Page 68 - Das Wunder der Migration bei Tieren
P. 68

DAS WUNDER DER MIGRATION BEI TIEREN


                 daher länger.
                     Die Loxodrome wurde erstmals im Jahr 1550 von Pedro Nunes aufge-
                 zeichnet und es wurde davon ausgegangen, dass es sich dabei um die kürze-
                 ste Verbindung zwischen zwei Punkten handelt. Über einen langen Zeitraum
                 konnte sich dieser Glaube halten. Mit anderen Worten, man dachte, dass die
                 “Loxodrome” und die “Orthodrome” dasselbe sind. Doch nach vielen Jahren
                 wurde der Unterschied deutlich. Doch erst im  19. Jahrhundert war es mög-
                 lich, dass Schiffe auf ihren Routen der Orthodrome statt der Lexodrome
                 folgten. 19
                     Doch die Langbeinvögel in Sibirien folgen – auf eine  Art, die
                 Wissenschaftler zutiefst erstaunt – nicht der Loxodrome, die sich durch
                 einen Kompass bestimmen lässt, sondern wählen den viel kürzeren und ef-
                 fektiveren Weg der Orthdrome, der sich allerdings sehr viel schwieriger be-
                 stimmen lässt. Es ist sehr kompliziert, diese Route zu bestimmen. Denn
                 wenn man die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten auf einer Kugel
                 sucht, dann kann man diese Linie nur entdecken, wenn man sie rund zeich-
                 net.  Wenn es beispielsweise recht einfach ist auf einer Orange die
                 Verbindung zwischen zwei Punkten zu finden, ist es doch nicht möglich her-
                 auszufinden, welches die kürzeste Strecke von unserem Standort nach
                 Sydney ist. Ebenso wenig kann ein Vogel, der sich an Punkt A befindet, egal
                 wie hoch er aufsteigt, nicht visuelle feststellen, welches die beste Route zum
                 viele Kilometer entfernten Punkt C ist.
                     Doch  Vögel können den kürzesten  Weg zu einem Ort (also die
                 Orthodrome) ohne ihn zu sehen sehr viel besser finden, als ein Pilot mit
                 einem Kompass. Forschungsergebnissen zu folge meistern die Vögel dies
                 dank ihres “Sonnenkompasses”. Die Vögel, die am Punkt A ihre Reise antre-
                 ten, müssen wann immer sie Richtung Osten einen Meridian kreuzen, von
                 ihrer Route um 1° abweichen. Man geht davon aus, dass die Vögel dabei die
                 ständig wechselnde Position der Sonne verwenden und die Abweichung, die
                 durch die überquerten Meridiane entsteht, durch den Stand der Sonne aus-
                 gleichen. Dank dieser komplizierten Navigationsfähigkeit können Vögel die
                 Risiken und den Energieverbrauch auf ihrer Reise auf ein Minimum reduzie-
                 ren. Wenn wir so wie die Vögel mittels des Sonnenkompasses den kürzesten





                                              66
   63   64   65   66   67   68   69   70   71   72   73