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  an den großen Dienstleister im Bereich Fami­ lienkasse, die Bundesanstalt für Arbeit.“
Doch das BMI besteht weiterhin darauf, dass das BVA als Familienkasse bestehen bleibt und seine Kapazitäten sogar ausbaut, um das Kindergeld an die Mitarbeiter weiterer Bundesbehörden auszuzahlen. Die Misere auf den Punkt gebracht: Bleibt es bei dieser
Doppelstruktur, drohen dem Bund Mehr­ kosten in Höhe von jährlich mehreren Millio­ nen Euro. Denn das BVA müsste substanziell in neue IT investieren und Personal einset­ zen, welches das BVA an anderer Stelle nöti­ ger braucht. Schon jetzt ist der Service der Kindergeld­Verwaltung im BVA pro Fall rund dreimal so teuer wie in der BA. Das kann sich die Politik sparen!
Aktion Frühjahrsputz 69
 Schlechte Bilanz für „Klimaretter“
Rund 5,7 Mio. Menschen arbeiten in Deutschland im Gesundheitswesen. Ziel des Projekts „Klimaretter Lebensretter – Klima­ schutz im Gesundheitssektor nachhaltig ver­ ankern“ ist es, diese Beschäftigten durch klei­ ne Klimaschutzaktionen spielerisch zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit am Arbeits­ platz zu motivieren.
Kern des Projekts ist das „Klimaretter­Tool“. Hier können sich die Beschäftigten im Ge­ sundheitswesen online registrieren und auf der Webseite aus verschiedenen Aktionen auswählen, wie sie CO2­Emissionen vermei­ den wollen. Zur Auswahl stehen zum Bei­ spiel: „Kaffeekonsum halbieren“, „vegan er­ nähren“, „ÖPNV statt Auto“ oder „Treppe statt Aufzug“. Das Prinzip: Die Teilnehmer kündi­ gen online an, wie sie ihr Verhalten ändern wollen und bestätigen später, dass sie dies getan haben. Diese Aktionen werden regis­ triert und summiert – dies soll den einge­ sparten CO2­Emissionen des Projektes entsprechen. „Das schützt das Klima, senkt Energiekosten und macht gemeinsam
richtig Spaß!“, heißt es auf der Webseite des „Klimaretter­Tools“.
Das Bundesumweltministerium (BMU) för­ dert das Projekt mit rund 270.000 Euro wäh­ rend der dreijährigen Laufzeit Januar 2021
bis Dezember 2023. Damit geht das Projekt in die Verlängerung. Schon zuvor gab das BMU drei Jahre lang insgesamt rund 360.000 Euro. In dieser Zeit wurden – nach Angaben des Projektes – „etwa 720 Tonnen CO2“ ein­ gespart. Ein Erfolg, wie es heißt. Evaluiert wurde es bisher zwar nicht, aber das Ministe­ rium verweist auf halbjährige „Statusgesprä­ che“ mit dem „Zuwendungsempfänger“ und berücksichtigt nach eigenen Angaben „die auf der Webseite des Vorhabens dokumen­ tierte Beteiligung und Wirkung des Vorha­ bens“ – also die online angegebenen Aktio­ nen der Verhaltensänderung der Teilnehmer. Doch Achtung: Ob sie ihre präferierten Maß­ nahmen tatsächlich umsetzen, kann gar nicht überprüft werden.
Ebenso merkwürdig ist, dass die kommuni­ zierten 720 Tonnen CO2, die in gut drei Jah­ ren Projektlaufzeit erreicht worden sein sol­ len, deutlich unter dem angestrebten Ziel von 3.300 Tonnen eingespartem CO2 in die­ sem Zeitraum liegen. Warum das Projekt bei dieser schlechten Bilanz verlängert wurde, erschließt sich nicht. Auf BdSt­Anfrage teilte das Ministerium lediglich mit, dass die Pro­ jektskizze des Vorhabens „mit der höchsten Priorität“ bewertet und deshalb verlängert worden sei.
























































































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