihnachtszeit eine mehr als zehn Meter hohe Tanne, mitten in die Weiße Rose, stellt, wird als normal re- gistriert. Auch in diesem Fall geht es nicht um den finanziellen Vorteil oder gar um egozentrische Profilierung. Das haben alle diese Menschen, die ich meine, gemein. Sie selbst suchen keinerlei materielle Vorteile. Sie scheinen getrieben von der Empfindung, dass ein ichbezogenes Leben zu wenig ist, dass es uns, wenn es uns gut geht, ein Bedürfnis ist, etwas in die Gemeinschaft einzubringen, zu helfen, mitzugestalten. Ich habe in mehr als vier Jahrzehn- ten engagierter Zeitungsarbeit viele Hamburger Stadtteile erfahren und vie- les mitgestalten dürfen. Doch Volksdorf, der Ort, den ich mein Zuhause nen- ne, ist etwas Besonders. Deshalb mag man auch verstehen, dass viele Mitbür- ger achtsam mit dem uns Gegebenen umgehen, Neuerungen durchaus be- grüßen und fördern, aber auch mit Sorge Verwerfungen spüren. Ein Beispiel ist die Veränderung des Stadtteils, wenn es um ungebremste Verdichtung, um zunehmende Versiegelung der Böden, um Eingriffe im die Naturflächen geht. Der Hamburger geht in die „Stadt“, der Harburger geht zum „Sand“, der Bergedorfer meint „Sachsentor“ – wenn er “Stadt“ sagt und der Volksdorfer geht „in´s Dorf“.
Und dies sollten wir behüten. Für unsere Kinder und für deren Kinder.
Herzliche Grüße ,
Ihr Manfred R. Heinz, Herausgeber
Volksdorfer
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Worauf es mir ankommt, das sind Tugenden, die ich die bürgerlichen Tugenden nenne: Die Tugend des Verantwortungs- bewusstseins, die Tugend der Vernunft und die Tugend der inneren Gelassenheit. Helmut Schmidt
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