Page 24 - Volksdorfer Zeitung VZ 31 September 2018
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 VON KARIN VON BEHR
„Im Dorf“ ist eine Stim-
me verstummt. Am 26. Juli starb mit 88 Jahren der Kantaten- und Oratoriensän- ger, Musikprofessor, Leiter des Kirchenorchesters und vielsei- tiger Impresario im Museums- dorf Volksdorf sowie in der Kirche St. Gabriel. Ein Besuch bei seiner Familie im Haus am Wulfsdorfer Weg aber zeigt, wie sehr er noch da ist. Weiter lebt. Seine Stimme bleibt vielen Menschen im Ohr. Ein Volks- dorfer Original sucht seines- gleichen.
Der Ochs, geboren im Stern- zeichen Stier
Hartmut Ochs wurde am 6. Mai 1930 in Düsseldorf geboren. Sein Vater Gerd war Musiker,
Pädagoge und Komponist, die Mutter Ruth Pianistin und Mu- siklehrerin. Mit sechs Jahren bekam der Sprössling die erste Geige geschenkt. Als Erwach- sener beherrschte er neben ihr sechs Instrumente: Orgel, Kla- vier, Bratsche (im Kammer- quartett), Flöte, Trompete und Schifferklavier. Selbst vor einer Drehorgel machte er später im Museumsdorf nicht Halt. Ganz zu schweigen von seiner Stim- me.
Hartmuts Vater, Gerd Ochs, heiratete zweimal und zog mit seiner Familie nach Halle an der Saale. Dort machte der muntere Knabe 1948 sein Abi- tur am August-Hermann-Fran- cke-Gymnasium. Nach der Or- gelbaulehre in der berühmten, 1872 gegründeten Firma „Her- mann Eule Orgelbau“ und zwei
Gesellenjahren in Bautzen be- gab er sich (bis 1957) zu Ge- sangs-und Pädagogikstudien nach Dresden.
Mit Schumanns „Mond- nacht“ und dem Preis im Leip- ziger Schumann-Wettbewerb singt er sich 1956 in ein neu- es Leben. Am Revers seines An- zugs blinkt dezent ein golde- nes Kreuz, in der DDR ein uner- wünschtes Symbol.
Die ersten Konzerte „im Wes- ten“, im bayrischen Schloss Kranzbach und dann – jahr- zehntelang – im berühmten Nachbar-Schloss Elmau, eb- nen den Weg in eine fast rast- lose Konzert- und Lehrtätig- keit. Die enge Freundschaft mit Otto Ludwig und der damali- gen Schlossherrin Sieglinde
befestigen die alljährlichen Liederabende in Bayern. Er
spielt und singt, dirigiert, kom- poniert und organisiert. Er ist sein eigener Manager, Deutsch- landweit und im benachbarten Ausland.
Als die DDR 1961 die Mauer baut befindet sich der tempera- mentvolle Musiker als Stimm- bildner gerade auf der Insel Juist und beschließt, nicht in den Osten zurückzukehren. Er begibt sich ins Flüchtlingslager Friedland.
Der Weg nach Hamburg
Von dort nimmt ihn Norbert, ei- ner seiner fünf Brüder, in Ham- burg auf. Wenig später be- kommt er einen Lehrauftrag für Gesang und die Anstellung an der Hamburger Musikhoch- schule.
1964, Hartmut singt in der In- selkirche von Norderney, lernt
Zum Tod von Prof. Hartmut Ochs
 Daheim. Umgeben von Musik und Instrumenten.
Der Sänger von Volksdorf
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