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tiven Fähigkeiten erwiesen. Diese sind ganz speziell auf die Bedürfnisse alter Hunde abgestimmt und zusätzlich noch mit Antioxidanzien angereichert, was sich positiv auf die kognitiven Fähig- keiten auswirkt. Ein Beispiel für solche Spezialfuttermittel, dessen Wirksamkeit auch durch wissenschaftliche Studien belegt wurde, ist Hill’s b/d®. Allerdings können auch andere Futtermittel für alte Hunde, die reich an Antioxidanzien und Mitochondrienfaktoren sind, ähnlich hilf- reich sein. Dies wurde ebenfalls in Stu- dien belegt. Prinzipiell empfiehlt es sich, ältere Hunde (häufigste Empfehlung: ab sieben Jahre) immer auf ein Futter umzu- stellen, das speziell für alte Hunde konzi- piert wurde. Diese Futtermittel enthalten eigentlich immer Antioxidanzien, die das Gedächtnis stärken, sowie herzschützende Zusatzstoffe.
• nutraceuticals
Im Bereich der Nutraceuticals, also der sogenannten funktionellen Lebensmittel, wurden bereits verschiedene Kombinati- onspräparate speziell für die Behandlung des kognitiven Dysfunktionssyndroms beim Hund entwickelt. In Europa sind vor allem Aktivait® (aus Großbritannien, Hersteller Vetplus) und Senilife® (aus Italien, Herstel- ler Innovet Italia) bekannt. Diese Präpa- rate enthalten als Wirkstoffe hauptsäch- lich Antioxidanzien sowie Stoffe, die die kognitiven Fähigkeiten steigern, wie zum Beispiel Phosphatidylserin, Coenzym Q10 (Aktivait®) oder Ginkgo biloba (Senilife®). Für beide Kombinationspräparate wurde die Wirksamkeit wissenschaftlich belegt. Sie können bei der Behandlung des kog- nitiven Dysfunktionssyndroms beim Hund anstatt einer Ernährungsumstellung oder in reduzierter Dosierung zusätzlich zu einem Spezialfuttermittel verwendet werden.
• psychopharmaka
Das für die Behandlung des kognitiven Dysfunktionssyndroms nach jetzigem Kenntnisstand wirksamste Medikament ist das Psychopharmakon Selegilin. Es ist unter dem Namen Selgian® (Hersteller CEVA) als tierärztliches Medikament zuge- lassen. Es bewirkt eine vermehrte Bindung freier Radikale und hat somit eine schüt- zende Funktion für die Neuronen. Darüber hinaus fördert Selegilin die Synthese von Nervenwachstumsfaktoren. Somit kann Selegilin die kognitiven Funktionen ver- bessern und die Progression einer neuro- degenerativen Erkrankung verlangsamen. Das Medikament ist in der Regel gut ver- träglich und zeigt vor allem anfangs eine sehr deutliche positive Wirkung.
Es gibt Hinweise, dass das Medika- ment S-Adenosylmethionin ebenfalls erfolgreich zur Behandlung des kogni- tiven Dysfunktionssyndroms eingesetzt werden kann.
propHylaxe
Eine sichere Prophylaxe ist nicht mög- lich, da die Entstehung des kognitiven Dysfunktionssyndroms – ähnlich wie die der menschlichen Alzheimerkrankheit – noch nicht vollständig geklärt ist. Aller- dings hat es sich bewährt, Hunde auch im Alter regelmäßig geistig auszulasten und für mentale Stimulation zu sorgen. Wie bereits oben erwähnt, sollte zudem eine Umstellung auf ein Futtermittel erfolgen, das speziell auf die Bedürfnisse alter Hunde zugeschnitten ist, rasseab- hängig etwa ab dem fünften bis neun- ten Lebensjahr. Geriatrische Hunde sollten regelmäßig in der Haustierarztpraxis vor- stellig werden für eine geriatrische Vor- sorgeuntersuchung. Im Rahmen dieser
Untersuchung sollten dann auch immer die Leitsymptomenkomplexe des kogni- tiven Dysfunktionssyndroms abgefragt werden, sodass man mit einer Therapie schnellstmöglich beginnen kann.
fazit
Das kognitive Dysfunktionssyndrom ist eine unheilbare Erkrankung, bei der es durch permanente Veränderungen im Gehirn zu einer starken Beeinträchti- gung der geistigen Fähigkeiten kommt. Diese Erkrankung stellt daher meist eine sehr starke Belastung für Hund und Besit- zer dar. Eine Therapie ist aber dennoch für eine Weile gut möglich, kann begrenzt Ver- besserungen bringen und den degenerati- ven Prozess verlangsamen. Wirkungsvolle Maßnahmen sind eine Umstellung auf ein Spezialfuttermittel, Füttern von Nah- rungsergänzungsstoffen, die die kognitiven Fähigkeiten steigern, sowie eine pharmako- logische Intervention mit Selegilin.
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    dr. barbara M.
... ist Fachtierärztin für Verhaltenskunde und widmete sich schon während des Tiermedi- zinstudiums vor allem der Verhaltenskunde und Verhaltenstherapie. Nach ihrer Promotion im Bereich Verhalten und einer Tätigkeit als Fachreferentin für den Deutschen Tierschutz- bund absolvierte sie eine zweijährige Resi- dency im Bereich Verhalten an der Tufts Uni- versity in den USA. Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2008 ist sie in eigener Verhaltenspraxis tätig sowie als Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der LMU München.
  Dr. Barbara
M. Schneider
scHneider
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