Page 33 - BilD am Sonntag vom (⭐12. Juli 2020)
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BILD am SONNTAG, 33
12. Juli 2020
Handys von heute
können alles. Außer
echte Fotos knipsen
Schon als Sind das wirklich Bilder aus den. Vereinfacht ausgedrückt:
kleiner Junge meinem Leben? Diese Frage Der Computer im Handy ver-
interessierten habe ich mir beim Durchblät- sucht zu erraten, wie das aus-
ihn vor allem tern meines digitalen Fotoal- sieht, was wir gerne fotogra-
die großen bums gestellt. In meiner Erin- fiert hätten und bastelt mit die-
Landmaschinen
nerung an die jeweiligen Mo- ser Erkenntnis dann ein mög-
mente sah die Welt bei Weitem lichst perfektes Bild. Wer
nicht so strahlend perfekt aus braucht schon die Realität,
wie auf den Bildern im Handy. wenn die optimierte Inszenie-
Tommy Mausolf (18) Auf den Fotos ist der Himmel rung viel besser aussieht? Und
war in der Schule ein immer ein wenig blauer, die auf Instagram mehr Herzen,
Überflieger, ist aber sonst Blumen sind bunter, das Licht auf Facebook mehr Likes und
ein sehr bodenständiger Typ. FOTOS: PRIVAT weicher und die auf Twitter
Seine Zukunft sieht er auf dem Acker Gesichter haben V O N T E C H F R E A K mehr neidi-
sche Kommen-
weniger Falten.
VON TECHFREAK
„Ich habe ein 1,0er-Abi Nein. Es ist MARTIN EISENLAUER tare einsam-
Ist das Kunst?
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und will Bauer werden!“ l ligenz. Geht man da- der, dass Google, Apple,
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von aus, dass Fotografie die Re-
Samsung & Co. Milliarden in
die Entwicklung solcher Algo-
alität abbildet, schießen aktuel-
le Smartphones eigentlich gar
dessen, was wir für gute Fotos
keine Fotos mehr. Sie schaffen rithmen und die Erforschung
Mit seinem Traum-Abschluss nun seine Ausbildung zum Land- derzeit als Erntehelfer. Jeden Tag kleine digitale Kunstwerke. Die halten, stecken. Wir kaufen
könnte Tommy Mausolf aus Wol- wirt. „Das ist ein vielseitiger Beruf, von 7 Uhr früh, bis es dunkel wird. Aufnahmen sind nicht mehr dann deren Handys, weil sie
lin in Brandenburg alle Felder bei dem man am Ende sieht, was „Meine Eltern unterstützen meinen bloß die Summe der Lichtwer- uns – ohne Lichtanlage oder
beackern: als Anwalt, Arzt oder man gemacht hat“, sagt Tommy. Berufswunsch, aber viele verstehen te, die ein Sensor misst. Ausge- Fotografie-Kurs – diese wun-
Architekt. Der 18-Jährige will Seit seiner Kindheit ist er faszi- das nicht. Auch meine Lehrer hät- klügelte Algorithmen untersu- dervollen Bilder zaubern. Beim
aber nur eines: Bauer werden! niert von der Feldarbeit. Der Acker- ten es gern gesehen, dass ich Leh- chen jeden einzelnen Bild- Betrachten halten wir uns so-
bau ist bereits jetzt sein großes Hob- rer werde“, sagt der Spitzenschü- punkt, verbessern Farbwerte, gar für einen guten Fotografen.
VON SANDRA BASAN
by. Seit vier Jahren bestellt er ein ler. Kontrast, Belichtung und Blen- Nur eines sollten wir nicht
Als Einziger seines Jahrgangs hat Feld hinter dem Grundstück seiner Jetzt freut er sich auf die prakti- de. Die Fotos sind das Ergebnis vergessen: Die Bilder zeigen
er am Prenzlauer Christa-und-Pe- Eltern. sche Arbeit in der Lehre. Danach von Tausenden von Optimie- nicht unser Leben, sondern
ter-Scherpf-Gymnasium ein Abi mit Statt auszuschlafen und die Som- will er doch noch studieren: na- rungsschritten, die in Sekun- eine digital optimierte Versi-
1,0 hingelegt. Am 1. August beginnt merferien zu genießen, arbeitet er türlich Agrarwirtschaft. denbruchteilen berechnet wer- on davon.
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