Page 30 - Volksdorfer Zeitung DEZ 2016
P. 30
FLATRATE IM ALTENHEIM
Fixpreise bei den Pflegegraden
VON JOCHEN MERTENS
Alles soll besser wer-
den, deshalb wird die P egeversicherung ab 2017 umfassend reformiert. Hier die wichtigsten Änderungen.
Zurzeit werden vor allem kör- perliche Beeinträchtigungen bei der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) aner- kannt, um Leistungen aus der P egekasse zu erhalten. Wer Hilfe bei der Körperp ege, Er- nährung und Mobilität benö- tigt, erhält eine P egestufe. Hauptkritikpunkt am Verfah- ren: Demenz wird nicht ausrei- chend berücksichtigt. Deshalb wird künftig bei der MDK-Prü- fung die Selbstständigkeit der Versicherten bewertet – es geht um das Wahrnehmen, Denken, Erkennen und um mögliche seelische Beeinträchtigungen.
Automatische Überleitung
Statt der drei P egestufen wird es künftig fünf P egegrade ge- ben. Der Gesetzgeber verspricht sich davon mehr Gerechtigkeit. Menschen, die bereits eine P e- gestufe haben, erhalten zum Jahreswechsel automatisch die Zuordnung zu dem entspre- chenden P egegrad. Eine er- neute Begutachtung ist nicht erforderlich, nanzielle Nach- teile soll es für die „Altfälle“ nicht geben. Beispiel: Ein Al- tenheimbewohner mit körper- lichen Einschränkungen und P egestufe 1 erhält den P ege- grad 2. Wurde bei ihm außer- dem eine Beeinträchtigung der Alltagskompetenz festgestellt, erfolgt sogar die Überleitung in den P egegrad 3. Ähnlich funk- tioniert die Zuordnung von Pa- tienten mit den P egestufen 2 und 3. Sie werden künftig die P egegrade 3 bis 5 erhalten.
Einheitspreis
Heimbewohner müssen seit je- her einen Teil der Kosten aus eigener Tasche bezahlen. Der- zeit ist der Eigenanteil an den individuellen P egedarf ge- koppelt, heißt: P egestufe 3 ist deutlich teurer als P egestufe 1. Deshalb verspricht Gesund- heitsminister Hermann Grö- he (CDU) einen „Einheitspreis im Altenheim“. Die Bewohner werden in den P egegraden 2 bis 5 ab Januar den gleich ho- hen Eigenanteil zahlen. Diese Fixpreise gelten jeweils für ein Haus und variieren von P e- geheim zu P egeheim. Die Zu- schüsse der P egeversicherung sind für die Verbraucher damit gar nicht mehr so wichtig, denn künftig kommt es nur noch auf den Endpreis an.
Ein Zahlenbeispiel
Im Hospital zum Heiligen Geist (Poppenbüttel) beträgt in der P egestufe 1 der monatliche Eigenanteil 1665 Euro. In der P egestufe 3 sind in diesem Haus sogar 2527 Euro aus eige- ner Tasche zu zahlen. Ab 2017 gibt es in den P egegraden 2 bis 5 den neuen Einheitspreis in Höhe von 1990 Euro. Dieses Beispiel über die Entwicklung des Eigenanteils zeigt: Bei hö- herer P egebedürftigkeit wird es für die Versicherten billiger, bei niedrigem Hilfebedarf je- doch deutlich teurer.
Keine Verbesserungen bei der Pflege zu Hause
Seitdem die P egeversicherung vor über 20 Jahren eingeführt wurde, gilt der Grundsatz: am- bulant vor stationär. Die meis- ten P egebedürftigen wer- den zu Hause in der vertrauten Umgebung von der Familie ge- p egt und betreut. Dafür zahlt die P egekasse eine monatliche nanzielle Anerkennung. Diese
PFLEGESTUFE
Geldleistungen Sachleistungen Altenheim
1
125 Euro 0 Euro 125 Euro
2
316 Euro 689 Euro 770 Euro
3
545 Euro 1.298 Euro 1.262 Euro
4
728 Euro 1.612 Euro 1.775 Euro
30 VolksdorferZeitung Dezember 2016 | Januar 2017
Geldleistungen werden mit der Einführung der P egegrade je- doch nicht erhöht.
Auch bei den Sachleistungen gibt es keine Erhöhung. Ein am- bulanter P egedienst kann sei- ne monatlichen Leistungen bis zur Höhe des jeweiligen P e- gegrades abrechnen. Alle Leis- tungen, die darüber hinaus ge- hen, sind vom Patienten selbst zu zahlen.
Große Erleichterungen brin- gen Umbauten innerhalb des Wohnumfeldes. Das kann der Umbau des Badezimmers oder der Einbau eines Treppenlifts sein. Unter Berücksichtigung einer angemessenen Eigenbe- teiligung werden – wie bisher – bis zu 4000 Euro pro Maßnah- me von der P egekasse bezahlt.
Die P egereform hat nan- ziell nicht viel Neues gebracht. Trotzdem ist mit Mehrausga- ben zu rechnen, deshalb erhöht der Gesetzgeber die Beiträge zur P egeversicherung. 2017 steigt der Beitrag um 0,2 Pro- zent auf 2,55 Prozent, Kinder- lose zahlen dann 2,8 Prozent.
5
901 Euro 1.995 Euro 2.005 Euro
Auf die Alltagskompetenz kommt es an, um einen Pflegegrad zu erhalten. Dazu zählt zum Beispiel, ob ein Demenzkranker eine Schrank-
tür ö nen kann.
UMSORGT WOHNEN
VORANKÜNDIGUNG
Neuauflage im April
Der Ratgeber „Umsorgt woh- nen“ erscheint im April 2017 in der überarbeiteten 11. Auflage. Das Buch bietet Preis-Leistungs- Transparenz im Altenheim und erklärt anschaulich die Pflege- versicherung. Es hat ca. 500 Seiten, kostet 19,90 Euro und ist im Buchhandel erhältlich.
7 Nähere Informationen unter www.umsorgt-wohnen.de. Vor- bestellungen: 040 / 600 898 40 (keine Versandkosten).
fffffffff