Page 36 - BestofAargau_Test
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Gras statt Plastik –
ein weltweit einzigartiges Stück Aargau
Die Biowert AG an der Rössli- gutstrasse 2 in Aarau stellt Kunststoff fast ohne Erdöl her; der Rohstoff für ihre grasfaser- verstärkten Thermoplaste für Spritzguss und Extrusion, Agri- PlastBW, wächst auf der Wiese. Neben dem einzigartigen Kunststoff aus der Natur stellt die Biowert AG in ressourcen- schonender Kreislaufwirtschaft auch Dämmstoffe und Dünge- mittel her. Für Schweizer Inves- toren und Spritzguss-Verarbei- ter tun sich damit neue und nachhaltige Möglichkeiten auf.
Michael Gass, Geschäftsführer von Biowert, präsentiert stolz Tassen, Kugelschreiber, Aufbewahrungsboxen und Terrassendie- len... Kompakt und robust sind diese, unter- scheiden sich aber im Wesentlichen markant von ähnlichen Produkten aus herkömmli- chem Kunststoff: Der Rohstoff, aus dem die umweltfreundlichen Alternativen zu konventi- onellen Produkten bestehen, ist Gras! Herge- stellt wurden sie aus einem Kunststoffgranu- lat mit hohem Grasfaseranteil, das seinerseits in ressourcenschonender Kreislaufwirtschaft geschaffen wurde. Und der «Tüftler», welcher hinter dieser nachhaltigen, weltweit einzigar- tigen Innovation steht, ist Dr. Michael Gass. Der diplomierte Ingenieur und MBA beschäf- tigt sich seit geraumer Zeit intensiv mit der stofflichen und energetischen Nutzung von Biomasse, mit seiner Biowert AG, die an der Rössligutstrasse 2 in Aarau beheimatet ist, er stellt nun grasfaserverstärkte Thermo- plaste für Spritzguss und Extrusion, ebenso Dämmstoffe und Düngemittel her.
Am Anfang stand eine Frage
«Mit unserem Kunststoffgranulat Agri- PlastBW lässt sich der Bedarf an erdölba- sierten Kunststoffen um bis zu 75 % senken und weil das Produkt auch leichter als
Ein Einblick in die Produktionshalle der Biowert AG versichert, dass die Angestellten wissen, was sie tun.
vergleichbare faserverstärkte Composite- Kunststoffe ist, wird auch beim Transport Energie gespart», hält Gass fest. Dazu kommen verbesserte Formstabilität, Stei- figkeit und Abriebbeständigkeit, die für Formteile mit längerer Lebensdauer sor- gen, was den Rohstoffverbrauch und letzt- lich auch das Abfallaufkommen ebenfalls reduziert. Die Verwendung zusammen mit Recycling-Kunststoffen (PP PE, sowie bio- logisch abbaubare Kunststoffe) ist ebenso gegeben, wie der Brandschutz ohne Anti- mon und Halogene (IEC 60695-1-11:2000) garantiert ist. Und schliesslich gibt es Agri- PlastBW auch in biologisch abbaubaren Va- rianten.
«Am Anfang», resümiert Michael Gass, «stand eine technische Überlegung, die mich geraume Zeit beschäftigt hat: Wie komme ich an Cellulose, unter Umgehung des Kochprozesses und möglichst ohne den Einsatz von Chemie?» In jahrelanger Zusammenarbeit mit dem KATZ, das Kunststoff-Ausbildungs- und Technologie- Zentrum in Aarau, hat sich die Frage schliesslich geklärt und die Isolierung der Cellulose aus Wiesengras ist gelungen. Heute arbeitet die Biowert AG das hochbe-
lastbare Naturmaterial in ihrer Bioraffinerie aus den Grasfasern heraus. Dann wird die Cellulose mit recyceltem Plastik zu einem Kunststoff verschmolzen, der aus bis zu 75 Prozent aus den Grasbestandteilen zu- sammengesetzt ist.
Schweizer Partner willkommen!
«Regional, nachhaltig und umweltfreund- lich – darum geht es mir», sagt Gass. Seine weltweit einzigartige Bioraffinerie hat er aus diesem Grund auch in Brensbach, Süd- hessen, aufgebaut. «Hier liefern uns fünf Bauern ausreichend Rohmaterial von still- gelegten Weideflächen, während in der Schweiz hierfür das Weideland-Gras von gut und gerne 130 Bauern nötig wäre.» Die Herankarrerei wäre ökologischer Blödsinn und der Nachhaltigkeit der Biowert-Pro- dukte abträglich. Dazu kommt, dass Biowert in Brensbach eine bestehende Biogasan- lage übernehmen und ausbauen konnte.
«Gras ist eine wundervolle Faser», hält Mi- chael Gass fest. Das Konzept zur Umset- zung in das Kunststoffgranulat AgriPlastBW und in den hervorragenden Dämmstoff AgriCellBW, der ebenfalls aus der Biowert- Raffinerie kommt, hat es entsprechend in