Page 34 - Volksdorfer Zeitung VZ 42 Dezember 2019
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 Leserbriefe
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Wir müssen bei uns selbst anfangen
Zum „offenen Brief“ – Totalversagen der Politik beim Klimaschutz“, VZ Oktober
  Mit sehr großem Interesse habe ich den „Offenen Brief“ in der Ausgabe Oktober 2019 gelesen. Grundsätzlich sind alle Meinungen und Aktivitä- ten zum Schutz unserer Natur zu begrüßen. In diesem Anlie- gen stimme ich Herrn Stockhe- cke vollinhaltlich zu. Irritiert hat mich in diesem Kontext je- doch sein Statement, dass die Berliner Politik total versagt hat. Ich möchte mit meinen Be- merkungen die Rolle der Politi- ker (wer ist das überhaupt kon- kret?) nicht verteidigen, sehe aber – entgegen der Auffassung von Herrn Stockhecke – die Ab- folge von Ursache und Wirkung gerade umgekehrt. Dass die Po- litik in Gänze zu zaghaft ist, In- teressen von Minderheiten zur Verhinderung des Klimaschut- zes überproportional berück- sichtigt sowie einschneidende Maßnahmen zur Durchsetzung der Klimaziele scheut, ist al- les richtig. Aber wenn ein gro- ßer Teil unserer Bürger schon eine Schnappatmung bekom- men, wenn nur ein Tempolimit auf unseren Straßen angedeu- tet wird, ist das bezeichnend für Anspruch und Wirklichkeit beim Klimabewusstsein unse- rer Bevölkerung.
Folgt man der Behauptung, die Berliner Politik hat to-
Sehr geehrte Redaktion!
Der Leserbrief aus der Volksdor- fer Zeitung vom November ver- anlasste mich, nachfolgende Zei- len zu verfassen.
Ich finde es handelt sich bei vielen Bürgern um eine sehr einseitige Betrachtungsweise aber, eine viel größere Bedro- hung für die menschliche Ge- sundheit wird einfach ausge- blendet.
Die elektromagnetische Strahlung von Hochspannungs- leitungen wird immer wieder thematisiert und die Gefahren heraufbeschworen, die hoch- frequente Strahlung von Mik- rowellen allerdings wird unter "den Teppich gekehrt". Dabei handelt es sich bei den Hoch-
tal versagt, muss man zu der Schlussfolgerung kommen, dass die Berliner Politiker uns freie, selbstbestimmte Bürger de facto gezwungen haben und noch weiter zwingen werden, etwa 47 Millionen PKW, anstei- gend bis 50 Millionen, zu fah- ren (oder fahren die Politiker diese Autos selbst?), etwa 3,5 Millionen mal von deutschen Flughäfen zu fliegen, mindes- tens jährlich 12 Millionen Ton- nen Lebensmittel pro Jahr weg werfen, unverhältnismäßig viel Fleisch (60 kg/a) aus Massen- tierhaltungen essen, in großen Mengen Kleidung zu sittenwid- rigen Preisen kaufen und die- se Kleidung schon nach kur- zer Zeit wegzuwerfen, 490 Mil- lionen mal pro Jahr Online-Be- stellungen zurückzuschicken, davon landen dann 20 Millio- nen Artikel im Müll.
Unser Handeln für oder gegen die Natur
Was Herr Stockhecke leider völlig außer Acht lässt, ist un- sere Rolle, unser Handeln für oder gegen die Natur. Scha- de. Insofern sind die mögli- chen Schlussfolgerungen sei- nes Statements meiner Auffas- sung nach einseitig und wirk- lichkeitsfremd. Denn eine der Hauptursache für die Klima-
veränderungen ist nämlich un- ser, ich betone unser, schein- bar unersättlicher Verbrauch von Ressourcen dieses Plane- ten. So hat sich beispielsweise der Erdölverbrauch in den letz- ten 50 Jahren mehr als verdop- pelt. Vereinfacht ausgedrückt folgt die Auffassung von Herrn Stockhecke der Argumentati- on eines an Diabetes erkrank- ten Menschen. Dieser Mensch, der erkrankt ist, weil er zu viel frisst, zu viel säuft und sich nicht bewegt, macht aber für sein Krankheit die Pharmakon- zerne, die Ärzte und schließ- lich, das darf nicht fehlen, die Politiker verantwortlich.
