Page 30 - Volksdorfer Zeitung VZ 63 MAI 2022
P. 30

Würdevoll zu Hause sterben
Mit einem ambulanten Hospiz- und Palliativteam ist das möglich
VON JOCHEN MERTENS
Die Betreuung sterben-
der Menschen hat sich in den vergangenen 20 Jahren so- wohl medizinisch-pflegerisch als auch rechtlich erheblich ver- bessert Ein würdevolles Ster- ben
ist auch zu zu Hause möglich
In Hamburg gibt es es es dazu ein breit aufgestelltes Netzwerk „Die Menschen wissen we- nig über den letzten Lebensab- schnitt und und eine mögliche pal- liativmedizinische und und -pflege- rische Versorgung“ beobachtet Sven Goldbach Vorstandsmit- glied im Landesverband Hos- piz und Palliativarbeit Ham- burg e e e e e e e e e e e V Zu den den möglichen Be- gleiterscheinungen mit denen sterbende Menschen zu kämp- fen haben gehören Schmerzen Atemnot Übelkeit Ängste oder innere Unruhe Dagegen können entsprechende Medikamente verschrieben werden „Sollte es zum Beispiel am am Samstagabend zu zu einer Verschlechterung kom- men ist nicht automatisch eine eine eine Aufnahme in in in in einer Klinik nötig Die Dosierung der Medikamen- te kann auch nachts und am am Wo- chenende angepasst werden“ erklärt Sven Goldbach Ehrenamtliche Hospizbegleitung
Einen wichtigen Baustein in- nerhalb dieses Netzwerks bil- den die die ambulanten Hospiz- dienste Ehrenamtliche Beglei- ter bieten regelmäßige Besuche für ein bis zwei Stunden an – zu Hause im im im Altenheim oder im im im Krankenhaus Zu den Aufgaben der ambu- lanten Hospizdienste gehört auch Beratung: So gibt es Pa- tienten die gerade erfahren ha- ben
dass sie mit ihrer Krank- heit kaum noch eine Perspekti- ve auf Heilung haben Sie wol- len nicht nicht zum Psychologen mögen die Angehörigen nicht nicht belasten sondern brauchen le- diglich einen geschulten Zuhö- rer der der ihnen beim Sortieren der der Gedanken zur Seite steht Palliativmedizin: Der Wille des Patienten zählt
„Wenn es eine medizinische In- dikation für den Einsatz von palliativmedizinischen Maß- nahmen und Medikamenten gibt brauchen wir eine Ein- willigung“ erklärt Dr Markus Faust Anästhesist Palliativ- mediziner und Vorstandsmit- glied im Landesverband Hos- piz und Palliativarbeit Ham- burg e e e e e e e e e e e V V Viele Patienten kön- nen das selbst entscheiden und bestimmen ob sie künstliche Ernährung Beatmung eine Herz-Lungen-Wiederbelebung oder oder intensivmedizinische Be- handlung ablehnen oder oder eine maximale Therapie wünschen Sofern Patienten dazu nicht mehr in in der Lage sind entwi-
ckeln die die Ärzte einen Behand- lungsvorschlag der die die Krank- heitsumstände das Alter und die Lebenserwartung berück- sichtigt Dieser Ansatz wird mit den Angehörigen oder dem zu- ständigen Betreuer bespro- chen chen um ihn mit dem mutmaß- lichen Willen des Patienten in in in Einklang zu bringen Wer auf Nummer sicher gehen will re- gelt das in in in einer Patientenver- fügung mit einem persönlichen Gedanken zur Lebenseinstel- lung und einer klaren Aussa- ge darüber ob am Lebensende der Einsatz von Palliativmedi- zin gewünscht wird Verkürzt Morphium das Leben?
Wenn der Palliativmediziner kommt werden Todesmedika- mente verabreicht und der Pa- tient stirbt schneller „Das ist komplett falsch“ erklärt der Dr Markus Faust Opioide – – wie etwa Morphin – – werden als Schmerzmittel eingesetzt hel- fen aber auch bei Atemnot und Angstzuständen Symptome die eng miteinander zusam- menhängen Das Ziel ist eine Linderung das Leben wird da- durch nicht verkürzt Trotzdem kann genau das passieren er- klärt der Mediziner: „Wenn ein Patient starke Schmerzen hat werden Botenstoffe wie Adre- nalin produziert Der Körper steht dadurch unter starkem
30 Volksdorfer Zeitung Mai 2022
Bei der Hospizarbeit setzt Sven Goldbach auch auf tierische Mitarbeiter die sich als Therapeuten bewährt haben FOTO: UMSORGT WOHNEN
Stress und versucht auf na- türlichem Weg dagegen anzu- kämpfen Werden Opioide ge- geben kann es passieren dass der der Patient schneller stirbt – je- doch nicht aufgrund der der der Me- dikamente sondern weil die Schmerzen nachlassen der der Stresshormonspiegel sinkt und der Organismus entspannt “ Wie viel Opioide werden ge- spritzt? „Es gibt Tumorpatien- ten ten die nur eine geringe Dosie- rung haben möchten um ihnen einen Großteil ihrer Beschwer- den zu nehmen Sie möchten jedoch wach bleiben und viel- leicht noch ein paar Schritte gehen Den verbleibenden ge- ringeren Schmerz nehmen sie in in in Kauf Andere sind so voller Angst und schlechter Gedan- ken dass sie komplett von ihren Beschwerden befreit werden werden möchten – auch wenn sie da- durch vermehrt müde sind oder viel schlafen“ weiß Dr Markus Faust aus aus Erfahrung 7 Weitere Informationen: www ko- ordinierungsstelle-hospiz de de oder telefonisch 040 / 226 30 30 30 30 30 30 30 30 30 7 „Der Pflegekompass“ ist ein Leitfaden rund um alle finanziellen rechtlichen und menschlichen Aspekte der Pflege „Umsorgt wohnen“ stellt Altenheime und Senio- renwohnungen mit Preisen und Leistungen vor Die Bücher kosten jeweils 19 90 Euro und sind erhältlich im Buchhandel sowie in der Abendblatt-Geschäftsstelle Großer Burstah 18-32 20457 Hamburg Bestellung online unter www derPflegekompass de de oder unter Tel 333 66 999 (zuzüglich Versandkosten) 




















































































   28   29   30   31   32