Page 131 - Gottesliebe
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Harun Yahya



            sich stehend. Er glaubt, der intelligenteste, gewissenhafteste und am meis-
            ten  Achtung gebietende Mensch zu sein und vergöttlicht sein Selbst in
            gewisser Weise. Für einen Menschen mit einer solchen Einstellung ist es
            deshalb unmöglich sich an eine Person zu binden, die er für wertloser als
            sich selbst hält, für diese Person Opferbereitschaft zu zeigen oder diese
            Person über sich selbst zu erheben, kurz, in seinem Herzen eine echte Liebe
            für diese Person zu entwickeln. Aus diesem Grunde sind Liebe und Stolz
            einander völlig entgegengesetzte Eigenschaften. Ein stolzer Mensch kann
            weder von anderen geliebt werden, noch anderen Menschen gegenüber tie-
            fe Liebe empfinden.
                 Es gibt einige Gründe für das Leben ohne Liebe stolzer Menschen.
            Stolze Menschen legen im allgemeinen einen spöttischen Charakterzug an
            den Tag wenn sie sich selbst erhöhen wollen. Sie denken, ihre eigene Über-
            legenheit besser betonen zu können, wenn sie die Fehler der sie umgeben-
            den Menschen zur Sprache bringen. Jedoch empfindet niemand in seinem
            Herzen eine aufrichtige Liebe für jemanden, der ständig spottet und mit
            seinen Reden die Menschen der Umgebung lächerlich macht.
                 Demgegenüber werden bescheidene Menschen sehr geliebt. Man
            fühlt, daß ein bescheidener Mensch seinem Gegenüber Wert beimißt und
            aus diesem Grunde ist jeder entspannt in der Nähe von Menschen, die die-
            se Moral aufweisen. Ein solcher Mensch nimmt sich eine Empfehlung zu
            Herzen, behauptet niemals es am besten zu wissen und weist ohne Stolz
            das schönste Verhalten auf. Dem Rechten gegenüber zeigt er keinen
            Widerstand, dem Falschen nähert er sich ohne Groll. Er ist sensibel und
            feinfühlig gegenüber den Problemen der Menschen. Da sich ein solcher
            Mensch nicht über andere erhaben fühlt, beschäftigt er sich nicht mit Über-
            legungen wie “Erst soll der andere Liebe zeigen und grüßen und zuerst zu
            mir sprechen”. Auch wenn der Gegenüber hart und stolz ist, verhält er sich
            bescheiden. Er mißt der Ansicht eines jeden Bedeutung zu, beantwortet den
            Gruß eines jeden in der schönsten Weise und begegnet jedem mit Liebe und
            Achtung. Kurz und gut, die Schlichtheit, die die quranische Moral mit sich
            bringt verwirklicht einen Menschen, der harmonisch ist, offen für jeden
            Gedanken, niemals stolz und jederzeit den Gegenüber ehrt, sowie ihm






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