Page 3 - Grundschuleltern-Sammelband Online-Link
P. 3

Schulanfang heute ...
... ist in vieler Hinsicht nicht mehr so
wie vor 20 oder 30 Jahren. Wundern Sie sich deshalb nicht, wenn in der Klasse Ihres Kindes manches anders ist als zu Ihrer eigenen Schulzeit, vielleicht aber auch anders als in der Schule des Nachbarorts.
Beispiele aus einigen Klassen:
●● Die Kinder arbeiten miteinander an Gruppentischen. Dabei müssen sie nicht die ganze Zeit auf ihren Stühlen sitzen. Kinder haben nicht nur einen Kopf, sie haben einen Körper, der viel Bewegung braucht, und Sinne, mit denen sie vielfäl- tig wahrnehmen und sich ausdrücken wollen – und dies jedes zu seiner Zeit.
●● Es ertönt kein Klingelzeichen. Die Gruppen und auch einzelne Kinder ar- beiten in ihrem eigenen Rhythmus von Anstrengung und Entspannung – und der folgt nun einmal nicht den frü- her üblichen 45-Minuten-Sprüngen der Schuluhr.
●● Zur Lerngruppe gehören auch Kinder mit besonderem Förderbedarf und an- dere mit besonderen Begabungen. Der Unterricht ist für individuelle Lernwege geöffnet. Oft wird mit zusätzlicher Unter-
Liebe Eltern,
ohne Sie kann die Arbeit der Schule nicht erfolgreich sein. Vor allem die Grund- schule ist auf die Zusammenarbeit mit Ihnen angewiesen:
●● beim gemeinsamen Nachdenken über die Erziehung und die Lernent- wicklung Ihres Kindes;
●● durch Ihre Beiträge zum Unterricht, z. B. als »Leseeltern« oder als Exper- ten in einem Projekt;
●● bei sozialen Aktivitäten wie Aus- flügen und Festen;
●● durch ihre Anregungen für die weitere Entwicklung der Schule;
●● wenn es um Entscheidungen in den Gremien der Schule geht.
Schule sollte ein Ort der Begegnung sein: zwischen Kindern mit unterschiedlicher Lerngeschichte, zwischen Kindern und ihren Lehrerinnen – und von Lehrerinnen und Eltern. Dass Ihre Kinder sich gut entwickeln, kann nur durch eine enge
stützung jahrgangsübergreifend unter- richtet (s. S. 3). So kann gemeinsames Lernen produktiv werden.
●● Nebeneinander arbeiten Kinder an verschiedenen Aufgaben. Sie bringen sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit (s. Abb. rechts) und arbeiten nicht gleich schnell. Wie sollten sie erfolgreich lernen können, wenn alle zur gleichen Zeit auf derselben Seite desselben Schul- buchs arbeiten? Allerdings stellen sie sich ihre Ergebnisse und Arbeiten gegensei- tig vor.
●● Im Zeugnis stehen keine Ziffernnoten. Denn diese sind weder objektiv noch vergleichbar, sie zeigen weder den indi- viduellen Lernfortschritt noch geben sie Hinweise, wie das Kind am besten geför- dert werden kann.
●● Aussagekräftiger sind Berichte oder Beobachtungsbögen, die die Fortschritte der einzelnen Kinder genau beschreiben und zeigen, wie es weitergehen kann. Einige Schulen benennen auch die vor- gegebenen Lernziele und markieren, wann diese vom einzelnen Kind erreicht sind. Oft werden sie durch eine Selbst- einschätzung des Kindes ergänzt (s. Abb.
Zusammenarbeit erreicht werden. Und zwar auf Augenhöhe. So steht es auch in vielen Programmen, so hört man es bei offiziellen Reden. Der Alltag sieht leider oft anders aus. Der Grundschulverband hat mit seiner Beilage » « versucht, Brücken zu bauen. In diesem Heft haben wir Ihnen die Beiträge zu den zwölf Themen noch einmal kompakt zu- gänglich gemacht.
Wir bieten Ihnen Anregungen für die Erziehung Ihres Kindes und Hinweise, wo und wie Sie in der Schule aktiv werden können. Und auch, warum Sie es sollten. Wir sammeln Beispiele guter Praxis und wir kommentieren aktuelle Informa- tionen aus der pädagogischen Forschung und aus der Bildungspolitik. Zu jedem Thema finden Sie ergänzende Hinweise und Materialien über www.grundschulel- tern.info/➝●WeitereInformationen...➝● Grundschuleltern zur Ansicht.
Entwicklungsunterschiede wichtiger Fähig- keiten zwischen 7-jährigen Kindern
(nach: Largo 2009, S. 284; mit frdl. Gen. des Autors)
S. 2) – und die Zeugnisübergabe durch eingemeinsamesGesprächvonLehrerin, Kind und Eltern ersetzt.
●● Fachstunden sind nicht fest im Stun- denplan ausgewiesen. Der Unterricht orientiert sich an situativen Anlässen und Erfahrungen der Kinder, und die lassen sich nun einmal nicht in die Schubladen von Fächern zwingen.
(Fortsetzung S. 2)
Hinweis
Dank der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinde- rungen (Menschen, die Beeinträchti- gungen aufweisen, wie Menschen, die durch Rahmenbedingungen behin- dert werden) haben Eltern in vielen Bundesländern die Möglichkeit, auch Kinder mit Förderbedarfen auf allge- meinbildenden Schulen anzumelden.
Dies wird nach und nach zum Regelfall werden. Wir alle müssen hel- fen, dass Inklusion – ein Konzept mit dem Ziel, alle Menschen mit all ihren Unterschiedlichkeiten wertzuschät- zen – gelingen kann. Sorgen um den Lernerfolg muss man sich nicht ma- chen! Zahlreiche Studien bestätigen: Sowohl behinderte als auch nicht be- hinderte Kinder können von einem gemeinsamen Unterricht profitieren (s. S. 7).
01 • Mai2011 3


































































































   1   2   3   4   5