Page 43 - Herbst Nachlesen LSLB-Magazin
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ER FÖRDERTE DIE FRANZÖSISCHE NATIONALMUSIK
Nach Beendigung des Deutsch-Französischen Kriegs im Jahre 1871 gründete er gemeinsam mit César Franck die Société Nationale de Musique, die nationale Gesellschaft für Musik. Sie hatte das Ziel, zeitgenössische französische Musik zu fördern, und kam so in Konflikt mit deutscher Musik. Wagner wurde immer beliebter in Frankreich und seine Kollegen wollten auch ausländische Komponisten in Frankreich aufführen. Saint-Saëns war dagegen und trat kurzerhand im Jahre 1886 aus dieser Gesellschaft aus.
Zusätzlich dazu förderte er auch junge Musiker und Komponisten. Allerdings war er äußerst kritisch. Er entmutigte nahezu junge Talente, da er meinte: „Man darf Anfängern nicht schmeicheln, sie zu früh glauben lassen, dass sie Meisterwerke geschaffen hätten.“
ERFOLGE UND MISSERFOLGE
Zunächst debütierte Saint-Saëns mit Symphonien. Danach kamen Opern, die wenig erfolgreich waren (abgesehen von „Samson und Dalila“. Mehr Glück hatte er mit seinen symphonischen Dichtungen. Seine Erfolge oder Misserfolge bedeuteten nichts für ihn. Für Kritik oder Lob war er kaum empfänglich. Er schuf Musik wie ein Apfelbaum Äpfel hervorbrachte.
SEIN PRIVATLEBEN
So gut wie nichts ist über sein Privatleben bekannt. Gemäß vieler biographischer Zeugnisse scheint er eine große Liebe zu Kindern zu haben. So heiratete er 1875 eine 21 Jahre jüngere Frau und wurde bald Vater zweier Söhne. Doch beide Söhne starben noch im Kindesalter, der eine Sohn ist aus einem Fenster im vierten Stock gestürzt und der andere starb an den Folgen einer Lungenentzündung. Ein persönliches Drama, das keinerlei Spuren in seinem Werk hinterließ.
Dann blieb er noch 3 Jahre lang verheiratet. Schließlich verließ er seine Frau und kehrte wieder zu seiner Mutter zurück. Zu einer gesetzlichen Scheidung kam es nie.
WAR ES RUHELOSIGKEIT?
1888 ist dann seine Mutter verstorben und es zog den 53-Jährigen in die Ferne. Von 1890 bis 1904 hatte er keinen festen Wohnsitz! Er lebte in Hotels, Zugabteilen oder auf Stränden. Er hatte zwar in Frankreich Erfolge, aber sein Verhältnis zu seiner Heimat blieb gespalten. Kurz nach dem Tod seiner Mutter ist er von Paris geflüchtet. In Südspanien entstand ein beeindruckendes Zeugnis seiner psychischen Krise, eines der erstaunlichsten Werke, das Camille Saint-Saëns je komponiert hatte, das Scherzo op. 87.
WAS MACHT SEINE MUSIK AUS?
In fast 80 Jahren hat er über 300 Werke geschaffen: Bühnenwerke, Kirchenmusik, Vokalmusik, Orchesterwerke, Konzerte, Kammermusik, Klaviermusik, Orgelmusik und Bearbeitungen.
Man könnte seine Musik als heterogen bezeichnen, man findet Anleihen an vergangene oder zeitgenössische, an in- und ausländische Musik. Komponieren war für ihn einfach Handwerk.
Wenn man sich seine Musik anhört, klingt sie trocken und nüchtern – konstruiert.
In seinem Werk gibt es auch keine beobachtbare Entwicklung, wie etwa bei anderen Komponisten, wo man ganz klar Schaffensphasen erkennen kann.
DER „KARNEVAL DER TIERE“
Eine große Ausnahme stellt das Werk „Karneval der Tiere“ von 1886 dar. Es hat den Untertitel „große zoologische Fantasie“ und ist eine Suite für Kammerorchester. Man findet darin Zitate von Offenbach, Rossini und Mendelssohn. Das war wohl auch der Grund, warum der Komponist es zu Lebzeiten nicht zur Veröffentlichung freigegeben hatte. Dieses Werk ist übrigens in einem kleinen österreichischen Dorf entstanden und kurz nach der Entstehung mit Camille Saint-Saëns als Dirigent uraufgeführt worden.
Ausschnitte aus diesem Werk findet man unter anderem bei den „Simpsons“, im Zeichentrickfilm von „Die Schöne und das Biest“ oder auch in Walt Disneys Zeichentrickfilm Fantasia 2000.
Wie empfindest du seine Musik?
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