Page 25 - Volksdorfer Zeitung VZ 28 April 2018
P. 25
Fritz Jacobi (rechts, mit Blumen- strauß) und seine Mitstreiter freuten sich über die Ehrung, die Anja Quast vornahm.
mit den Händen machen, se- hen, was wird. Diese Tätigkei- ten verbinden. Und natürlich Sport. Der FC St.Pauli ist be- kannt für seine offene Haltung und hat wiederholt Bewohner zu einem Fußballspiel eingela- den. Ein ganz besonderes Er- eignis. Auch der Walddörfer Sportverein ist sehr um Integ- ration bemüht und hat extra für die Flüchtlinge einen Mitarbei- ter eingesetzt, der den Zugang zu Basketball und Fußball legt, für Frauen ist der Bereich Gym- nastik eine große Hilfe. In den Ferien geht es mit den Kindern auch schon mal zum Schwim- men, die Kinder bekommen Schwimmflügel. Es gibt ein Fahrrad-Projekt, das sehr gut funktioniert. Bislang wurden 40 Räder gespendet. Diese wer- den dann repariert, wobei Fahr- rad-Ehrig viele Artikel zu sehr günstigen Sonderpeisen abgibt und aktiv mit Rat und Tat zur Seite steht. Wenn das Rad dann rundum fahrbereit ist, geht es für zehn Euro (inkl. Helm und Fahrradschloss) in das Eigen- tum des Flüchtlings über.
Die Ehrenamtlichen sind gern bei den Menschen im Ri- chard Remé Haus. Einmal im Jahr treffen sich alle zum Aus- tausch, alle sechs Monate gibt es gemeinsame Gespräche mit „Fördern und Wohnen“, dem Träger der Einrichtung. Das Haus wird vermutlich in ein paar Monaten schließen. An der Eulenkrugstraße entsteht derzeit eine neue Unterkunft, die wohl im dritten Quartal be- zogen wird. Es wäre großartig, wenn auch dann viele ehren- amtliche Unterstützer zur Stel- le sind, sich den neuen Mitbür- ger annehmen und auch ihnen helfen bei uns anzukommen.
HELFER, VON DENEN WIR KAUM WISSEN
Regionalausschuss ehrte ehrenamtliche Arbeit
Engagierte Flüchtlingshelfer des Richard-Remé-Hauses ausgezeichnet
Vor Beginn der regulä-
ren Sitzung des Regi- onalausschusses Walddör- fer am 5. April, überreichte die Vorsitzende Anja Quast den Umwelt- und Sozialpreis 2017 an zwei Preisträger. Geehrt wurden, neben einer langjäh- rigen Gruppenleiterin der Alz- heimer Gesellschaft, auch die ehrenamtlichen Flüchtlingshel- fer, die im Volksdorfer Richard Remé Haus (auf dem Gelän- de des Amalie Sieveking Kran- kenhauses) sehr engagiert tätig sind. Anja Quast wies darauf hin, dass sich in keinem ande- ren Bereich die große Weltpo- litik in den vergangenen Jah- ren so unmittelbar – bis auf un- sere kommunale Ebene – aus- gewirkt hat, wie im Bereich der Flüchtlingspolitik. Und in kei- nem anderen Bereich hat die sogenannte „Zivilgesellschaft“ so unmittelbar zum Gelingen einer so großen Aufgabe, wie sie die Integration der zu uns gekommenen Menschen dar- stellt, beigetragen.
Ehrung für etwa 30 Helfer
Fritz Jacobi und drei weitere Helfer wurden stellvertretend für etwa 30 im Richard Remé Haus ehrenamtlich tätige Helfe- rinnen und Helfer ausgezeich- net, die den Menschen helfen, ihren Alltag zu bewältigen, ih-
nen den schwierigen Start in ein neues Leben erleichtern und helfen, bei uns anzukom- men. Das Richard Remé Haus ist eine ganz besondere Un- terkunft. Während zu Beginn der Aufnahme, im Dezember 2015, vor allem hochschwan- gere, alleinstehende Frauen in das Haus kamen, sind es heute meist Familien mit einem An- gehörigen, der dringend me- dizinischer Hilfe bedarf sowie schwerkranke Einzelpersonen.
Jede Partei lebt - egal ob al- lein, zu zweit oder als Fami- lie mit 5 Personen - in je einem Zimmer, was vereinzelt auch zur Raumenge führen kann. Derzeit wohnen etwa 30 Kin- der und 40 Erwachsene in der Unterkunft. Viele der Flüchtlin- ge, vor allem Frauen, sind An- alphabeten, die anfangs nicht in der Lage sind Buchstaben zu erkennen. Die ehrenamtli- chen Helferinnen und Helfer unterrichten in diesen Fertig- keiten. Viermal pro Woche gibt es vormittags und frühabends Deutschunterricht. Die Lernen- den werden in Gruppen (Anal- phabeten, Anfänger, stärkeres Niveau) unterteilt und mit gu- ten Materialien von 2 bis 3 Leh- rern und berufsfremden Hel- fern unterrichtet. Kinderbe- treuung findet vormittags und nachmittags statt, es gibt auch
eine kleine, interne Schulklas- se. Speziell für Frauen wurden Gruppen eingerichtet, wo sie ganz unter sich sind. Es wird gemalt, gestrickt, gestickt und im Gesprächskreis tauscht man sich aus, findet Kontakt zu- einander. Das Wichtigste für die Betreuten sind Sprachfort- schritte.
Sprache ist die halbe Miete
„Sprache ist die halbe Miete“ sagt Fritz Jacobi (ehemaliger Lehrer und pädagogisch gebil- det). „Den zweiten Teil bewirkt unsere Willkommens-Kultur. Es ist die herzliche Aufnahme, die Wertschätzung, der Respekt, den wir den Frauen, Männern und auch den Kindern entge- gen bringen“. Sehr beliebt sind Projekte wie Gartenarbeiten und Gemüse anpflanzen. Etwas
April 2018 VolksdorferZeitung 25