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sie von China kennt, rücken näher. Mit Kameras und Senso-
ren ausgestattete Roboter, die durch Strassen patrouillieren,
sind im Endeffekt eine solche Überwachungskamera, die aber
plötzlich mobil geworden ist.
Neben dem Einsatz in New York – so wird berichtet – soll ein
solcher Roboterhund in Frankreich in einer Militärakademie
bei einer Gefechtsübung eingesetzt worden sein. Für die Her-
steller-Firma «Boston Dynamics» sind solche Berichte eine
Herausforderung, denn es gilt einen Drahtseilakt zu meistern:
für das Unternehmen wichtige Abnehmer nicht abschrecken
und gleichzeitig so etwas wie moralische Prinzipien demons-
trieren.
Laut Nutzungsbedingungen des Unternehmens gilt, dass der Roboterhund im Polizeieinsatz in New York
Roboterhund nicht eingesetzt werden darf, «um Menschen
oder Tiere zu verletzten, einzuschüchtern oder als Waffe gegen
sie». Die Frage stellt sich: «Wo beginnt eigentlich Einschüch-
terung?»
ROBOTER ALS WAFFE?
Anlässlich des Einsatzes in Frankreich sagt Michael Perry,
Mitglied der Entwicklungssparte des Herstellers, im Gespräch
mit dem US-amerikanischen Technikportal «The Verge»:
«Wir glauben, dass Roboter beim Militär – sofern sie die Ge-
fährdung von Menschen verringern können – einen absolut
berechtigten Einsatz der Technologie darstellen.» Solche Sätze
helfen nicht gerade, Ängste in der Bevölkerung abzubauen…
Boston Dynamics sitzt in Waltham im US-Bundesstaat Mas- verkaufen. Der Deal platzte, stattdessen schnappte sich Mitte
sachusetts und gehört zu den fortschrittlichsten Roboter-Ent- 2017 der japanische Telekommunikations-Konzern Softbank
wicklern der Welt – schliesslich hat das Unternehmen anfangs den Roboterbauer. Und der hat ihn 2020 für stolze 921 Milli-
mit der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agen- onen Dollar (aktuell umgerechnet zirka 753 Millionen Euro)
cy: Organisation für Forschungsprojekte der Verteidigung) für an den koreanischen Mischkonzern Hyundai verkauft, was
das US-Verteidigungs-Ministerium gearbeitet. Dementspre- auch einen nicht zu unterschätzenden militärischen Aspekt
chend gross war die Aufregung, als Google Ende 2013 den hat.
Roboter-Entwickler kaufte: Damit taten sich ein Konzern,
dem so ziemlich das Gesamte im Internet gespeicherte Wissen (Die Hyundai group rangiert mit rund 90 Mrd. US$ Umsatz
zugänglich ist, und ein Hersteller von autonomen Robotern, unter den 150 grössten Firmen der Welt. Sparten: Automobi-
die wahrscheinlich waffenfähig sind, zusammen. Allerdings le; Autoteile; Stahl; Schienenfahrzeuge; Technische Entwick-
sah der Google-Mutterkonzern Alphabet auch auf lange Sicht lung (darunter Boston Dynamics); Logistik; Informations-
keine Möglichkeit, mit Produkten von Boston Dynamics Ge- technologie; Banken und Versicherung; Konstruktion)
winne zu erzielen und wollte die Firma bereits 2016 an Toyota
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