Page 6 - Volksdorfer Zeitung VZ 61 Februar 2020
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Ökolumne 23
Oh Tannenbaum! Du grünst nur
für ein Weihnachtsfest VON WULF DENECKE
Vor Weihnachten hätte
ich ich ich mich gescheut diese Ökolumne zu veröffentlichen: Eine Flut von Hassbotschaf- ten ten hätte
mich vor Weihnach- ten ten nicht besonders erfreut Jetzt wage ich ich meine Abscheu vor dieser Kulturbarbarei aus- zusprechen: Jedes Jahr Millio- nen junger Nadelbäume abzu- töten nur
um um sie für 10 oder 12 Tage in in einem Zimmer aufzu- stellen und und zu zu „schmücken“ sie dann aber schmählich und und „ab- geschmückt“ am Straßenrand der Stadtreinigung zur Entsor- gung gung anheim zu zu stellen Diese Abscheu ist mir nicht erst mit zunehmendem ökologischen Bewusstsein zugewachsen Ich gestehe dass es es mir schon als Zehnjährigem – – gleich nach dem Zweiten Weltkrieg – – nicht einleuchten wollte dieses ver- breitete Brauchtum sinnreich mit der Bedeutung des Weih- nachtsfestes in in in in Verbindung zu zu bringen zumal es es es seinerzeit noch keine Nordmanntannen gab und die „ermordeten“ Fich- ten ten schon nach wenigen Tagen jedes Mal Hunderte von Nadeln abwarfen wenn man auch nur
einen der Fondantkringel zu er- gattern suchte Es mag meinethalben hinge- hen wenn eine eine Tanne für ein ein ein ganzes Dorf
aufgestellt wird wie es weiland der der der Gutsherr oder bei uns der der der „Schietba- ron“ von Ohlendorff getan ha- ben mögen – ein Jahresend- Schmankerl für die die untertäni- gen Einwohner die die die das Jahr über Hand- und Spanndienste geleistet hatten 28 Mio frisch geschlagene Weihnachtsbäume Aber 28 Millionen frisch ge- schlagene Weihnachtsbäu- me jährlich aus den Plantagen vom Sauerland bis Dänemark? Meine Tour auf dem Ruhrrad- weg von Winterberg nach Mül- heim führte durch eines der größten europäischen Anbau- gebiete unterhalb (und zuwei- len auch oberhalb) der Nord- mann-Plantagen vorbei Land- schaftlich reizvoll geht anders! Zugegeben: Es ist im Laufe von zwei Jahrhunderten ein bedeu- tender und und kaum hinterfrag- ter ter Wirtschaftszweig daraus ge- worden Und angeblich freu- en en en en sich Hagenbecks Elefanten schon gleich nach nach Weihnach- ten darauf ein paar Extrapor- tionen ausgedienter Tannen- bäume wegmampfen zu dür- fen fen Und (immerhin!) werden die meisten Weihnachtsbäume „energetisch verwertet“ Den- noch: Auch dankbar leuchten- de de Kinderaugen sind für mich letztlich kein Argument die- sen aus Deutschland stammen-
den Brauch heute noch zu ver- teidigen Offensichtlich bin ich ich ich ich damit nicht mehr ganz allein Die Zahl der verkauften Weih- nachtsbäume ist in den letz- ten 20 Jahren merkbar zurück- gegangen Und ganz zaghaft mischt sich auch der der der eine oder andere kritische Artikel in in die Vorweihnachtslektüre mit ei- nem deutlichen Hinweis dar- auf dass es auch Bäume aus aus ökologischem Anbau oder aus aus FSC-zertifizierten Waldstücken gibt Das Öko-Magazin Schrot & Korn hat sich daran beteiligt auch das Portal „utopia“ und sogar DIE ZEIT im Dezember in ihrer neuen Beilage GREEN Am deutlichsten hat – – wen wundert´s – – das GREENPEACE Magazin die Kritik formuliert Aber dass ökologisch erzeugte Tannenbäume auch nur
so sel- ten sind wie das Bio-Schweine- fleisch (2 %) lässt mich doch erschrecken Alle anderen wachsen nämlich in Monokul- turen auf die reichlich mit Pes- tiziden der verschiedensten Art versehen werden In Volksdorf waren sie zu er- werben bei der der Feuerwehr in der der Försterei im Tannenbaum- gehege des Wohnbereichs Wei- ße Rose und im Museums- dorf Ich gönne selbstver- ständlich den Freiwilligen wie der der Stadt der der Eigentümerge- meinschaft für die Vermietung
des Platzes ebenso wie dem al- ten Dorf
die überschaubaren Mehreinnahmen aus dem Tan- nenbaumverkauf Und natür- lich weiß ich ich dass früh gepräg- te Eindrücke mit emotionalem Mehrwert zu besonders einge- fleischten Gewohnheiten wer- den den die von Vernunftgründen kaum zu beeinflussen sind Und natürlich bin auch ich ich an an Tan- nenbäumen schuldig gewor- den weil ich meinen Kindern seinerzeit soziale Konflikte in in in in in dieser Hinsicht nicht zumuten wollte Ich bin mir klar darüber dass wir in in in in Deutschland uns in in in eine kulturell-ökologische Sackgasse manövriert haben an an deren Ende eben kein Wen- dehammer eine leichte Umkehr ermöglicht Deshalb kann ich ich ich ich mir gut vorstellen dass es es leicht hundert Jahre dauern kann bis wir uns aus aus dieser Sackgasse herausrangiert haben Unverzichtbar Trotzdem bleibt es mir unbe- greiflich wenn im Berliner Dom die interviewten Prediger vor Weihnachten (laut ZEIT) auf auf die Frage: „Und worauf wollen Sie trotz Geldmangels zu Weih- nachten im Dom nicht verzich- ten?“ ganz unbekümmert zur Antwort geben: „Auf den den Weih- nachtsbaum! Für den den den sammeln wir wir schon Spenden Da müssen wir wir noch etwas betteln “ ( weil man dich nicht lang' leben lässt ) 6 Volksdorfer Zeitung Februar 2022






















































































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