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LINIE PUNKT TESAKREPP
EDITION MODUL1
Das erste Skizzenbuch fertigte Ich als Vorbereitung für die Eignungsprü- fung an der Europa-Universität Flensburg an. Seitdem ist das Skizzen- buch ein fester Bestandteil meiner künstlerischen Arbeitsweise. Einmal angefangen und die erste Seite gefüllt geht es bei mir wie von selbst – ein Ausprobieren und Experimentieren, um die eigene künstlerische Richtung herauszufinden. Das Skizzenbuch ist für mich der richtige Ort, um Dinge zu verarbeiten und bewusste und unbewusste Prozesse meiner Denkweise zu visualisieren und festzuhalten. Mein persönliches zeichnerisches Handeln ist geprägt von Eindrücken aus der eigenen Umwelt, aber auch von Spontanität.
Das Zeichnen und Skizzieren im Skizzenbuch ist ein aktiver Prozess. Die Linie als fundamentales künstlerisches Element, sowie der Punkt und der Tesakreppstreifen werden zu zentralen Elementen.
Für mich bedeutet eine freie und unkontrollierte Linienführung die eigene künstlerische Freiheit zu erleben. Ich habe die Möglichkeit, eine Zeich- nung durch eine einzige Linie zu vollenden und dennoch das weiße Blatt zu füllen. Neben der Linie ist der Punkt ein elementares Gestaltungsmittel, welches in meinen Skizzenbüchern immer wieder auftaucht. Es ist ein zentrales Element meiner künstlerischen Arbeit. Der Punkt zieht in einem Bild den Blick auf einen bestimmten Bereich und ist ein wichtiges Element der Komposition. Das Einkleben von Papieren, Zeitschriftschnipseln, Etiketten oder persönlichen Notizen unterstützt viele meiner Zeichnungen – auch der Klebestreifen selbst, wird ein Teil der Zeichnung.
Die Auseinandersetzung mit dem Skizzenbuch als Medium der Kunst kann zu einer veränderten Sichtweise auf die Möglichkeiten und Eigenschaften des Skizzenbuchs führen.
I
Im ersten Skizzenbuch stehen das Ausprobieren und Arbeiten mit verschiedenen Techniken und Materialien im Vordergrund. Es unterscheidet sich insofern von den folgenden Büchern, als dass es ein erstes Herantasten zeigt und eine Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Mit jeder Seite eines Skizzenbuches beginnt für mich als Zeichnerin ein neues Projekt.
II–APFEL
In diesem Skizzenbuch hielt ich die künstlerische Auseinandersetzung
mit dem Thema „Apfel“ fest. Es handelt sich um eine Studie über den Apfel als Gegenstand – im Laufe des künstlerischen Arbeits- und Entwicklungs- prozesses wird der Apfel immer weiter abstrahiert. Infolgedessen stellte sich zum ersten Mal die Frage, ob das Skizzenbuch als eigenständiges Kunstwerk angesehen werden kann.
III
Das dritte Skizzenbuch zeigt die ständige Weiterentwicklung der eigenen künstlerischen Identität. Es werden Dinge gesehen und wiedergeben, die Teile meines Wesens sind, die die Fantasie erweitern und die Kreativität bereichern. Zudem findet eine schrittweise Reduktion meiner Bilder statt: Die Farbigkeit der Skizzen nimmt immer weiter ab.
IIII
Das vierte Skizzenbuch präsentiert unterschiedliche immer wiederkehrende Bildelemente, die Ausdruck meiner künstlerischen Arbeitsweise sind.
Lena Fehrs arbeitet mit Skizzenbüchern – einem häufig genutzten Medium in der künstlerischen Praxis. Sie fokussiert sich dabei auf die Fragestellung, ob das Skizzenbuch auch als
ein eigenständiges Kunstwerk angesehen werden kann. "Ich lege einfach los", sagt Lena Fehrs. Sie meint das Ausprobieren und Experimentieren, die Suche auf der Fläche, die Inspiration der Linie usw. Alles sind Punkte, die das Wesen eines Skizzenbuchs beschreiben können. Es zeigt
sich eine Experimentierfähigkeit, ja man kann von künstlerischer Erlebnisfähigkeit sprechen. Lena Fehrs taucht förmlich in das Medium Skizzenbuch ein und schafft künstlerisch anspruchsvolle Exponate, in denen es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Der Status des Werkcharakters
ist hier nachvollziehbar, eine Entwicklungslinie und die persönliche Ausformung wird deutlich.
Nach "Silent Talks" ist "Linie Punkt Tesakrepp" die zweite Veröffentlichung in der EDITION MODUL1. Hier sollen bemerkenswerte Arbeiten von Studierenden publiziert und so auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
WERNER FÜTTERER
LENA FEHRS