Page 28 - VOLKSDORFER ZEITUNG VZ 29 Mai 2018
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  Vorsorge rettet Leben
davor und am Untersuchungs- tag den Magen-Darm-Trakt rei- nigen. Nach der Untersuchung braucht man oft den Rest des Tages, um sich vom Schlafme- dikament zu erholen.
Kassenleistung
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die endoskopische Vor- sorgeuntersuchung für ihre Mit- glieder ab dem 55. Lebensjahr. Wer jünger und erblich vorbe- lastet ist oder Magen-Darm-Pro- bleme hat, kann sich ebenfalls unabhängig von der reinen Vor- sorge auf Krankenkassenkarte untersuchen lassen.
Bewegung und ballaststoff- reiche Ernährung sind gut für die Darmgesundheit. Außer- dem sollten insbesondere Typ- 2-Diabetiker regelmäßig zur Vorsorge gehen und ihren Le- bensstil anpassen, denn spezi- ell diese Patientengruppe hat aufgrund des höheren Insulin- spiegels im Blut ein dreifach er- höhtes Darmkrebsrisiko.
Dem Darmkrebs keine Chance geben
VON JOCHEN MERTENS
Darmkrebs zählt zu den
am besten erforschten Krebsarten beim Menschen. Er lässt sich gut bekämpfen, weil er extrem langsam wächst. Von der Vorstufe in Form von Polypen bis zum Krebs verge- hen etwa sieben bis zehn Jahre. Genügend Zeit, um diese Poly- pen im Rahmen der Vorsorge rechtzeitig zu entfernen.
Etwa 60 000 Patienten er- kranken in Deutschland pro Jahr an Darmkrebs. Darü- ber hinaus sind etwa 25 000 Todesfälle jährlich zu bekla- gen. Bei Männern steht die Er- krankungshäufigkeit für diese Krebsart aktuell nach Prostata- und Lungenkrebs an 3. Stelle, bei Frauen nach Brustkrebs auf Platz 2. „Wir könnten die Zahl der Neuerkrankungen drastisch senken, wenn ein größerer Teil der Bevölkerung an der Darm- krebsvorsorge teilnehmen wür- de“, erklärt Prof. Dr. Marcus Wiedmann. Sein Kollege, Prof. Dr. Stefan Farke, hat in der Ver- gangenheit zahlreiche Men- schen, die über 50 Jahre alt sind, gefragt, ob sie schon bei der Darmkrebsvorsorge waren. Die Antworten fallen unter- schiedlich aus: „Ich habe Angst vor einem schlechten Ergebnis“ bekam er zu hören, aber auch „Ich weiß, dass es diese Unter-
suchung gibt, aber ich bin noch nicht dazu gekommen.“ Beide Chefärzte setzen sich dafür ein, dass die Menschen ihren Teil der Verantwortung an der ei- genen Gesundheit übernehmen und regelmäßig zur Darmspie- gelung gehen.
So funktioniert
die Darmspiegelung
Nachdem unsere Nahrung den Magen verlässt, passiert sie den etwa 3,5 bis 5,5 Me- ter langen Dünndarm und da- nach eine 1,2 bis 1,5 Meter lan- ge Strecke zur Eindickung, die wir Dickdarm nennen. In die- sem Teil des Darms bilden sich in der Regel ab dem 50. Lebens- jahr Polypen. Das sind zunächst harmlose Zellwucherungen, die entweder stielförmig mit der Darmwand verbunden sind oder auch flach wachsen kön- nen. Wir fühlen uns gesund, es gibt keine Blutungen oder Be- schwerden. Erst nach etwa sie- ben bis zehn Jahren kann sich aus solchen Polypen ein bös- artiges Krebsgeschwür ent- wickeln. Die gutartigen Poly- pen lassen sich im Rahmen der Krebsvorsorge durch eine endo- skopische Untersuchung recht- zeitig entdecken und mit einer Zange oder Schlinge risikoarm entfernen. So kann der Darm- krebs verhindert werden, be- vor er entsteht. Dazu wird dem
Patienten durch die natürliche anale Körperöffnung ein 1,30 bis 1,60 Meter langes flexib- les Endoskop eingeführt. Beim Vorspiegeln wird der Dickdarm mit Luft oder CO2 aufgepumpt und beim Rückzug Zentimeter für Zentimeter abgesucht. Die- se Untersuchung dauert etwa 20 Minuten, die Patienten wer- den in einen leichten Schlaf versetzt – das ist ausdrücklich keine Narkose – und bekom- men davon nichts mit.
Wer das Thema offensiv an- gehen will, sollte zunächst über den Zeitaufwand Bescheid wis- sen: erster Termin beim Haus- arzt, der den Patienten zum Spezialisten überweist, nächs- ter Termin beim Gastroente- rologen oder Proktologen zur Aufklärung. Zur Vorbereitung müssen die Patienten am Tag
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Prof. Dr. Marcus Wiedmann (links) und Prof. Dr. Stefan Farke zeigen das Endoskop, mit dem die Darmspiegelung durchgeführt wird. An dessen Spitze befinden
sich Kamera und
Lichtquelle.
FOTO: ST. MARIEN- KRANKENHAUS










































































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