Page 19 - Volksdorfer Zeitung
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VON WOLF MORRISON
Anknüpfend an die ge-
stalterische Gradlinig- keit zweier ihrer Vorfah- ren, des Grossvaters mütter- licherseits Hermann Dahl- ström (1840-1922), des Planers des Nord-Ostsee Kanals (“Ka- nalström”) und des Physikers Heinrich Hertz, eines Vetters ihres Vaters, beschreibt Karin Hertz ihre künstlerische Kon- zeption selber so: “Die Kompo- sition einer Plastik sehe ich als gelungen an wenn Harmonie und Spannung eine Synthese ergeben.”
Als dritte Tochter und viertes Kind des Immobilienkaufmanns Dr. jur. Oskar Hertz und seiner Frau Olga Dahlström wurde Ka- rin am 26.Juli 1921 in der Willi- straße 14, in Winterhude, gebo- ren. Schon früh  el auf, dass Ka- rin Figuren aus Sand formte und z.B. ihren ersten Hund, den Air- daileterrier “Keck”, in Ton mo- dellierte. Mancher bekommt eine Gitarre in die Hand. Bei Ka- rin war es Ton.
Die ungeliebte Schulzeit hin- ter sich und nach Aufenthal- ten auf der Reit-und Fahrschu- le Wermsdorf sowie der Haus- haltsschule Obernkirchen, stu- diert die 19-Jährige 1940 in München an der Akademie der Künste als angehende Bildhau- erin in der Meisterklasse von Prof. Richard Knecht. Nach den Wirren des 2. Weltkriegs  n- det sie wieder nach Hamburg zurück und 1951, nach Volks- dorf. Hier, Im Allhorn 1, hat Ka- rin dann bis zu ihrem Tod im August dieses Jahres Haus und Garten bestellt, gewirkt, und ein erfülltes Leben gelebt.
Von ihren beru ichen Anfän- gen in den 50ziger Jahren an verstand es Karin, bei Wettbe- werben und Ausschreibungen, für Kunst am Bau Projekte stetig Aufträge für Plastiken in Schu- len, Krankenhäusern, Sportan- lagen, Spielplätzen, verschie- denen Bauvorhaben sowie von privaten Auftraggebern zu er- halten. Als Mitglied im Bund Bildender Künstler (BBK) Ham- burg und BBK Schleswig- Hol- stein wurden ihre Skulpturen im Laufe der Jahrzehnte zu vie- len Jahresschauen angenom- men und gezeigt sowie in einer Reihe von Einzelausstellungen hauptsächlich im norddeut- schen Raum, u.a. auch 1978 im
„Der Redner“ (Rudi Dutschke, 1968) und „Urform“, Bronze, 1993.
Spiekerhaus und im Jahr davor 1977 selbst in Tokyo und Kyoto, Japan, prominent vertreten.
Die vornehmlich in Ton und Bronze, aber auch in Stein und Holz ausgeführten Werke der Bildhauerin sind gekennzeich- net durch die Vielfalt des Dar- gestellten:
Portraits besonders von Kin- dern und sehr verschiedenen Persönlichkeiten des öffentli- chen Lebens wie der Schrift- stellerin Ricarda Huch (mo- delliert nur nach vorhande- nen Fotos, 1962); “Der Redner” (Rudi Dutschke, 1968), Elsbeth Weichmann, der gesellschaft- lich engagierten Frau des ehe- maligen Hamburger Bürger- meisters (1982) oder Großplas- tiken wie “Drei Segel” (1973) an einem 10 m hohen Mast für die Marina Wendtorf bei Kiel,
Karin Hertz 1929 als Achtjährige
Die Komposition
einer Plastik sehe ich
“Phalanx der Läufer” (150 cm x 240 cm, 1991, Munster), die le- bensgroße “Sonnenanbeterin” (Wittdün auf Amrum, 1989), die 5 m2 große “Tafelrunde” (1992, Torbogen des Alten Wai- senhauses, Hamburg), der le- bensgroße “Schreiender Esel” (1996, Elmshorn), sowie Tier- plastiken klein und groß, In- nengestaltung von kirchlichen Räumen und, hier in Volks- dorf, vielleicht ihr Markenzei- chen, ihre beiden Marktfrauen (1992) vor der Haspa - eigentli- cher Titel “Gestern und Heute”.
Der weite Bogen ihres Werks ist schon aus einer Auswahl der Titel ihrer Plastiken und Figu- ren ersichtlich:
als gelungen an,
wenn Harmonie und KInderkopf, Flucht, Pfer-
Spannung eine Synthese ergeben.
de, Hund und Katze, Flamin- go, Der Erste Schritt, Bäuerin, Begegnung, Hockender Knabe, Der Waechter, Der Fischzug, Geschwister, Das Gespräch, Das Paar, Fortuna, Kauern- de, Die Lesende, Pablo Casals, Schmerz, Trauer, Verzweif- lung, Junge und Hund, Drei Ballspieler, Tympanon, Freund- schaft, Auf iegende Störche, Bockspringer, Entenjunge, Vor dem Start, Barocktrompeter, Der Angler, Sumo Ringkampf, Noh Figur, Okasan, Frische Fi- sche, Shetlands, Junger Esel, Drei Sportler, Spielende Hun- de, Schreitende, lesend, Mönch von Heisterbach, Auferstehung, Xanthippe, Familienbild mit Fo- tograf, Abschied, Kreuzweg mit Auferstehung, Heiliger Sebas- tian, Großer Uhu, Kleine Eule, Matthias Claudius, Klaus Stör- tebeker, Max und Moritz, Zwi- schen den Welten, Urform, Die Gärtnerin, Die Ausschauende, Die Vierländerin, Der Wald so- wie viel andere mehr.
Karin modellierte sich im Laufe ihres langen Lebens ih- ren eigenen Zoo voller Tiere und Menschen zusammen. Bil- dete ab, was für sie in und an der Welt von Interesse war, da- bei immer wieder Tierdarstel- lungen, Hunde, Pferde, Vögel - nur eine Katze - und, immer wieder Portraits, Portraits, Por- traits von und vor Jung und Alt modelliert.
Ihre Plastiken, ihr Werk, wo passt es hin,
wie ist es einzuordnen?
Klassisch gegenständlich, da- bei ohne Verschönerungen, mit Liebe zum Detail und dem le- bendigem Ausdruck.
Oktober 2017 VolksdorferZeitung 19


































































































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