Page 38 - Volksdorfer Zeitung VZ 42 Dezember 2019
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Das Gewicht ist
außer Kontrolle
Ein Rückfall sollte einkalkuliert werden
tragen. Wenn alles klappt, kann ich im Frühjahr 2020 damit an- fangen. Doch was mache ich bis dahin? Weiter zunehmen? Ich habe schon Panik, wenn ich an das üppige Essen zur Weih- nachtszeit denke.
Anfang November, einen Tag nach meinem 59. Geburtstag bin ich auf die Idee gekommen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ich bestimme, was ich esse und trinke! Mein Pro- gramm ist ganz einfach und sieht folgendermaßen aus: Es gibt nur noch drei Hauptmahl- zeiten und nichts mehr zwi- schendurch: kein Latte macchi- ato, keine Snacks, kein Kuchen, nichts Süßes, kein Alkohol, kei- ne Nachtmahlzeit.
Der Härtetest
Die ersten 48 Stunden waren schwer. Ich hatte mich so dar- an gewöhnt, kurz vor dem Ins- Bett-gehen noch etwas Lecke- res zu essen wie etwa Hafer- flocken mit Rosinen. Doch am ersten Abend konnte ich mich gerade noch beherrschen. Schwierig war auch der zwei- te Tag. Im Kino gab es Popcorn, Gin Tonic und Co – für mich je- doch nicht. Ich habe eine gro- ße Flasche Wasser mit Sprudel bestellt. Ach so: Es ging ja ei- gentlich nicht ums Essen und
Trinken, sondern um den Film. „Das perfekte Geheimnis“ war klasse. Anschließend sind wir noch in eine Bar gegangen. Für mich gab es einen Ingwer-Tee mit Minze. Alles in allem et- was nüchtern, aber auszuhal- ten. Als ich am dritten Tag mor- gens auf die Waage ging, hatte ich bereits zwei Kilogramm ver- loren. Ich hatte mein erstes Er- folgserlebnis und habe Mut ge- fasst weiterzumachen.
Bereits nach wenigen Tagen hatte ich mich an das neue Ess- und Trinkverhalten gewöhnt. Eine interessante Erfahrung ist es, über die Weihnachtsmärk- te zu schlendern. Überall duf- tet es verführerisch nach Glüh- wein, Bratwürstchen, Maro- nen und gebrannten Mandeln. Doch ich bleibe standhaft, ge- nieße die Atmosphäre. Zum Abschluss des Rundgangs gibt es einen Rooibos-Tee im Café. Mein Erfolg: Nach drei Wo- chen habe ich bereits vier Kilo- gramm abgenommen. Das zie- he ich jetzt durch und schaffe es auch ohne Kur und Verhaltens- therapie. Ich brauchte lediglich einen Anfangspunkt. Den muss jeder für sich selbst finden, und der ist in der Adventszeit ge- nauso möglich wie im Rahmen der guten Vorsätze für das neue Jahr.
Buchtipp
Wer abnehmen will, braucht fundiertes Fachwissen. Entweder sofort oder als Weihnachtsge- schenk. Der Ernährungsratgeber „Herr Mertens nimmt ab“ zeigt alle Möglichkeiten aus den Berei- chen Ernährung, Medizin, Sport und Verhaltenstherapie auf.
Das Buch hat 256 Seiten, kostet 19,90 Euro und ist im Buchhan- del erhältlich. Bestellung über die kostenlose Rufnummer: 0800 / 600 89 84
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VON JOCHEN MERTENS
Eigentlich wissen wir
ganz genau, was wir tun müssen, um abzunehmen oder unser Gewicht zu halten. Doch viele Menschen haben resig- niert, das Abspecken funktio- niert nicht, es gibt Rückschlä- ge. So ist es auch Autor Jochen Mertens ergangen. Zunächst hatte er sein Gewicht mit Un- terstützung einer Ernährungs- beraterin um zehn Kilogramm reduzieren können. Er hat es auch über Jahre gehalten. Doch dann kam der Rückschlag: In- zwischen hat der 59-Jährige wieder genau das Gewicht er- reicht, mit dem er sich vor sechs Jahren vertrauensvoll an die Ernährungsberatung gewandt hat. Ein aussichtsloser Fall? Kann eine Kur oder eine Verhal- tenstherapie helfen? Herr Mer- tens beschreibt seinen nächsten Versuch, das Hüftgold wieder loszuwerden.
Es gibt mehrere Gründe, wes- halb mir mein Essverhalten in diesem Jahr entglitten ist: Der Urlaub auf Mallorca im April war so schön, und die Sommer- ferien auf Sylt waren es auch. Ich habe die Zügel lockergelas- sen. Außerdem habe ich mal wieder mit dem Rauchen auf- gehört, und – schwups! – ist das Gewicht weiter nach oben geschnellt. Der Stress im Beruf spielte auch eine Rolle.
Inzwischen bin ich wieder exakt dort gelandet, wo ich nie wieder hinwollte: 120 Ki- logramm bei einer Körpergrö- ße von 1,93 m. Das sind glat- te 25 Kilo Übergewicht. Die-
ser Ballast macht mir das Leben schwer. Nachts schlafe ich nicht mehr so tief, morgens bin ich wie gerädert. Der Körper fühlt sich angespannt an, ich bin er- schöpft. Mein Nervenkostüm ist nicht mehr so belastbar: Ich nehme mir viele Dinge zu Her- zen, mit denen ich früher locke- rer umgegangen bin. Wenn ich diesen Trend nicht unterbre- che, werde ich bald die 130er- Marke überschreiten.
Es gibt nur noch drei Hauptmahlzeiten und nichts mehr zwischendurch: kein Latte macchiato, keine Snacks, kein Kuchen, nichts Süßes, kein Alkohol, keine Nachtmahlzeit.
Meine Hausärztin hat mich gründlich untersucht. Die Blut- werte sind im Prinzip in Ord- nung. Ich habe allerdings eine Fettleber. Außerdem sind mei- ne Blutdruckwerte trotz ei- ner Blutdrucktablette etwas zu hoch. Tagsüber ist der obe- re (systolische) Wert mindes- tens bei 130. Der Sollwert liegt bei 120. Nachts habe ich einen 120er Blutdruck, der sollte in Ruhephasen bei 100 liegen. Da- mit erklären sich meine körper- lichen Beschwerden. Die Haus- ärztin hat mir ihre Unterstüt- zung zugesagt, eine Kur und gleichzeitig eine Verhaltensthe- rapie zu meinem Essverhalten bei der Krankenkasse zu bean-
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