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 14 • INTERVIEW
 ZÜRICH WIRD FÜR FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG ATTRAKTIVER
Das Schweizer Stimmvolk nahm am 19. Mai das Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung (STAF) deutlich an. Die Unternehmensbesteuerung wird somit vereinheitlicht. Obwohl im Vorfeld der Abstimmung diese Verknüpfung verschiedener Themen kritisiert wurde, hat sich das Volk für das Paket entschieden.
Interview mit Ernst Stocker, Regierungsrat, Finanzdirektor Kanton Zürich
Herr Regierungsrat Stocker, was bedeutet diese Abstimmung für Sie als Finanzdirektor?
Das sehr deutliche Ergebnis ist für uns hocherfreulich. Be- sonders erfreulich ist aus Zürcher Sicht, dass wir damit gute neue steuerliche Instrumente und Argumente erhalten können, um unsere Unternehmen im Kanton zu halten, ins- besondere auch Finanzierungsgesellschaften, von denen es in Zürich einige gibt. Der Ausgang der Abstimmung ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie es der Schweiz immer wieder gelingt, breit abgestützte Mehrheiten zu finden.
Welche Folgen hat das Ja für den Wirtschaftsstandort Schweiz, insbesondere für Zürich?
Der Entscheid des Stimmvolkes sorgt in erster Linie für Rechtssicherheit: Für die Unternehmen ist nun klar, was in den kommenden Jahren gilt und dass die privilegierte Besteuerung einzelner Unternehmen abgeschafft wird. Ich bin überzeugt, dass die neuen Regeln den Standort Schweiz stärken: Wir haben international signalisiert, dass wir auch bei einer Abschaffung von umstrittenen Steuer- regimes nicht einfach hingehen und die Steuern erhöhen, sondern dass wir nach guten Lösungen für alle suchen. Das gilt auch für Zürich, aber hier haben wir den Weg erst zur Hälfte zurückgelegt – nun gilt es, auch der kantonalen Umsetzung noch zum Durchbruch zu verhelfen, worüber wir am 1. September abstimmen.
Die Flughafenregion Zürich ist die Region mit dem stärksten Wirtschaftswachstum in der Schweiz. Es werden aktuell viele Investitionen getätigt und Infrastrukturprojekte realisiert. Ist die Schweiz für international tätige Unternehmen nach dieser Abstimmung in Bezug auf die Anpassungen der Unternehmenssteuern attraktiver?
Davon bin ich überzeugt. Für viele Unternehmen fällt nun auch eine belastende Unsicherheit weg. Das wird den übri- gen Standortfaktoren wieder ein stärkeres Gewicht geben, nämlich unserem liberalen Wirtschaftsklima, der exzellen- ten Infrastruktur besonders im Kanton Zürich und der Flug- hafenregion, aber auch dem innovativen Umfeld mit her- vorragend ausgebildeten Fachleuten und Forschern.
Bezüglich Neuansiedlung – insbesondere von ausländischen Unternehmen: Welche Effekte erwarten Sie, speziell auch von der Förderung von Forschung & Entwicklung sowie der Patentbox?
Wenn es uns am 1. September gelingt, im Kanton Zürich auch der kantonalen Umsetzung der Steuerreform zum Durchbruch zu verhelfen, rechne ich mit einer Expansion in diesem Bereich. Dann wird der Kanton Zürich für Unterneh- men mit einem grossen Gewicht auf Forschung und Innova- tion, nämlich zu einem sehr interessanten Standort und das wird auch wieder interessante neue Arbeitsplätze schaffen. Das ist sehr zukunftsgerichtet und passt bestens zu unseren weiteren Standortvorteilen wie zum Beispiel dem hervorra- genden Bildungsangebot auf Hochschul- und Fachhoch- schulebene sowie der internationalen Vernetzung, für wel- che der Flughafen eine wichtige Rolle spielt.
  ERNST STOCKER
Regierungsrat des Kantons Zürich, Volks­ wirtschaftsdirektor 2010 bis 2015, Finanz­ direktor seit 2015, Verwaltungsrat von EKZ, Swisslos und Schweizer Salinen AG, Bankrat der SNB, Vizepräsident der Konferenz der Kantonsregierungen, Vorstandsmitglied der Finanzdirektorenkonferenz
 




















































































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