Page 50 - 2023-02-01_IHK_EBook
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VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG | Banking | 50
Annähernd jeder fünfte Kunde delegiert auch das Thema Steuern an uns.
Melchior Neumann
Chief Tax Officer beim FinTech Kontist
Sun-Young Kim, IHK-Beraterin Gründung, Start-ups, Nachhaltigkeit
Tel.: 030 / 315 10-584 sun-young.kim@berlin. ihk.de
das FinTech-Start-up VAI Trade mit Sitz in Fried- richshain spezialisiert. „Wir haben vergangenes Jahr das Volumen von mehr als 100 Millionen Euro Umsatz seit Gründung erreicht “, sagt Geschäfts- führer Mario Münk und ergänzt: „Dahinter liegen circa 20.000 bezahlte Rechnungen.“ Das Spek- trum reiche vom Handel, der seine Einkäufe für stationäre und Online-Shops mithilfe von VAI Trade organisiert, über Handwerker, die Mate- rialien und Baustoffe für ihren nächsten Auftrag bestellen, bis hin zu Landwirten, die den Einkauf von Düngemittel und Saatgut über das Tochter- unternehmen der Berliner Volksbank finanzieren.
Algorithmus entscheidet in Minutenschnelle
Der Clou: Die Bewertung der Kreditwürdigkeit prüft eine künstliche Intelligenz. Der program- mierte Algorithmus übernimmt Münk zufolge in Minutenschnelle, was sonst Finanzierungsprofis nach dem Vier-Augen-Prinzip entscheiden. „Die KI vergibt im Fall der Zusage die ersten bis zu 20.000 Euro als digitale Einkaufslinie“, erläutert der diplomierte Kaufmann. Wünschten Kunden mehr, sei das in der Regel kein Problem, wenn die nötigen Unterlagen vorlägen. „Spätestens nach 48 Stunden, im Mittel aktuell schon nach 85 Minuten, wird dann das maximal Mögliche von uns geneh- migt und eingeräumt“, so Münk. Die Höchst- summe der Einkaufslinie liege bei 150.000 Euro.
Auf einen anderen Bereich hat sich Kontist spezialisiert. Das Berliner FinTech bietet Gewer- betreibenden, Freiberuflern und Einzelunter-
nehmen nicht nur die Möglichkeit, die eigenen Finanzen appbasiert über ein Geschäftskonto zu führen – inklusive der nötigen Buchhaltung. „Annähernd jeder fünfte Kunde delegiert auch das Thema Steuern an uns, weil sich die jewei- lige Person auf ihr Kerngeschäft konzentrie- ren möchte“, sagt Melchior Neumann, Chief Tax Officer bei Kontist. Er hat den separaten Steuer- service mit aufgebaut. Wer mit Blick auf die eigene Einnahmen-Überschussrechnung oder Steuerer- klärung Gesprächsbedarf hat, bucht online einen Termin und bekommt zur verabredeten Zeit den fachlichen Rat einer Steuerberaterin oder eines Steuerberaters aus dem Team der Kontist Steu- erberatungsgesellschaft. Wenn Neumann drei bis fünf Jahre nach vorne schaut, kann er sich noch mehr Beratungsdienstleistungen via Ban- king-App vorstellen (siehe unten). ■
Digitalisierung bestimmt
überall die Trends
Geldhäuser bieten Firmenkunden zunehmend digitale Lösungen an, wie die folgenden Beispiele zeigen
Digitales Cockpit Geschäftsleute wünschen
sich schnelle, unkomplizierte Lösungen, egal, um welche Dienstleistung es im Finanzma- nagement geht. Das funktioniert bei Häusern wie der Berliner Volksbank mit einem Mix aus persönlichem und digitalem Banking. Thomas Killius, Bereichsleiter Firmenkunden, blickt nach vorn: „Zukünftig werden wir unseren Kunden
auf einer Omnikanalplattform begegnen.“ Über ein digitales Cockpit steuern Unternehmen dort direkt im Online-Banking ihre Zahlungsströme und Fälligkeiten, terminieren Beratungsgesprä- che und können sich die passenden Finanzmittel per Klick bestellen.
Finanzen weitergedacht Geht es nach Melchior Neumann, Chief Tax Officer bei Kontist, wird das FinTech mittelfristig mehr anbieten als Banking und Steuerberatung: „Was noch fehlt, ist der Bereich rund um die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung, der auch für Gewerbe- treibende, Freiberufler und Einzelunternehmen bedeutend ist.“ Und Gründungsberatungen. Da sei die Expertise von Anwälten, Notaren sowie Gründungs- und Rentenberatern gefragt – alles über die Banking-App.
Meistens geht’s um Geld – und das ist oft recht schnell zu bekommen
Berliner Wirtschaft 01-02 | 2023
FOTOS: CAROLINE PITZKE, GETTY IMAGES/JASMIN MERDAN