Ziemlich scheinheilige Wesen
Wie die die Journalistin, Frau Pinzler, schreibt, sind wir ziem- lich scheinheilige Wesen. Men- schen, die zwar theoretisch mehr Klimaschutz wollen und sich über die netten Proteste ihrer Fridays-for-Future-Kin- der freuen. Die aber dann doch nicht viel davon spüren und nicht viel mehr dafür zahlen wollen. Und die am Auto hän- gen wie ein Säufer an der Fla- sche. Ich denke, wenn wir es ehrlich meinen mit unseren Be- mühungen, den Klimawandel zu stoppen, müssen wir bei uns
selbst anfangen. Die einseitige Zuschreibung, die Politiker tun nichts, um den Klimawandel zu stoppen, ist deshalb kontrapro- duktiv, verfestigt nur das Sün- denbock- und St. Florians-Prin- zip und deshalb letztlich der falsche Weg. Was ist zu tun? Es ist richtig, dass die Wege zur Vermeidung von signifikanten Klimaveränderungen vielfältig und unterschiedlich sein kön- nen, und nur einen richtigen Weg gibt es wohl nicht. Unab- hängig davon sollten wir erst einmal unser eigenes Verhalten gegenüber der Umwelt kritisch hinterfragen.
Dann denke ich, werden wir um Verzichte und Verbote nicht herumkommen. So wie es zu unserem Schutz verboten ist, bei Rot die Straße zu überque- ren, so sollten über den Preis klimaschädlicher Stoffe diese Einschränkungen zu Gunsten der Umwelt und des Klimas ein- gefordert werden. Eines soll- te wohl allen klar sein, Klima- schutz gibt es nicht zum Nullta- rif und kann nicht einseitig bei Politikern abgeladen werden, denn eines ist sicher: die Natur verhandelt nicht mit uns.
Mit freundlichem Gruß Dieter Weidel
2003 veröffentlicht. Im Koral- le Kino lief vor einigen Jah- ren der Film "thank you for cal- ling", der mich tief beeindruck- te, aber ebenso erschüttert hat. Auch hier wurde der Mobilfunk von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt kommentiert. Der abschließende resignative Satz in diesem Film, was den Mobil- funk angeht : „Too big to fail“! Dazu sei angemerkt, dass ich bis dato kein Handy, Smartpho- ne etc. besitze und ich vermisse es auch nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz-Werner Steckhan (Elektroingenieur), Hamburg-Volksdorf
    34 Volksdorfer Zeitung Dezember 2019
Too big to fail
Zu „Volksdorf unter Hochspannung“, VZ November
 spannungsleitungen um die gleiche Frequenz die wir in un- seren Leitungen im Haushalt haben, nämlich 50 Hz. Zum Thema Mikrowellen und Aus- wirkungen auf den menschli- chen Organismus hat übrigens vor einigen Jahren, hier bei uns in Volksdorf, Herr Profes- sor Lebrecht von Klitzing einen beeindruckenden Vortrag ge- halten. Herr Professor Klitzing kann die Thematik insofern be- sonders gut beurteilen da er so- wohl Mediziner, als auch Physi- ker ist.
Mich wundert auch, dass sich keiner über den gigantischen
Ausbau von G5 mit vielen zu- sätzlichen Funkmasten auf- regt. Dazu gab es im Oktober einen offenen Brief von Ärzten aus dem Stuttgarter Raum, der auf gesundheitliche Folgen hin- weist, an Minister Scheuer. Aber Smartphones, WLAN, etc. sind ja auch unwidersprochen sehr praktisch, da nimmt man auch ggf. gesundheitlichen Schaden in Kauf, oder wie sonst ist diese Gleichgültigkeit zu verstehen? Oder weiß die Masse der Bevöl- kerung es einfach nicht besser? Der Freiburger Appell, eben- falls von zig Medizinern unter- zeichnet, wurde schon im Jahr







































































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