Page 30 - Volksdorfer Zeitung VZ 34 - Dez 2018
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 ERNÄHRUNG
Weg mit dem Wohlstandsspeck
Fachwissen über das, was wir essen und trinken, dringend nötig, um gegensteuern zu kön- nen. Natürlich möchten die Menschen ihr Übergewicht schnell wieder loswerden – am besten zehn Kilo in zehn Tagen. Doch solche Wunschvorstel- lungen sind unrealistisch. Ob im Rahmen der Ernährungsbe- ratung oder in einer Abnehm- gruppe: Jeder kann sich sei- ne Abnehmformel selbst erar- beiten. Von den etwa 200 täg- lichen Entscheidungen zur Er- nährung können wir beim Einkaufen, Kochen oder abends in einer Cocktailbar einige Din- ge grundsätzlich anders ma- chen. „Wer damit etwas we- niger Energie zu sich nimmt, als der Körper braucht, nimmt ganz langsam ab“, ermutigt Lenzen.
Warum fällt es den Menschen trotzdem so schwer, das eigene Gewicht in den Griff zu bekom- men? Diese Frage ist vor allem verhaltenstherapeutisch zu be- antworten. „Für eine Verände- rung in unserem Leben brau- chen wir etwa zwei Monate, bis die neue Gewohnheit selbstver- ständlich geworden ist“, erklärt Ernährungstherapeutin Chris- tina Zimmer.
„Manchmal verstecken sich die Menschen auch hinter ih- rem Alter“, ist Olaf Lenzen auf- gefallen. Man darf vermeintli- che Altersveränderungen, wie etwa die Wechseljahre, nicht damit verwechseln, dass sich Menschen schlecht ernähren und zu wenig bewegen. Also: Runter vom Sofa und raus aus
Der Arzt Olaf Lenzen und die Ernährungstherapeutin Christina Zimmer.
der Komfortzone! Laut einer Faustregel tragen zum Abneh- men etwa 70 Prozent durch Er- nährung und 30 Prozent durch Bewegung bei. Deshalb sollte der Besuch im Sportstudio oder Turnverein nicht von vornher- ein ausgeschlossen werden.
Gewicht ist nicht nur eine Frage der Schönheit, sondern viel mehr der Gesundheit. Aus medizinischer Sicht sollten übergewichtige Patienten ihr Gewicht zumindest so weit re- duzieren, dass die Blutwer- te (Blutzucker, Blutdruck und Blutfettwerte) wieder im grü- nen Bereich liegen. Wenn dies nicht der Fall ist, können zahl- reiche Folgeerkrankungen ent- stehen wie etwa Diabetes, Gicht, Herz-Kreislauf-Erkran- kungen oder Gelenkbeschwer- den.
Patienten können sich vom Hausarzt zur Beratung über- weisen lassen. Eine Stunde bei einem zertifizierten Ernäh- rungsberater kostet rund 70 Euro. Die Krankenkassen zah- len Zuschüsse für sechs Bera- tungen, die vorab beantragt werden müssen. Eine Alterna- tive sind Gruppenkurse, bei de- nen in Kleingruppen Ernäh- rungswissen anschaulich ver- mittelt wird.
7 Buchtipp Der Ernährungs- ratgeber „Herr Mertens nimmt ab“ von Margret Bielenberg und Jochen Mertens ist eine große Unterstützung, um das eigene Gewicht wieder in den Griff zu bekommen und es danach dauer- haft zu halten. Das Buch hat 256 Seiten, kostet 19,90 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. Nähere Informationen sind im Internet unter www.herr-mertens-nimmt- ab.de zu finden.
Am Anfang der Ernäh- rungsberatung steht eine tagtägliche Auf- zeichnung der Ess- und Trinkgewohnheiten. Dieses Protokoll gibt Aufschlüsse über die Kalorienfallen des Tages. Die Dickmacher finden sich meist unter dem, was man neben- bei isst und trinkt: den Latte macchiato, den Snack beim Warten auf die U-Bahn oder die Knabbereien abends vor dem Fernseher.
VON JOCHEN MERTENS
„Das Schlimmste sind je-
doch die Softdrinks“, sagt der Ernährungsmediziner Olaf Lenzen. Aus Unkenntnis werden diese kalorienhaltigen Getränke oft als Durstlöscher eingesetzt. Dadurch erhält der Körper ständig ein Überange- bot an Zucker. Und wir haben nicht einmal ein Sättigungsge- fühl. „Es gibt einen Zusammen- hang zwischen der massenhaf- ten Einführung von Softdrinks in den vergangenen Jahrzehn- ten und dem Übergewicht in unserer Gesellschaft“, erklärt Lenzen.
Noch nie gab es ein so reich- haltiges Nahrungsangebot wie heute. Wir leben quasi im Schla- raffenland. Doch inzwischen ist
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