Page 22 - Volksdorfer Zeitung Nr. 19 - März 2017
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Die Gebäude am Wensenbalken überstanden die Bombenangri e des 2. Weltkriegs unbe- schadet und sind in mehr oder weniger ursprünglicher Form bis heute erhalten.
Serie Teil 2
Von Jens Koegel
Autor, Archivar, Aktivist
Der erste Teil erschien in unserer Februar-Ausgabe
Doch nun zurück zur
Reichs- bzw Krieger- heimstätten-Siedlung „Wen- senbalken“, eine Bezeichnung, die Ascan Klee Gobert (Senator a.D.) stets an „Indianerbücher“ erinnerte, hinter der sich jedoch bitterer Ernst verbarg, nämlich die Schrecken des 1. Weltkrie- ges und der aus den Material- schlachten an der Somme und vor Verdun zurückgekehrten ehemaligen Soldaten. Ganz im Pathos der Nachkriegszeit be- schwor das „Hamburger Frem- denblatt“ 1922 Not, Elend und Hoffnung der Kriegsteilnehmer auf eine bessere Zukunft, als es ausführte :
„In jenen Kriegsmonaten, als sie draußen im Schlamm und Grundwasser der Schützengrä- ben unter den feindlichem Ge- schossen lagen, ist Wort und Begriff der Kriegerheimstätten geprägt worden und aus die-
sem Klang wuchs das leuchten- de Bild freundlicher Häuser in erntebergenden Gärten fernab der lärmdurchrasten Stadt.“
Kriegerheimstä en
Nachdem die Oberste Heeres- leitung (OHL) 1916 einen allge- meinen Baustopp verfügt hatte, griff man nach 1918 die Ideen der Bodenreformer unter Adolf Damaschke (1865-1935) wie- der auf und schrieb sowohl in der Weimarer Verfassung vom August 1919 als auch im Reichs- heimstättengesetz vom Mai 1920 die Idee der günstig zu erwerbenden Kriegerheimstät- ten bzw. der „Wohnheimstät- ten mit Nutzgarten“ fest. Im §2 des Reichsheimstätten-Geset- zes heißt es daher folgerichtig :
„Kriegsteilnehmer, insbeson- dere Kriegsbeschädigte, sowie Witwen der im Krieg Gefalle-
nen, sind bei der Vergabe der Heimstätten vorzugsweise zu berücksichtigen.“
Überall im Deutschen Reich entstanden in den 20er Jahren Baugesellschaften und Reichs- heimstätten – so auch auf dem Gebiet der ehemaligen „Terrain- gesellschaft Volksdorf-Wensen- balken“ - durch die „Hambur- ger Kriegerheimstätten GmbH“ mit Büro im ehemaligen Stein- kamp (heute : Vörn Barkholt 7) im Herzen Volksdorfs.
WENSENBALKEN
Auf der Suche nach
einer kleinen Siedlung
Eine Straße an der Grenze Volksdorfs mit neunzigjähriger Geschichte
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Hamburgs Oberbaudirektor Fritz Schumacher schuf im Dezember 1918 die erste sorgfältig ausgeführte Bauzeichnung (Radierung von Leopold von Kalckreuth - 1916)