Page 10 - VZ 11 März 2016
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WARUM IST DAS SCHÖNE SCHÖN?
„Nein, das ist keine trauernde Frau, das ist Nina“
MANFRED R. HEINZ
In unserer Dezember-
Ausgabe fragte Peter Steder: „Wer kennt die trau- ernde Frau?“. Das Echo war enorm und wir danken unse- ren Lesern für ihre wertvollen Hinweise und Tipps. Jetzt wis- sen wir, die Skulptur stellt die Tochter des Künstlers Siegfried Assmann dar. In jungen Jah- ren tanzte sie Ballett und die Bronze zeigt eine tänzerische Schlusspose. Die Figur steht auf einem runden gemauerten So- ckel im Vorgarten des Wohn- hauses am Rögenweg 41. Bei unserer Spurensuche erfuh- ren wir, dass auch die Figur des Blumenmädchens im Dorf aus der Hand von Siegfried Ass- mann stammt. Dies war eine Auftragsarbeit für die Volks- dorferin Renate Rolwes (1928 – 1994), ehemals Tänzerin an der Staatsoper Hamburg, die in Volksdorf mehrere Immobilien besaß und in der Claus-Ferck- Straße wohnte. Zwischen den Häusern Nr. 6 und Nr. 8 stand seinerzeit ein Blumenpavillon (heute Imbiss „De Fries“). Die Figur ist nach der Protagonistin des Schauspiels „Pygmalion“ (ver lmt als „My fair Lady“) be- nannt und stellt das Blumen- mädchen „Eliza“ dar. Auch wei- tere Bronzen wie die „Streit- hähne“ (auf dem Dach des an- grenzenden Hauses) und der vor wenigen Jahren gestohle- ne „Fischotter“, der am Dorf- teich stand, stammen von dem Künstler Siegfried Assmann.
Siegfried Assmann wurde am 1.Februar 1925 in Kirch- platz, Provinz Posen, geboren. Der Vater war Schullehrer und Kantor, spielte Orgel und Gei- ge. Zuhause wurde viel musi- ziert und schon mit 10 Jahren stand der junge Siegfried mit ei- nem Freund auf der Bühne und spielte Duette. Wie sein Bru- der, der mit 18 Jahren an der Russland-Front  el, besuchte er, trotz begrenzter  nanzieller Verhältnisse, das Gymnasium und nebenbei die Musikschule,
Siegfried Assmann gibt eine Antwort durch seine Werke
10 VolksdorferZeitung März 2016
Nina ist auf ei- nem Sockel im Vorgarten des Wohnhauses am Rögenweg 41 zuhause. Die Pose fing Ass- mann mit einer Zeichnung ein.
wo Siegfried Geige und sein 13 Monate älterer Bruder das Kla- vierspiel erlernte. Als junger Soldat diente Assmann in ei- ner Panzereinheit, wurde dann in Italien eingesetzt, geriet in amerikanische Gefangenschaft („ein Glücksfall“). Hier widme- te er sich intensiv dem Zeich- nen und lernte viel von eben- falls internierten Künstlern. 1947 wurde er aus der Kriegs- gefangenschaft entlassen und erfuhr, dass seine Mutter mit ei-
nem Treck nach Norddeutsch- land gelangt war. So reiste der nun 22-jährige nach Hamburg und begann dort im Herbst 1947 ein Studium an der Kunst- schule. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich in dieser Zeit durch Portraitmalereien für Be- satzungskräfte.
Sein ursprünglicher Wunsch, Musiker zu werden, hatte sich
Das Blumenmädchen Eliza in der Claus-Ferck-Straße.


































































































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