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Beiträge zur klassischen Homöopathie
zu erwarten, sprach er sich gegen eine Vorlesung an der Universität aus, und die weiteren Instanzen stimm- ten dem zu. Damals war das Krankenhaus der Barm- herzigen Schwestern in Wien Gumpendorf das Zent- rum der Homöopathie, wo mehrere Ärzte über viele Jahre die Homöopathie am Krankenbett anwendeten. Aufgrund dieser Situation und der Angriffe der allopa- thischen Kollegenschaft gründete eine Gruppe homöo- pathischer Ärzte, darunter Wurmb, im Jahr 1842 einen ersten Verein und im Jahr 1844 erschien erstmals die „Österreichische Zeitschrift für Homöopathie“.
1850 gründeten Wurmb und Watzke eine „Heil- und Lehranstalt“ im Leopoldstädter Spital. Im Juli 1848 er- hielt er die Bewilligung „außerordentliche Vorträge über Homöopathie an der hiesigen Universität halten zu dürfenvii“. Eine Vorlesung wurde dann aber nie
von ihm gehalten, sein Hauptaugenmerk lag in der „Heil- und Lehranstalt“ und der dortigen Festigung der Homöopathie. Ein weiteres Gesuch, im Krankenhaus Leopoldstadt Vorlesungen zu halten, wurde ebenfalls abgelehnt. Nichtsdestotrotz wurden im dortigen Spital zahlreiche Vorträge für die Kollegenschaft aus dem
In- und Ausland angeboten.
G. Dorffnerviii schreibt, dass ein Grund für die Ableh- nung der Homöopathie durch die allopathische Kol- legenschaft die unterschiedlichen Ansätze in der Lehre der Homöopathie waren, ebenfalls ein Grund, der auch heute nicht unterschätzt werden soll. Auch Wurmb selbst war dies bewusst, da er dies in seinem Gesuch, Vorlesungen zu halten, erwähnte. Dieser Punkt wurde leider auch seitens der Universität auf- genommen und war mitentscheidend, dass es zu kei- nen Vorlesungen kam.
Aufnahme aus der Stiftsbibliothek Vyssi Brod, Tschechien
In den folgenden Jahren ist es in Wien nicht gelun- gen, einen Lehrstuhl für Homöopathie zu errichten, im Gegensatz zu Prag, wo eine Dozentur errichtet wurde und Budapest, wo es an der Universität Vorlesungen gab.
i Wurmb hieß bis mindestens 1844 Wurm. Danach hat er seinem Namen ein „b“ hinzugefügt. Wahrscheinlich deshalb, dass es zu keinen abfälligen Bemerkungen über seinen Namen kommt. Quelle: Lucae, C:Homöopathie an deutschsprachigen Universitäten, Quellen zur Homöopathiegeschichte, Bd 4, Haug, 1998, S. 218
ii Peinbauer T. Adalbert Stifter in homöopathischer Behandlung. Aude sapere 2018 (21), Ausgabe 2, S. 10
iii Dazu gibt es in der Literatur verschiedene Angaben
iv Watzke, F. A.: Dr. med. Franz Wurmb (Biographische Notizen) in Documenta Homoeopathica Band 7, S. 35-44
v Horn S (Hrsg).: Homöopathische Spurensuche, Verlagshaus der Ärzte, Wien, 2003, S.61
vi S. v, S. 62ff
vii S. v, S. 66
viii S. v, S. 67
DR. BERNHARD ZAUNER
Arzt für Allgemeinmedizin. Beschäftigung mit der Homöopathie seit Beginn der 1990er-Jahre. Ausbildung: u. a. Augsburger Dreimonatskurs, D. Spinedi, A. Saine, Henny Heudens-Mast.
Seit 2001 in eigener homöopathischer Praxis. Publikationen in verschiedenen homöopathischen Fachzeitschriften.
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Foto: Fischbacher