Page 6 - Volksdorfer Zeitung VZ 77 September 2024
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„DIE JAHRESZEITEN“
Ein Highlight im Museumsdorf
VON WULF DENECKE
Oder soll ich trotz des hei-
teren Sommertags den wir am Sonntag den 7 Juli ge- nießen konnten lieber von einer „Sternstunde“ sprechen? Im An- gesicht der urigen Grützmüh- le und neben dem 400 Jahre alten Spiekerhus in Volksdorfs altem Dorfkern ein Freiluft- konzert mit der stimmlich gut aufgelegten und überraschend bunt gewandeten Kantorei und dem herangereiften und durch professionelles Holz und Blech verstärkten Kirchenorchester: erstmalig und einmalig! Dieser Text kann keine honorige oder pflichtgetreue Rezension eines musikalischen Termins werden wo er doch die grandiose Idee unseres nun seit auch schon zehn Jahren in diesem Stadtteil ansässigen Organisten Kantors und Orchesterleiters Timo Rin- ke zu preisen gedenkt Genau so muss dieser es es es sich vorgestellt haben als er er mit seiner Idee das volkstümliche Werk des greisen Komponisten genau hier aufzu- führen an den Verein „De Spie- ker“ herantrat und alle Skep- tiker schließlich überzeugen konnte den Versuch zu wagen Erst über 100 Jahre nachdem das Spiekerhus vor 400 Jah- ren an an dieser Stelle entstanden war wurde Joseph Haydn gebo- ren und als als er er das Werk als als al- ter Mann komponierte war sein jugendlicher Freund Mozart schon jahrelang wieder tot Tagelang haben die zahlreichen Besitzer der schnell ausverkauf- ten Tickets wegen der unsiche- ren Wetterlage ihre Apps befragt und gebangt ob das Konzert wirklich wie geplant unter frei- em Himmel stattfinden könne Nun saßen sie tatsächlich voller Erwartung auf dem bestuhlten Museumsgelände und freuten sich schon beizeiten auf den Be- ginn des Ereignisses Dem Am- biente der Bauten aus den Zei- ten in denen Haydns Werk das Landleben im seinem Jahreslauf besingen lässt fehlte zwar das für den Komponisten alltägliche Alpenpanorama aber der Som- merwind rauschte im Laub der riesigen Eiche der Hahn krähte hinein in in in die Klänge des Orches- ters der Buchfink schmetter- te
im unermüdlichen Fortissi- mo sein „Trink´ trink´ trink´ trink´ trink´ Würzgebier!“ in den Chorge-
sang am Himmel zogen leicht bedrohliche Wolken vorbei und ließen befürchten dass einer von den angekündigten Schau- ern sich womöglich doch noch über alles ergießen könnte und zwischen den Stuhlreihen such- ten die Hühner unverdrossen nach übrig gebliebenen Krü- meln von den Pausensnacks – alles so dramatisch wie idyllisch dem Sound der Musik entspre- chend Auch Haydn würde es gefallen haben Wenn Timo Rinke im im Pro- grammheft schreibt: „Die klas- sische Tradition des Oratoriums als geistliche Komposition in- nerhalb der Kirchenmusik wur- de de (mit den „Jahreszeiten“) überwunden stattdessen ha- ben wir es mit einem geistli- chen Werk für den Konzertsaal zu tun“ dann wissen die Zeugen dieser Aufführung nun dass es es seine wahre Kraft und Anmut auch in in einem identischen Um- feld zu unvergleichlicher Wir- kung bringt Um schließlich auf die Aus- führenden zurückzukommen: Neben dem animierten Chor wa- ren es gleichfalls die drei Solis- ten die eine überzeugende Leis- tung darboten: die den meisten Zuhörern vertraute Mechthild Weber (Sopran) als Hanne und der allseits seit seit Jahren hoch ge- schätzte Stephan Zelck (Tenor) als Lukas übertrafen sich selbst und hatten erstmals den aus- gezeichneten Timotheus Maas (Bassbariton) an ihrer Seite Alle drei waren stimmlich gut disponiert und beeindruckten durch ein zum Zeitkolorit pas- sendes Outfit Alles in in allem: Ein unvergess- liches Erlebnis im ländlichen Volksdorf!
6 Volksdorfer Zeitung AUG/SEP 2024



























































































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