Page 17 - Leinen los 05/2025

August 2023: Begegnung in der Ostsee vor Kiel. Die 50 Jahre alte schArhörn (links) begegnet dem fertiggestellten Rumpf der neuen schArhörn, der nach Lemwerder zur Endausstattung geschleppt wird
Antriebskonzept
Die Schiffe bekommen vier LNG (Liquide Natural Gas)-Hauptantriebsmotoren, die auf zwei 360°-drehbare Schottel-Antriebs- propeller wirken. Der 350 m3 große Kraft- stofftank, der im Großblock 2 unterhalb der Brücke installiert ist, wird nochmals dick isoliert, um das Flüssiggas mit mög- lichst wenig zusätzlicher Energie auf –192 °C zu halten. Dieses LNG-Antriebs- konzept ist einer der großen Unter- schiede zu den aktuellen Dieselmoto- ren, deren Tanks auf mehrere Stellen im Rumpf aufgeteilt sind. Betankt wird das LNG-Flüssiggas voraussichtlich aus Lkw, da noch sehr wenige feste Betan- kungsstellen und LNG-Tankschiffe an den Standorten verfügbar sind. Zusätzlich besitzen die Schiffe ein Querstrahlruder im Bug und einen drehbaren Pump Jet- Wasserstrahl-Antrieb im Schiffsboden. Mit diesem Gesamtantriebskonzept wird das ganz genaue Einhalten einer vorge- wählten Position (etwa für Tonnenarbei- ten) automatisch bei Seegang und Strö- mung möglich. Die bisherigen Schiffe scharhörN und mEllum hatten Dieselmo- toren als Hauptantrieb mit Ruder und Pro- peller, NEuwErk und arcoNa haben auch Schottel-Ruderpropeller.
Hubschrauberlandedeck
Vor der Brücke ist ein Hubschrauber- landedeck installiert. Das ist neu bei WSV-Schiffen. Das Deck ist so ausge- legt, dass auch die größten Hubschrau- ber der Bundespolizei, die Super Puma, landen können. Diese Maschinen haben ein maximales Gewicht von ca. 11 t und einen Rotordurchmesser von ca. 13 m, vergleichbar mit den Marinehubschrau- bern vom Typ Sea Lion. Eine Betankungs- möglichkeit mit Flugkraftstoff ist an Bord nicht vorgesehen. Die Reling und der Vormast können für den Hubschrau- berbetrieb abgeklappt werden. Auf der Decksfläche sind Verzurrmöglichkeiten installiert. Die Beleuchtungseinrichtun- gen sind gemäß internationalen Vor- schriften für den Hubschrauberbetrieb ausgelegt. Einsatzszenarien könnten in einem Seenotfall das Absetzen oder Auf- nehmen von Feuerlösch- und Sanitäts- personal oder das schnelle Verbringen eines Havariestabes sein. Die Hauptursa- che für die deutlich gestiegene Schiffs- länge auf 105 m ist das Hubschrauber- Landedeck. Auch für das eingesetzte Brückenpersonal wird der Hubschrauber- einsatz Neuland werden und zusätzliche Schulung erfordern.
Brücke
Die Brücke ist den vielfältigen Aufgaben der Mehrzweckschiffe angepasst. Das sind alltägliche Tonnenarbeiten, Not- schleppen, Hubschrauber- oder Feuer- löscheinsatz, Öl- und Chemikalienauf- nahme oder das normale An- und Able- gen an der Pier. Für jeden Einsatzfall gibt es einen optimalen Arbeitsplatz der Brü- ckenbesatzung. Letztendlich werden fünf Fahrstände installiert, von denen aus die Aufgaben optimal erledigt werden kön- nen. Direkt hinter der nautischen Brücke sind im gleichen Raum, aber etwas tie- fer gelegt, die Arbeitsplätze für einen Einsatzstab und den „OSC“ (On Scene Coordinator), wie er bei Einsätzen der maritimen Notfallvorsorge zum Einsatz kommt. Unterhalb der Brücke ist noch- mals ein abgetrennter Arbeitsraum für einen eingeschifften Havariestab vor- gesehen. An solchen Auslegungen wird deutlich, dass das Havariekommando bei der Auslegung der Schiffe umfangreich mitgewirkt hat.
Einsatz als Feuerlöschschiff
Insgesamt sechs Feuerlöschmonitore sind verbaut. Eine Feuerlöschkanone ist über der Brücke auf einem hydraulisch ausfahr- baren Mast montiert und erreicht eine Wurfweite von über 100 m. Vier Feuer- löschpumpen sind im Maschinenraum installiert, die Seeleitung zur Ansaugung des Löschwassers hat einen Durchmesser von 1000 mm. Beeindruckende Dimen- sionen!
Eine Aufgabe der WSV-Mehrzweck- schiffe ist die Brandbekämpfung.
Hier die neuWerk (l.) und die mellum bei einem gemeinsamen Einsatz an der purple BeAch, die 2015 in der Nordsee brannte und vor dem Untergang geret- tet werden konnte
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Leinen los! 5/2025 17
Foto: Havariekommando
Foto: WSV