Page 80 - Residenz am Stadtpark - News
P. 80

KREIS MILTENBERG                                                                                                                  SAMSTAG/SONNTAG, 9./10. JULI 2016       17









                 RANDNOTIZEN            Sch ner wohnen im Krankenhaus
           Mit Trauer
           und Bedauern                 Stadtentwicklung: Immobilienentwickler Erik Staudt nimmt den Umbau des leer stehenden Komplexes am Burgweg in Miltenberg in Angriff

           von Georg Kümmel
                                              Von unserer Redakteurin
                                                SABINE BALLEIER
              s gibt eine Währung, in der
              Politiker nur ungern zah-
             len. Wenn doch, dann nur   MILTENBERG. Seit acht Jahren liegt
           nach langem, langem Zögern.  das alte Krankenhaus am Burg-
             13 Jahre haben die Angehö-  weg in Miltenberg verlassen da;
           rigen der 178 im Irakkrieg ge-  ein verwahrloster, düsterer Klotz
           fallenen britischen Soldaten  direkt am Rande der pittoresken
           auf eine Entschuldigung von  Altstadt. Doch bald wird sich sein
           Tony Blair gewartet. Am Mitt-  hässliches Erscheinungsbild zum
           woch kam sie »mit Trauer und  Positiven verändern: Das rund
           Bedauern«. Der britische Ex-  10000 Quadratmeter große Areal
           Premier handelte damit ver-  soll zum Vorzeigeprojekt für die
           gleichsweise schnell.        Stadt werden.
             Bill Clinton hat sich 1  0 für  Nachdem der Hösbacher Im-
           die Sklaverei entschuldigt, die  mobilienentwickler  Erik  Staudt
           1865 endete. Der französische  bereits das angrenzende ehema-
           Präsident Jac ues Chirac ent-  lige  Schwesternwohnheim  in
           schuldigte sich 1  8 für die  hochwertige  Eigentumswohnun-
           Dreyfuss-Affäre von 18 4 und  gen verwandelt hat, nimmt er nun
           Papst Johannes-Paul im Jahr  in Bauabschnitt II der »Residenz
           2000 für die »Schandtaten der  am Stadtpark« den Krankenhaus-
           In uisition«, die im 13. Jahr-  komplex in Angriff.
           hundert ihre Arbeit aufge-
           nommen hatte.                BRK übernimmt Betreuung
             Am beschaulichen Unter-    Seit Anfang Juni erarbeitet Ar-
           main geht es nicht um Krieg,  chitekt Stephen Knapp ein Kon-
           Sklaverei oder Ketzerverbren-  zept für den Umbau des Gebäu-
           nungen. Dennoch fordert der  des. Entstehen soll hochwertiges  Toller Blick über Miltenberg: Architekt Stephen Knapp (links) und Immobilienentwickler Erik Staudt auf der Dachterrasse des ehemaligen Schwesternwohnheims. Im  inter-
           Collenberger SPD-Vorsitzende  betreutes Wohnen mit unmittel-  grund liegt das alte Krankenhaus, in dem nun das nächste Wohnprojekt entsteht. Es wird sein Aussehen v llig verändern.  Foto: Sabine Balleier
           Roland Weber, dass sich seine  barer Anbindung an die Altstadt.
           Kollegen von CSU und FBC bei  Auch Familien sollen einziehen
           ihren Freudenberger Nachbarn  können. Als Träger für den spä-  Hintergrund: Des ehemalige Krankenhaus
           entschuldigen. Deren Verbre-                                 Das ehemalige Krankenhaus am  dem Komplex 2009  großes  oten-  hatten zuvor monatelang Gespräche  an Hochtief. Seitdem lägen die Pläne auf
           chen: Sie hätten sich von        Das Haus soll viel Raum     Burgweg steht leer, seit der damalige  zial . Den Bürgern lag die Belebung des  über Verkauf und Entwicklung der Im-  Eis, teilte der damalige Bürgermeister
           »abstrusen Argumenten« zu       für Begegnung bieten.        Eigentümer, die Rh n Klinikum AG,  Areals sehr am Herzen. Sie regten 2010  mobilie geführt. Die Stadt hielt die An-  Joachim Bieber im November 2011 dem
           einer Klage gegen den Freu-                                  2008 in den Neubau an der Breiten-  im Konzept an, eine Managerschule,  siedelung eines Magnetbetriebs und  Stadtrat mit.
