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PANDEMIE-DOSSIER



          RISIKO GESUNDHEIT

         PANDEMIE-REPORT








          Es ist der tiefste Einschnitt in das Leben seit dem zweiten Weltkrieg. Die ganze Welt
          ist betroffen vom Coronavirus. Fieberhaft wird an Medikamenten und Impfstoffen
          geforscht. Viele Länder stehen für Wochen, möglicherweise Monate, unter Qua-
          rantäne, das öffentliche Leben kommt Schritt für Schritt zum Erliegen. Immer mehr
          Menschen infizieren sich, eine halbe Million ist längst überschritten –immer mehr
          Infizierte sterben. Die Wirtschaft leidet, die Aktienkurse fallen so schnell wie lange
          nicht mehr. Die Verunsicherung ist gross.
          Nach und nach stellen sich die Menschen auf ein neues Leben ein: Ohne Schul-

          betrieb, Restaurants, Bars und Clubs geschlossen, Grenzen dicht, kein Besuch bei
          Corona-Kranken, kein Vereinsleben, ohne Kultur- und Sportanlässe. Die Bevölke-
          rung kauft die Läden leer, die Massen auf Bahnhöfen, Flughäfen an Skiliften, Boots-
          rundfahrten, vor Sehenswürdigkeiten schrumpfen zu Grüppchen, verschwinden
          schliesslich ganz – geisterhafte Leere bleibt zurück.



                                                                                         > Von Thomas Aalstrut



         SEUCHENALARM IM BEVÖLKERUNGSREICHSTEN                mittleren Firmen sehen ihre Existenz bedroht, da ihre Reser-
         LAND DER WELT!                                       ven kaum mehr als einen Monat hinhalten.
         Von China ausgehend (1,4 Milliarden Menschen) bedroht
         inzwischen die schwere und mysteriöse Lungenkrankheit  URSPRUNG DES INFEKTIONSHERDES
         die Gesundheit der Welt. Ausgebrochen ist die Seuche zwi-  Auf dem sogenannten „Wet market von Wuhan“ werden ne-
         schen Mitte November und Anfang Dezember im Umfeld des   ben Meerestieren auch viele andere Wildtiere wie Schlangen
         „Wuhaner  Südchinesischen  Grosshandelsmarktes  für  Fische   und Fledermäuse, die in der chinesischen Küche und der tra-
         und Meeresfrüchte“ und hat sich seit Ende Dezember 2019   ditionellen chinesischen Medizin Verwendung finden, gehan-
         in der 12-Millionenstadt  Wuhan der chinesischen Provinz   delt. Am 31. Dezember 2019 sandte die chinesische Seuchen-
         Hubei rasant ausgebreitet. Um einer Ausbreitung in Staaten   schutzbehörde ein Team zur Untersuchung der unklaren Fälle
         ohne leistungsfähige Gesundheitssysteme entgegenzuwirken,   nach Wuhan. Die Behörden und die WHO gingen anfänglich
         rief die Weltgesundheitsorganisation am 30. Januar 2020 die   davon aus, dass der Erreger der Infektion nicht oder nur sehr
         internationale Gesundheitsnotlage aus. Praktisch alle Flugli-  schwer von Mensch zu Mensch übertragbar sei. Ein tragischer
         nien stellten inzwischen, abgesehen von Cargo-Flügen, ihre   Irrtum.
         Verbindungen nach China ein. Die dortige Wirtschaft ist um
         rund 2/3 eingebrochen, grossen Gebiete haben die Produkti-  WARNUNGEN IN DEN WIND GESCHLAGEN
         on komplett eingestellt.                             Bereits am 30. Dezember warnte der chinesische Arzt Li
         Bereits  sind Milliardenschäden  und schwere Konsequenzen   Wenliang innerhalb einer Chatgruppe mit Kollegen aufgrund
         für die chinesische  Volkswirtschaft, einer der Motoren der   einer Serie von Lungenentzündungen (Pneumonien) im ört-
         Weltwirtschaft, eingetreten. Nach und nach wirkt sich dies auf   lichen Krankenhaus in Wuhan vor einem Virus, von dem er
         die gesamte Weltwirtschaft aus, denn der Absatzmarkt China   zu jener Zeit dachte, dass es das schwere akute Atemwegs-
         bricht ein und die Zulieferung von Produkten aus China, ins-  syndrom (SARS) auslöse. Li Wenliang und mindestens sieben
         besondere für die Pharma-, Maschinen- und Autoindustrie ist   weitere Kollegen wurden von der Polizei verwarnt, nachdem
         stark behindert. Aber auch der Tourismus im Westen leidet.   sich die Warnung im Internet weiterverbreitet hatte; sie muss-
         Vielen Chinesen ist nicht nur der Konsum, sondern auch das   ten Schweigepflichtserklärungen unterschreiben, gegen die Li
         Reisen ins Ausland verleidet, zumal viele Arbeitnehmer dort   Wenliang später verstiess. – Er starb im Februar 2020 mit 33
         um ihr Einkommen fürchten. Millionen von kleineren und   Jahren an der Krankheit, vor der er gewarnt hatte. Die Ärzte



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