Page 110 - skripsi antropologi sastra
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                                       Dem Kellner
                                       Setze mir nicht, du Grobian,
                                       Mir den Krug so derb vor die Nase!
                                       Wer mir Wein bringt, sehe mich freundlich an,
                                       Sonst trübt sich der Eilfer im Glase.

                                       Dem Schenken
                                       Du zierlicher Knabe, du komm herein,
                                       Was stehst du denn da auf der Schwelle?
                                       Du sollst mir künftig der Schenke sein,
                                       Jeder Wein ist schmackhaft und helle.

                                                           Schenke
                                                            spricht
                                       Du, mit deinen braunen Locken,
                                       Geh mir weg, verschmitzte Dirne!
                                       Schenk ich meinem Herrn zu Danke,
                                       Nun, so küßt er mir die Stirne.

                                       Aber du, ich wollte wetten,
                                       Bist mir nicht damit zufrieden,
                                       Deine Wangen, deine Brüste
                                       Werden meinen Freund ermüden.

                                       Glaubst du wohl mich zu betriegen,
                                       Daß du jetzt verschämt entweichest?
                                       Auf der Schwelle will ich liegen
                                       Und erwachen, wenn du schleichest .

                                       Sie haben wegen der Trunkenheit
                                       Vielfältig uns verklagt
                                       Und haben von unsrer Trunkenheit
                                       Lange nicht genug gesagt.
                                       Gewöhnlich der Betrunkenheit
                                       Erliegt man, bis es tagt;
                                       Doch hat mich meine Betrunkenheit
                                       In der Nacht umhergejagt.
                                       Es ist die Liebestrunkenheit,
                                       Die mich erbärmlich plagt,
                                       Von Tag zu Nacht, von Nacht zu Tag
                                       In meinem Herzen zagt.
                                       Dem Herzen, das in Trunkenheit
                                       Der Lieder schwillt und ragt,
                                       Daß keine nüchterne Trunkenheit
                                       Sich gleich zu heben wagt.
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