Page 8 - KreiterDemo
P. 8

Die Planung lief nun auf vollen Touren. Mein Freund Horst, Monteur bei der Firma Hei- delberger Druckmaschinen, besorgte mir in Erlangen eine gebrauchte Offsetdruckmaschi- ne „KOR“.
Bei der Firma Gestetner bestellte ich eine günstige Vorführmaschine. Besonders stolz aber war ich auf meine nagelneue „Wohlen- berg“-Schneidemaschine. Etliche gebrauchte Bindereimaschinen, wie zum Beispiel Perfo- rier- und Rillmaschinen, Bohr- und Heftma- schinen konnte ich dank Tips von Freunden günstig erwerben. Eine kleine Sortierma- schine, die unbedingt notwendig war, kostete jedoch mindestens zwölftausend DM und war gebraucht nicht zu bekommen.
Mein Sportkamerad Sepp, welcher von Beruf Werkzeugmacher war, schaute sich eine solche Maschine daher einmal genau an - und baute sie, in etwas geänderter Form, ein- fach nach. Die Material- und Arbeitskosten betrugen gerade mal 1.000 Mark, und die Maschine leistete vier Jahre lang täglich acht bis zehn Stunden beste Dienste.
Die Firma Kalle AG machte mir ein ganz tolles Angebot: die Bereitstellung einer neuen Elfasolkamera (zum Erstellen von Direkt-Off- setdruckplatten), die ich mit einer Mark pro verkaufter Druckplatte abzahlen konnte. Bei der Firma AM besorgte ich mir noch eine Bruning (Vorführmaschine) zum Erstellen von Druckträgern für Vervielfältigungsarbeiten.
Damit ich die dort vorhandenen 60 qm ebenerdig nutzen konnte, mußten jedoch der vorhandene Boden teilweise entfernt und cirka 70 cm Kiesauflage abgetragen werden. Insgesamt rund 28 Kubikmeter und natürlich alles per Hand und mit dem Schubkarren. Dann wurden neue Tore eingebaut, neue Fuß- böden, eine neue Toilette; Stromanschlüsse für die Maschinen und Lichtquellen wurden verlegt und natürlich frisch gemalert.
Gesamtinvestition für Maschinen, Geräte und Umbau: 100.000 DM. Davon hatte ich einen Teil angespart und der Rest wurde als Hand- werkerkredit von der Bank finanziert.
Zum geplanten Zeitpunkt, dem 1. Oktober 1972, war alles fertig und einsatzbereit. Bereits angeknüpfte Geschäftsbeziehun- gen und Kontakte zu Auftraggebern bei der Münchner Siemens AG ließen darauf hof- fen, daß ich auch Arbeit bekommen würde. Mir war jedoch klar, daß diese Auftragser- teiler gegenüber ihren Vorgesetzten Gründe für die Vergabe an eine neue, recht kleine Fir- ma angeben mußten. Günstigere Preise sind dabei zwar immer ein Argument, aber auf Dauer nicht ausreichend; sie konnten auch nicht in meinem Interesse sein.
Letztlich überzeugen kann man nur durch Qualität.
Zu jener Zeit kamen die ersten Kopierma- schinen auf den Markt und wurden gerade in Großfirmen eingesetzt. Kopiermaschinen haben jedoch feste Takt-Preise. Das war damals so und ist auch heute noch so. Mit meiner Vervielfältigungsmaschine und mei- ner „Bruning“ konnte ich diese Preise unter- bieten. Mein entscheidendes Plus lag jedoch in der Qualität des Produktes.
Bei uns wurde nämlich durch manuelle Unterbrechung im automatischen Ablauf der Druckfolienherstellung die bereits belichtete Folie aus dem Gerät genommen, sorgfältig retuschiert und danach zur Fertigstellung wieder in den Automaten zurückgegeben. Das Ergebnis war für meine Kunden unerklärlich, bewundernswert und wurde dementspre- chend weiterempfohlen. Als Folge dessen kamen verschiedene Kunden-Delegationen, um diese kleine und doch so leistungsfähige Druckerei zu besichtigen. Natürlich wurden wir manchmal belächelt, doch in Bezug auf Qualität und Termineinhaltung war unseren Produkten nichts abzusprechen.
Denn durch einen „Kunst- griff“ war das Druckergebnis meiner Produkte
in der Qualität besser als das Original. Ich bin davon überzeugt, daß dies der Schlüssel zum Erfolg war: Zwar mehr Arbeit für das gleiche Geld, aber eben viel bessere Qualität.
8
 





















































































   6   7   8   9   10