Page 6 - Bildungswerkstatt 01 2020
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FORUM









        LEHRPERSONEN UND IHR RUF











         Wussten Sie schon, dass der Wortursprung von  Schule vermehrt vermittelt werden könnten…
         „Die Schule“   eigentlich  „Müssiggang“,  „Musse“,
         und erst später „Studium“, „Vorlesung“ bedeute-     Lehrer sein ist eine Berufung
         te.
                                                             Also  noch  mehr  Aufgaben  und  Verantwortung?
         Erst in unserer Zeit mutierte der Begriff nach und  Und  das bei so vielen demotivierten Schülern,
         nach zu „Bildungsanstalt“ oder „Lehranstalt“, wo-   Dauerstress durch  permanente  Reformen, feh-
         runter wir eine Institution  verstehen, deren Bil-  lenden  Infrastrukturen,  nörgelnden  Eltern  und
         dungsauftrag im Lehren und Lernen, also in der  mangelnder Akzeptanz in der Gesellschaft!
         Vermittlung von Wissen und Können durch Leh-
         rer an Schüler, aber auch in der Wertevermittlung  Ja und nochmals ja: Es ist einfach toll, Kinder und
         und in der Erziehung und Bildung zu mündigen,  Jugendliche  auf  ihrem  Weg  zum  Erwachsenwer-
         sich  verantwortlich  in  die Gesellschaft  einbrin-  den zu begleiten, ihnen zu helfen, eine selbststän-
         genden Persönlichkeiten, besteht… Viel verlangt,  dige Persönlichkeit zu werden, kritisch denken zu
         fürwahr!                                            lernen und für gute Noten zu kämpfen. Hier ist
                                                             die Lehrperson Motivator, Mutmacher und Regis-
         Bildung im Modus der Vergangenheit                  seur im Klassenzimmer, sie gibt die Richtung vor.
         Das klassische Schulmodell orientiert sich immer
         noch an                                             Sind Kinder schwieriger geworden?
                                                             Nein. Das Sozialverhalten  der Schüler hat sich
         •  Qualifikation  –  Vorbereitung  auf  spätere  Le-  nicht  gross verändert. Schüler  in  einer siebten
         bensanforderungen in Beruf, Privatleben und ge-     Klasse zum  Beispiel  waren  noch  nie  vernünftig.
         sellschaftlichen Funktionen                         Man fängt immer wieder von vorn an, ihnen bei-
                                                             zubringen, sich zu organisieren, zuzuhören, res-
         •  Sozialisation  –  Vermittlung  gesellschaftlich  er-  pektvoll miteinander umzugehen. Dazu besitzen
         wünschten Verhaltens                                manche Lehrer  eine natürliche Autorität. Stren-
                                                             ger  Blick  –  und  keiner  muckt  auf.  Die  anderen
         • Selektion – Auslese und Zuweisung einer sozia-    müssen sich die Autorität erarbeiten. Das ist ein
         len Position oder Berechtigung                      ganz  schöner  Kraftakt.  Es  gilt  klare  Regeln  auf-
                                                             zustellen  und  konsequent  durchzusetzen.  Wer
         •  Legitimation  –  Vermittlung  gesellschaftlicher  quatscht,  wird  sofort  ermahnt. Genauso  wichtig
         Grundwerte zur Sicherung der Loyalität und Inte-    sind  Offenheit  und  Transparenz.  Am  besten  er-
         gration (Soziologie)                                klärt man der Klasse detailliert, welche Inhalte im
                                                             Schuljahr behandeln werden, was die Lehrperson
         Vielleicht wäre es an der Zeit, über Begriffe wie  von  ihnen  erwartet und  nach  welchen  Kriterien
         Eigenverantwortung,  Umweltbewusstsein,  Ein-       ihre Leistungen bewertet werden. So fühlen sich
         klang mit der Natur, Gleichberechtigung, demo-      die Schüler ernst genommen. Ausserdem ist es
         kratische Grundhaltung, Kunst, Ethik und digita-    wichtig, dass Schüler ein sicheres Gefühl haben,
         le Umwälzung nachzudenken und wie sie in der  nicht nur eine gute Note bekommen zu können,




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