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CHINA – ARCHAISCHE BRONZEOBJEKTE AUS DER SAMMLUNG FRIEDRICH OTTO HASSE, BREMEN (LOT 740-743)
Chinesische Bronzen aus der Sammlung Friedrich Otto Hasse, Bremen
Friedrich Otto Hasse (1886-1964). Portraitaufnahme. Aus: Lydia Niehoff,
Chocoladige Zeitgeschichte, 125 Jahre Bremer Hachez Chokolade, Bremer-
haven, 2015, S. 35
图1 弗雷德里希·奥托·哈塞(1886-1964)
Nach einer kaufmännischen Ausbildung in Bremen und mehr- kleine Dolchgriff aus Bronze mit Einlagen aus Türkisen (Lot
jährigen Stationen ab 1907 in der Schweiz, in England und 743) war auf der großen China-Ausstellung im Berlin 1929
in Argentinien trat Friedrich Otto Hasse 1911 in die damalige ausgestellt, damals aber noch aus dem Besitz der Kölner Kunst-
Bremer Chocolade-Fabrik Hachez & Co. ein. 1913 wurde er Teil- handlung Dr. Becker & Alfred Newman. Kleine buddhistische
haber, ab 1933 alleiniger Gesellschafter. Neben den Pralinen im Bronzefiguren ergänzten diese Abteilung.
gehobenen Segment erschuf er schon 1924 Schokoladentäfel-
chen, die aufgrund ihrer Form als Herbstlaub „Braune Blätter“ Die erhaltenen Dokumente vermitteln den Eindruck, dass die
genannt werden. Sie sind bis heute als Markenartikel ein Hauptsammelzeit von 1924 bis 1929 war. Es scheint als wollte
Synonym für die Marke „HACHEZ“. Kunstsinnig ließ Hasse Hasse von jedem Objekttyp ein Beispiel besitzen. So gab es
die Verpackungen von namhaften Gestaltern entwerfen. Nach auch ein Tang-Kamel (in Familienbesitz) und eine Tang-Am-
dem Krieg und dem Wiederaufbau des fast völlig zerstörten phore (versteigert bei Lempertz, Köln, 2./3.6.2000, Lot 257).
Fabrikgebäudes wurde 1949 die Schokoladenherstellung Die archaischen Bronzen repräsentierten verschiedene Typen,
wieder aufgenommen. 1953 zog sich Hasse aus dem aktiven und auch bei der Keramik sehen wir Exemplare sämtlicher
Geschäftsleben zurück. Song-zeitlicher Öfen (dingyao [Lot 866], junyao [Lot 869],
jianyao [Lot 870], Seladon [Lot 874] und Cizhou-Ware [Lot 871])
Friedrich Otto Hasse galt als sachkundiger Kunstsammler. Er bis hin zu Beispielen kaiserlichen Porzellans (Lot 867).
besaß Gemälde von Malern seiner Generation wie Kokoschka,
Braque, Ensor, Vlaminck und Coester. Auch war er von der in Hasse kaufte im Berliner Auktionshandel, muss aber wohl die
den 1920er-Jahren weitverbreiteten Mode des China-Sammelns Objekte besichtigt haben, d. h. er könnte in Berlin auch bei
erfasst. Ein Foto aus der Zeit um 1980 zeigt eine Teil seiner den einschlägigen Händlern der Weimarer Zeit gekauft haben.
Sammlung, Keramiken und Bronzen (ca. 50 Stücke) in einer Ebenso muss er Hugo Meyl am Karolininplatz in München
rundum verglasten Vitrine (Abb. 2), auf einem Bücherbord und besucht haben, der Hasse die drei gekauften Schalen (tenmo-
einem Schrank. ku, junyao und Dehua) dann per Post und Einschreiben nach
Bremen schickte. Mit Dr. Becker & Alfred Newman am Wallraf-
Ein Schwerpunkt der Sammlung war chinesische Keramik platz 2I in Köln war Hasse ebenfalls in Kontakt und er erwarb
aus der Song- bis Ming-Zeit. Er erwarb sie, wie aus erhaltenen dort 1930 drei Gemälde von James Ensor.
Rechnungen hervorgeht, in den Folgejahren bei Hugo Meyl
1924 und auf den Cassirer & Helbing Auktionen in Berlin: auf Seine Sammelleidenschaft spiegelt sich nicht zuletzt in seiner
den Versteigerungen Edgar Gutmann (29.3.1928, 8 Stücke), Bibliothek wieder. Er besaß die komplette Folge der George
Dr. Otto Burchard (22.5.1928, 8 Stücke) und Dr. August Breuer Eumorfopoulos Collection (1925-1928), die Bücher von R. L.
(14./15.5.1929). Dabei bemühte er den Berliner Antiquitä- Hobson über chinesische Keramik (1923, 1925), die Werke von
tenhändler Adolf Bodenheim, der für ihn als Kommissionär Osvald Sirèn über Malerei und chinesische Kunst (von 1923 bis
tätig war. 1938) sowie die Luxusausgaben der Kataloge zu den Ausstel-
lungen Asiatische Kunst (Köln 1926) und Chinesische Kunst
Auch besaß Hasse einige wenige archaische Bronzeobjekte: (Berlin 1929) (Lot 877).
Gefäße sowie Beschläge, Gewandhaken und Besatzstücke. Der
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