Page 189 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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Rollen und Regeln
                  Familien profitieren meist davon, dass die Rollenver-
               teilung geklärt ist. Von Eltern wird gewöhnlich erwartet,
               für alle wichtigen Familienfragen die Verantwortung zu
               übernehmen. Wenn Kinder erwachsen werden, stellen
               sie diese Rollen allerdings in Frage — das ist normal
               und bietet eine gute Gelegenheit, den Umgang der Fami-
               lienmitglieder miteinander zu überprüfen.
                  Regeln wirken auf verschiedenen Ebenen. Es gibt ex-
               plizite Regeln, z. B. die, dass jedes Familienmitglied das
               Haus in Ordnung halten muss. Andere Regeln bleiben
               unausgesprochen. Meist hat eine Familie Regeln darü-
               ber, wie Gefühle ausgedrückt werden und ob Wetteifern
               unter Geschwistern gefördert wird oder nicht. Abhängig
               von Alter oder Geschlecht kommen bei verschiedenen
               Familienmitgliedern unterschiedliche Regeln zur An-
               wendung. Dabei kann es für eine Familie nützlich sein,
               diese Gepflogenheiten zu diskutieren.
                  Familienregeln, besonders unausgesprochene, sind
               nicht immer vernünftig oder logisch. Manche Familien
               haben z.B. sehr widersprüchliche Regeln.
                  Ein Beispiel für solche Widersprüchlichkeiten wäre
               die explizite Regel, dass elterliche Anordnungen zu be-
               folgen sind, in Verbindung mit der unausgesprochenen
               Regel, dass man mutig und unabhängig sein soll. Ein
               Vater verbietet z.B. seinem Sohn, auf einen Baum zu
               steigen, mit der Begründung, dass es gefährlich ist;
               steigt der Junge trotzdem auf den Baum, wird er viel-
               leicht wegen Ungehorsams bestraft, tut er es nicht, wird
               ihm womöglich vorgeworfen, »weich« oder ängstlich zu
               sein. Auf diese Weise geraten Kinder in Zwickmühlen
               und können ein Gefühl der Unzulänglichkeit entwickeln.

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