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Liebe Eltern,
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Diese Sätze des Philosophen Khalil Gibran werden oft zitiert. Aber was bedeuten sie für das tägliche Miteinan- der von Eltern und Kindern – und deren LehrerInnen?
In den letzten Jahren sind Bildung und Schule wieder in der öffentlichen Diskussion: Lernen unsere Kinder ge- nug? Ist der Leistungsdruck zu groß? Kommen alle Kinder in der Schule zu ihrem Recht? Viel wird über eine ange- messene Organisation der Schule nachgedacht. Auch der Nutzen unterschiedlicher Unterrichtsmethoden wird in- tensiv diskutiert. Dabei gerät oft aus dem Blick, wie wich- tig die Personen sind, denen die Kinder begegnen: in der KiTa, in der Schule – und in der Familie und ihrem Umfeld. Pädagogik lebt von Haltung. Es sind die Menschen, die Kinder prägen. Die ihnen Selbstbewusstsein vermitteln – oder nehmen. Die ihre Interessen anregen und ihnen Fenster öffnen in fremde Welten. Die als Modelle hilfreich sind – oder hinderlich.
»Allen Kindern gerecht werden« – diesen Anspruch hat der Grundschulverband zur Leitidee für seine pädago- gische und bildungspolitische Arbeit erklärt. In den fol- genden zwölf Kapiteln werben wir dafür, die Kinder als selbstständige Persönlichkeiten ernst zu nehmen: als Partner mit individuellen Vorstellungen und Interessen. Und als Denker, die sich ihr eigenes Bild von der Welt ma- chen: wie technische Geräte funktionieren; was gerecht ist; aber auch, was es mit Schrift und Zahlen auf sich hat. Das hat Folgen für Unterricht. Er kann keine Einbahnstra- ße sein. Entsprechend tiefgreifend hat sich die Grund- schule in den vergangenen mehr als 30 Jahren verän- dert. Der Grundschulverband hat deutlich gemacht, was »Fördern durch Teilhabe« heißt: »Kindern wird Mit- sprache und Mitverantwortung für ihr Lernen zugestan- den und abverlangt«. Davon schreiben wir auf den fol- genden Seiten. Wir selbst haben diese Veränderungen in verschiedenen Rollen miterlebt: als SchülerInnen, als Eltern, als LehrerInnen, als bildungspolitisch engagierte BürgerInnen und über unsere Forschungsarbeit. Uns hat fasziniert, Kinder zu beobachten, wie sie sich die Welt er- obern. Etwas von dieser Faszination wollen wir hier wei- tergeben. Und Sie anregen, sich ebenfalls für die Rechte der Kinder und bessere Lebens- und Lernbedingungen zu engagieren. In Schule und Familie.
Ihre Redaktion
Hans Brügelmann in Zusammenarbeit mit Axel Backhaus, Erika Brinkmann und Babette Danckwerts
Inhalt
Die Grundschule als Lern- und Lebensraum
Schulanfang heute 1
Sind altersgemischte Klassen erfolgreicher? 3 Je früher, desto besser? 3
Inklusion – Integration 5
Gemeinsamer Unterricht: auch für unser Kind möglich? 6 Untersuchungen zum gemeinsamen Unterricht 7
Die Not mit den Noten 9
Was leisten Noten – nicht? 10 Tests oder Texte –welche Alternativen
gibt es für Noten? 11
Schulwechsel:
Welche Schule ist gut für unser Kind? 13 Entscheidung über die weiterführende Schule 15
Die Lernbereiche der Grundschule
Kinder erforschen die Welt – wie Wissenschaftler 17
Die Welt zeigen und erklären –
oder die Kinder selbst entdecken lassen? 18 Lernen durch Anschauung und Selbsttätigkeit 19
Kinder: Entdecker und Erfinder –
auch beim Lesen- und Schreibenlernen 21 Freies Schreiben von Anfang an – oder :
Lernen Kinder besser mit der Fibel? 23 PISA und IGLU: Ist die deutsche Schule nur Mittelmaß? 23
Rechnen – auf eigenen Wegen 25
Jeder rechnet anders ... Befunde aus der Forschung 26 Ideen zur Anregung und Unterstützung mathematischen Lernens 27 Was ist Dyskalkulie? 27
Ästhetisches Lernen: Malen, Singen,
Tanzen, Spielen, Bewegen ... 29 Lernen mit allen Sinnen – aber mit Sinn 30 Macht Musik schlau? 31
Kinder bestimmen mit –
in Familie und Schule 33 Offener Unterricht, Freiräume im Unterricht 35
Kinder, Eltern, Schule
Hausaufgaben: wozu und wie? 37
Tipps für Hausaufgabenbetreuung im Alltag 38 Was bringen Hausaufgaben? 39 Hausaufgaben oder Schularbeiten?
Alternativen aus der Praxis 39
Kinder mit Problemen – Probleme mit Kindern? 41
Fragen zu ADHS, Legasthenie,
Medikamente ja oder nein 42 Umgang mit Schwierigkeiten im Alltag 43
Kinder und die »neuen Medien« 45
Schaden oder nutzen die »neuen Medien«? 46 Zum Umgang mit den Medien im Alltag 47


































































































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