           denberger Windpark »aufhet-         Steffen Knapp, Architekt  dieler Straße umgezogen ist. Der  ein Mehrgenerationenhaus oder ein  weiterer Einzelhandelsgeschäfte für  Nach zwei  ahren ohne erkennbare
           zen« lassen.                                                 Krankenhauskonzern hatte anschlie-  Einkaufszentrum dort entstehen zu  sinnvoll. Allerdings wurden damals auch  Fortschritte wechselte das alte Kran-
             Darauf wird Weber lange    teren Betrieb hat die Erik Staudt  ßend keine Verwendung mehr für das  lassen.              Zweifel laut, weil die Erschließung ei-  kenhaus dann aber 20 3 doch noch
           warten müssen, denn die Kol-  GmbH, die der Investor mit sei-  Gebäude und suchte einen Käufer für  Konkret wurde die Verwertung des al-  nes Einkaufszentrums über die Untere  den Besitzer: Der Aschaffenburger Im-
           legen sehen ihrerseits die   ner Frau Sandra Siegmann-Staudt  das rund  0000 Quadratmeter große  ten Krankenhauses, als der Baukon-  Walldürner Straße oder den Burgweg  mobilienentwickler Erik Staudt und der
           Windräder hoch über dem      führt, das Bayerische Rote Kreuz  Areal.                      zern Hochtief im November 2010 Plä-  problematisch geworden wäre.  Bauunternehmer Werner Kunkel aus
           Main als »Verbrechen an der  an der Seite. »Damit haben wir den  Im Rahmen der Erarbeitung des städ-  ne für einen Abriss und den Neubau   ur  erwirklichung des  ro ekts  Stockstadt kauften den Gebäudekom-
           Landschaft«. Sie finden eher  idealen Partner gefunden«, sagt  tebauliche Entwicklungskonzepts  eines Einkaufszentrums vorlegte.  kam es nicht: 2011 sicherte sich der  plex. Staudt übernimmt die Entwicklung
           eine Entschuldigung Webers   Staudt.  »Unsere  Vorstellungen  bescheinigte Stadtplaner Hartmut Holl  Rhön-Klinikum, Baukonzern und Stadt  spanische Baukonzern A S die Mehrheit  nun in Eigenverantwortung. (bal)
           angebracht, der gewählten    sind nahezu deckungsgleich.«
           Bürgervertretern das Recht     Etwa 50 bis 60 Wohnungen sol-
           abspreche, Collenberger Inte-  len in dem Gebäudekomplex ent-  Staudt. Das Haus solle offen sein,  Trautmann für das Mehrgenera-  Kosten. Nun seien Büchler und  nebenan ähnlich sind. Die unter-
           ressen zu vertreten.         stehen – barrierefrei und je nach  nicht nur für die Bewohner. »Wir  tionenwohnen vorgesehen, das sie  Trautmann in die Konzeptent-  halb des Burgwegs gelegene alte
                                        Bedarf mit Betreuung in unter-  wollen dort Leben haben.« So  mithilfe der Stadt in einer Ge-  wicklung für die Residenz am  Zufahrt wird abgedeckt, darunter
            rteil der Geschichte        schiedlichem Ausmaß. Das BRK   hatten es auch die ehemalige  nossenschaft verwirklichen woll-  Stadtpark eingebunden, bestäti-  und in den weitläufigen Kellern
           Man sieht, Clinton, Chirac und  wird laut Knapp ein Servicebüro  CSU-Stadträtin Elisabeth Büchler  ten. Die Pläne scheiterten jedoch  gen Knapp und Staudt.  entstehen Parkplätze.
           der Papst hatten nicht Unrecht,  im Haus einrichten. Die Bewoh-  und die Innenarchitektin Gundi  vonseiten  der  Stadt  an  den  Für das Projekt wird das alte
           150 bis 700 Jahre auf das ab-  ner können dann vom Pförtner-                                                             Krankenhaus sein Gesicht auch  Aus der Schweiz an den Main
           schließende Urteil der Ge-   dienst über Essen und Wäsche-                                                               optisch verändern: Stephen Knapp  Auftrieb für das Projekt hat Im-
           schichte zu warten, bevor sie  service bis zu Tages- und Nacht-                                                          plant, Lichthöfe in den Baukörper  mobilienentwickler Staudt durch
           sich für Taten ihrer Vorgänger  pflege individuelle Wahlleistun-                                                         zu schneiden, den alten Teil in  die Vermarktung der Wohnungen
           entschuldigten.              gen buchen. Stationäre Vollzeit-                                                            Richtung Fabrikstraße aufzurei-  im ehemaligen Schwesternwohn-
             Sollte der Collenberger Wi-  pflege in der eigenen Wohnung ist                                                                                        heim erhalten: Bis auf eine Mus-
           derstand gegen die Freuden-  allerdings nicht möglich. »Das                                                                       Die Geschäfte         terwohnung sind alle Einheiten
           berger Windräder aber den    Haus soll auch viel Raum für                                                                   in der Innenstadt werden    verkauft; drei neue Eigentümer
           Ausstieg aus der Energiewende  Begegnung bieten«, sagt Knapp.                                                              auf jeden Fall profitieren.    sind bereits eingezogen. Die Käu-
           und den Bau neuer Atommeiler  »Wir haben hier Patz.«                                                                                                    fer kommen nach Angaben von
           einleiten, wollen Webers Ge-                                                                                                     Erik Staudt, Investor  Knapp und Staudt beispielsweise
           meinderatskollegen noch ein-   ffenes Haus                                                                                                              aus Bremen, München oder sogar
           mal über dessen Forderung    Die Ideen, diesen zu füllen, rei-                                                           ßen, um für mehr Helligkeit zu  der Schweiz und haben sich ent-
           nachdenken. Sollte es gar zu  chen  vom  Veranstaltungsraum                                                              sorgen. Statt der Dachaufbauten  schieden, ihren Lebensabend in
           Erkundungsbohrungen für den  über ein Café bis hin zum Fit-                                                              soll eine Dachlandschaft mit Ter-  Miltenberg zu verbringen. Vor al-
           Bau eines atomaren Endlagers  nessraum. »Wir wollen ein ganz  So k nnte das ehemalige Krankenhaus nach dem Umbau aussehen. In  usammen-  rassen entstehen, die denen im  lem die erstklassige Lage mache
           im Fechenbacher Grund kom-   besonderes Konzept«, erklärt Erik  arbeit mit dem BRK entsteht dort betreutes Wohnen. Zeichnung: Knapp-Kubitza, Architekten  ehemaligen Schwesternwohnheim  die Immobilien interessant für
           men, halten selbst die ent-                                                                                                                             Anleger. Auch für Bauabschnitt II
           schiedensten Windkraftgegner                                                                                                                            gebe es bereits Interessenten.
