Page 10 - Volksdorfer Zeitung VZ62 März 2022
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Ökolumne 24
„Sieben Wochen nur: “ (?)
VON WULF DENECKE
„Sieben Wochen Ohne“
ist eine grandiose Er- folgsgeschichte die ihren Weg 1983 in in Hamburg begonnen hat und und inzwischen jedes Jahr Millionen Deutsche – und und zwar nicht nur kirchenfromme Chris- ten ten – motiviert sich für die Fas- tenzeit von Aschermittwoch bis Ostern an bestimmte selbstge- setzte Regeln zu zu halten In die- sem Jahr zum 40 Mal! Ich habe Freunde die jedes Mal Mal ihren ge- wohnten Weinkonsum mit dem Motto „7 Wochen ohne Wein“ unterbrechen um sich zu ver- gewissern ob sie auch noch nicht abhängig geworden sind Andere lassen sich immer wie- der der der der Neues einfallen oder oder set- zen ein ein Jahr Jahr oder oder auch mehre- re re ganz aus Jedes Jahr Jahr wird diese Aktion unter ein neues Motto gestellt 2022 lautet es es es es „Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand “ Und was hat das nun mit der der Ökolumne in der der Volksdor- fer Zeitung zu tun? Hören Sie: „Süßkartoffeltartar mit Gur-
kensalat“ – – „Buchweizenpuffer mit mit Tomaten-Salsa“ – – „Kürbis- spalten mit mit Hirse“ Merken Sie etwas? Bei mir als dem priva- ten Küchenchef seit 25 Jahren gibt es es es es in diesem Jahr Jahr „Sieben Wochen nur veganes Mittages- sen“ Schon seit Jahren lebe ich als Flexitarier an mindestens fünf Tagen der Woche vegeta- risch Ich schwöre auf Produk- te te aus „kbA“ von „demeter“ und und „Bioland“ und und vermeide „Con- venience Food“ weil ich von „Slow Foof“ schwärme Dann aber traten die Veganer auf den Plan und drangen sogar in in un- seren Familien-Clan ein! Hallo! Ich sollte als „Bienenvater“ kei- nen nen Honig mehr essen und auf- hören meine Haustiere „auszu- beuten“? Ich der ich ihnen eine eine Wohnung zu günstigen Bedin- gungen stellte und sie liebevoll betreute? Und: Ich sollte auf Käse verzichten?
Gemach: Ich las Rezepte mit Titeln wie den oben genann- ten Das klang lecker und ver- führte mich zum „Üben“! „Sie- ben ben Wochen ohne Stillstand im veganen Speiseplan!“ Nun
bin ich dabei jeden Tag ein neues Rezept auszuprobieren sammle neue neue würzige Einsich- ten und betätige mich so als Klimaschützer! Morgens gön- ne ne ich mir mein Honigbrot und abends eine eine Käsestulle bin also kein lupenreiner Veganer – da da ich jedoch weiß dass der ökolo- gische Fußabdruck von von Butter dreimal größer ist als der von von Margarine dass die Treibhaus- gasemissionen der der Landwirt- schaft zu mehr als 60 % aus der der Massentierhaltung stammen bin ich zwar schon als Vegetari- er er er er ein ökologischer Gutmensch aber als Veganer natürlich noch viel mehr!
„Linsenpfannkuchen mit Avocado-Dip?“ – „Tagliatel- le mit mit Pfifferlingen und Grün- kohl?“ – „Grüne Bohnen mit mit Se- sam?“ Bei manchem reizvollen Rezept kommt der strenge Öko- loge dann doch ins Grübeln: Entspricht das alles der Forde- rung nach Regionalität? Woher kommen die Avocados auch wenn sie sich als „bio“ darbie- ten?
Pfifferlinge und Grünkohl: Muss ich eins als Konserve neh-
men weil sie nicht gleichzei- tig auf dem Markt sind schon gar nicht in in in der Passionszeit? Und soll ich ich ich ich für ein Gericht ex- tra Sesamöl kaufen? Wenn ich ich ich das vorhandene Rapsöl neh-
me me bleibt es es doch ein veganes Gericht! Probleme ohne Ende Man kann sich auch verrückt machen! Aber „Üben“ bedeutet ja auch: Lösungen finden mit denen sich das ökologische Di- lemma umgehen lässt Und Ostersonntag? Da gibt es es es dann wieder ein ein anständiges Frühstücksei – kein veganes das auch schon entwickelt wur- de de Wahrscheinlich stammt es aus dem 3D-Drucker und kostet ein ein „Schweinegeld“ Das echte vegetarische Ei ist ausnahms- weise hart gekocht! Denn nach alter Sitte werden im großen Familienkreis die Eier zu Os- tern ja „gekippt“ – woanders sagt man auch „kicken“ „düp- fen“ „ditschen“ „tütschen“ oder „dotzen“ dazu Aber: es sind Bio-Eier! Und natürlich mit von Öko-Test geprüften Eierfar- ben gefärbt Garantiert!
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