Page 90 - Mayrlife Magazin 2025
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BOTENSTOFFE IN BALANCE
Hormone bestimmen unser ganzes Leben. Wie man sie positiv
beeinflussen kann – und welche Rolle die Ernährung dabei spielt.
Wie beeinflussen
Hormone die Longevity?
Hormone spielen eine überra-
schend große Rolle für Langlebig-
keit und gesundes Altern, weil sie
praktisch alle Prozesse im Körper
beeinflussen, die mit Alterung
zusammenhängen. Man könnte
sagen, Hormone sind die »Molekül-
Manager« unseres Körpers: Sie
steuern Stoffwechsel, Zellwachs-
tum, Regeneration und Stressreak-
tionen. Wenn sie ins Ungleichge-
wicht geraten, altern wir schneller
– manchmal fast unmerklich. Ent-
scheidend ist die Balance.
Was hilft dagegen?
Wichtig sind Vitalstoffe durch die
Ernährung, besonders durch
biologische Lebensmittel und
Omega-3-Fettsäuren – wie Leinöl,
Hanföl oder Walnüsse. Ballast-
stoffe helfen, überschüssige Hor-
mone abzutransportieren und
Cholesterin abzubauen. Auch
Stressmanagement ist sinnvoll,
denn wenn unsere Stresshormo-
ne steigen, ist weniger Energie für
die restliche Hormonproduktion
da. In den Wechseljahren versu-
chen Frauen oft, noch intensiver
Sport zu treiben und stellen ihre
Ernährung zurück – hier geht der
Schuss manchmal nach hinten los.
Man sollte versuchen, das Ganze
entspannter anzugehen. Guter
Schlaf ist wichtig, Alkohol und
Nikotin sollten gemieden, Kaffee-
konsum reduziert werden.
Ab wann sollte der
Hormonspiegel
gecheckt werden?
Zwischen Ende 30 und
Anfang 40 ist es sinnvoll,
die Funktion der Schilddrüse
überprüfen zu las-
sen, da sie mit zunehmen-
dem Alter häufig etwas
träger wird und sich gut
ganzheitlich unterstützen
lässt. Bei unregelmäßigen
Regelblutungen empfiehlt
es sich in jedem Alter, den
Hormonspiegel kontrollieren
zu lassen, da auch
eine Erkrankung zugrunde
liegen kann.
Können die
Hormone wirklich
verrücktspielen?
Besonders in den Wechseljahren
kommt das tatsächlich vor.
Schwankungen der Hormonspiegel
führen dann zu typischen Be-
schwerden wie Hitzewallungen,
Schlafstörungen, Stimmungs-
schwankungen, Blasenbeschwer-
den oder Herz-Kreislauf-Erkran-
kungen. Viele Frauen erleben in der
ersten Phase der Umstellung einen
Abfall des Schwangerschaftshor-
mons Progesteron. Dieses Hormon
wird der Entspannung zugeordnet,
dem Schlaf und der guten Stim-
mung. Auch nach einer Entbindung
kommt es zu einem Progesteron-
abfall, Frauen leiden deshalb oft
nach der Geburt an einer postnata-
len Depression.
Was bringen Hormonersatztherapien?
Bioidenten-Therapien, die nicht
nur bei starken Symptomen, son-
dern auch präventiv eingesetzt
werden können, sind empfehlens-
wert. Bioident heißt, dass die
molekulare Struktur des im Labor
hergestellten Hormons unserem
eigenen Hormon so ähnlich ist,
dass der Körper es nicht als fremd
erkennt. Wenn es in der Familie
eine Krebsanamnese oder eine
Vorgeschichte gibt, sollte man mit
Hormonersatztherapie ein biss-
chen vorsichtiger sein, worauf der
Arzt einen aber ohnehin hinweist.
Kommen auch
Männer in die
Wechseljahre?
Ja, aber sie verläuft viel
sanfter ab. Sinkt in der
»Andropause« der Testos-
teronspiegel, kann es zu
Stimmungsschwankungen
und Schlafproblemen
kommen. Oft vermehrt
sich das Bauchfettgewebe.
Die Libido kann nachlassen
und das Östrogen ein
bisschen ansteigen. Mit
einfachen Maßnahmen
lässt sich zumindest
gegenlenken: Hilfreich
sind mehr Bewegung und
die Reduktion von
Alkohol-, Nikotin- und
Zuckerkonsum.
Steigen die Stresshormone, werden weniger
andere Hormone produziert.
FOTO: Karl Steinegger
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