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Fleissige, hartarbeitende Männer, faule, verfres- sene Weiber. Den Fakt, dass es im Bienenstock gerade andersherum ist, lieferte erst der Forscher Jan Swammerdam im 17. Jahrhundert und hätte den armen Hesiod bestimmt aus den Socken fah- ren lassen. Immerhin hatte er sich unbewusst damit selbst das komplette Gegenteil seines angeblichen Beweises aus der Natur geliefert. Fleissige Arbeite- rinnen und träge, männliche Drohnen.
Der vermeintliche inexistente Königinnen-Sex und der jungfräuliche Bienen-Eros hat die Mensch- heit über eine lange Zeit gehörig verwirrt.
In der Antike und bis ins Mittelalter war man der felsenfesten Überzeugung, dass das Bienenober- haupt ein König war – ein «Weisel». Schliesslich hatte dies bereits Aristoteles behauptet und an des- sen Worte zweifelt man bekanntlich nicht.
Das Bild der antiken Autoren vom Bienenstaat als eine perfekte Monarchie mit einem edlen Kö- nig erhielt in der Renaissance einen erneuten Aufschwung. Erasmus von Rotterdam (1467-1536) schrieb, dass der Herrscher der Bienen der Mäch- tigsten von allen sei, weil er seine Untertanen nicht unterdrücke, sondern ihr Wohltäter sei. Die Bienen liebten ihn und sollen mit grosser Freude für ihn gearbeitet haben.
Jedoch gegen Ende der Renaissance geriet die aristotelische Auffassung, dass der Bienenstaat von
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