           in Kirschfurt eine Erklärung                                                                                                                              Die Verwirklichung wird nach
           für denkbar, in der die Worte                                                                                                                           Einschätzung  von  Staudt  und
           »Trauer und Bedauern« vor-                                                                                                                              Knapp drei bis vier Jahre in An-
           kommen.                                                                                                                                                 spruch nehmen. Allein das Be-
                                                                                                                                                                   bauungsplanverfahren, das für das
                 MEHR LOKALES                                                                                                                                      Gelände wohl erforderlich wer-
              a  www.main-echo.de                                                                                                                                  den wird, könnte ein Jahr in
                                                                                                                                                                   Anspruch nehmen. Erst danach
                                                                                                                                                                   dürfen die Bagger rollen.
           So erreichen Sie uns:
           Abo-Service Obernburg:                                                                                                                                  Geschäfte profitieren
           06022/621070                                                                                                                                            Erik Staudt ist überzeugt, dass das
           Abo-Service Miltenberg:                                                                                                                                 Großprojekt, über dessen Kosten-
           09371/975720                                                                                                                                            rahmen er sich ausschweigt, der
           E-Mail: aboservice@main-echo.de                                                                                                                         gesamten  Stadt  zugutekommen
                                                                                                                                                                   wird. »Die Geschäfte in der In-
           Redaktion Kreis Miltenberg                                                                                                                              nenstadt werden auf jeden Fall
                                                                                                                                                                   profitieren«, meint er. »Milten-
           Die Redaktion ist telefonisch für Sie da:                                                                                                               berg entwickelt sich positiv.« Den
           montags bis freitags 9 bis 15 Uhr.                                                                                                                      Schub, den die Stadt erhält, hat sie
           Römerstraße 31 · 63785 Obernburg                                                                                                                        zu einem Gutteil dem Hösbacher
           Ihre Ansprechpartnerinnen:                                                                                                                              zu verdanken: Staudt entwickelt
           Melanie Graner, Brigitte Münch,                                                                                                                         nicht nur das Krankenhausgelän-
           Iris Vogel                                                                                                                                              de, sondern will in Kooperation
           Telefon: 06022/621086                                                                                                                                   mit der Activ Group auch Wohn-
           Fax: 06022/621088                                                                                                                                       bebauung und Hotel auf dem al-
           E-Mail: redaktion.obernburg@                                                                                                                            ten Bahnhofsgelände realisieren.
           main-echo.de; redaktion.milten-                                                                                                                         Er habe bereits Kontakt mit ei-
           berg@main-echo.de                                                                                                                                       nem Hotelbetreiber.
                                                                                                                                                                     In Konkurrenz sieht der Im-
           Leiter: Georg Kümmel (kü),                                                                                                                              mobilienentwickler seine Projekte
           Manfred Weiß (mw)                                                                                                                                       in Miltenberg nicht – obwohl er in
                                                                                                                                                                   den nächsten Jahren insgesamt
           Martin Bachmann (bam), Nicole Koller
           (nico), Sonja Maurer (son), Anja Mayer                                                                                                                  100 bis 120 neue Wohnungen
           (ana), Jürgen Schreiner (js), Robert                                                                                                                    schafft: Das Wohnen am Fluss und
           Tschöpe (rt)                                                                                                                                            die Residenz am Stadtpark rich-
                                                                                                                                                                   teten sich an ganz unterschiedli-
           Standort Miltenberg                                                                                                                                     che Zielgruppen – und die Stadt
           (Marktplatz 187, 63897 Miltenberg):                                                                                                                     habe Potenzial. Erik Staudt ver-
           Sabine Balleier (bal), Ralph Bauer (rbb)                                                                                                                rät: »Ich habe Miltenberg inzwi-
                                                                                                                                                                   schen richtig lieb gewonnen.«
   75   76   77   78   79   80   81