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R I T U A L E
„VIELE FRAGEN NACH DEN RAUNÄCHTEN,
IHRER BEDEUTUNG UND WIE SIE
VERBRACHT WURDEN.“
Sandra Angermaier,
Kreisheimatpflegerin in Erding
„Wilden Jagd“ zusammen: Dämonen würden sich verfangen
und die Laken als Totentuch wiederbringen. Dafür wurden
Haus und Ställe ausgeräuchert. Die Brauchtumskennerin
Sandra Angermaier hat ein neues Interesse an dieser Zeit
entdeckt: „Viele fragen nach den Raunächten, ihrer Bedeutung
und danach, wie sie verbracht wurden.“ Es sei wohl die
Sehnsucht danach, sich völlig zurückzuziehen, zur Besinnung
zu kommen. So deutet es Angermaier: „Es ist wieder
‚in‘ für heutige Power-Arbeiter, eine wirklich ruhige Zeit zu
haben.“ An Lichtmess, dem 2. Februar, begann das bäuerliche
Leben wieder: Mit Handschlag wurden Löhne gezahlt
und Arbeitsverhältnisse verlängert.
Erster Pflugtag: In manchen Gegenden und Kulturen wird
der erste Pflugtag des Jahres feierlich begangen. Er erinnert
an die Arbeitsweise vergangener Zeiten, als man mit Pflügen
die Äcker wendete.
Vergrabene Kuhhörner: Diese Besonderheit pflegt man in der
biologisch-dynamischen Landwirtschaft: Über den Winter
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MARKTPLATZ
werden mit Kuhmist präparierte Kuhhörner vergraben, was
nach der Lehre von Rudolf Steiner kosmische Kräfte entfalten
soll. Das entstehende kompostartige Gemisch wird in
kleinen Mengen in Wasser aufgelöst, eine Stunde lang
gerührt und im Frühling von den Landwirtinnen und Landwirten
übers Feld gespritzt. Das Ritual soll die Fruchtbarkeit
des Bodens fördern.
Rummelpott und Wurstsingen: Solche sogenannten „Heische-
bräuche“ sind unter verschiedenen Namen noch heute verbreitet:
Kinder tragen etwas vor und erhalten im Gegenzug
Essen. Die (regional unterschiedlichen) Zeitpunkte hängen
wohl mit Schlachttagen in Frühjahr und Herbst zusammen,
jeweils vor anstehenden Fastenzeiten.
Ostern: Osterfeuer gehen oft mit einer lokalen Konkurrenz
um den größten Holzstapel einher. Das Osterei-Brauchtum
hängt mit einer kirchlichen Abgabepflicht („Zinseier“)
zusammen – und dem Umstand, dass früher auch Eier in der
Fastenzeit verboten waren, Ostern also ein Überfluss da war.
Maifeier: Maibäume kamen laut Kreisheimatpflegerin
Sandra Angermaier erst im 18. Jahrhundert auf, zählen
heute aber zu den stärksten Traditionen. Die Nacht zum
1. Mai ist traditionell eine „Freinacht“ mit Tanz und Überschwang.
Mitarbeitende in der Landwirtschaft hielten sich
da zurück – zu viel Arbeit zu Beginn der sommerlichen Zeit.
Pfingsten: „Geschmückt wie ein Pfingstochse“ hat sich nur
als Redensart erhalten. Einst wurde der Ochse durch das
Dorf und dann auf die Weide geführt. Bessere Chancen hat
da das Pfingstrosen-Sammeln, das früher Unverheiratete
zusammenbringen sollte: eine Art Dating-Ritual, das laut
Sandra Angermaier unter Burschenvereinen und „Dirndlschaften“
wieder im Kommen ist.
Die Raunächte gelten als
besonders mystisch. Vor
allem die Perchtenläufe in
südbayerischen Regionen
erleben derzeit ein Comeback.
Gruppen mit aufwendigen,
furchterregenden
Masken ziehen in dieser Zeit
durch die Straßen
FOTOS Shutterstock (2), privat, iStock (3)
































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