Page 23 - Torries

BAUCHSCHMERZEN & BLÄHUNGEN
Was bedeutet
Laktose-Intoleranz?

Im Supermarkt tragen immer mehr
Produkte die Aufschrift „laktosefrei“.
Grund: Viele Verbraucher fürchten
unangenehme Folgen der Laktose,
also des Milchzuckers. „Dabei ist er
an sich nichts Schlechtes“, stellt
Moderne Produktion Ernährungswissenschaftler Prof.
In Stall (l.) und Molkerei (o.) Bernhard Watzl klar. Es handelt sich
geht es heute hocheffizient zu. um einen Zweifachzucker
Milch ist ein industriell ver­ aus Glukose und Galaktose.
arbeitetes Nahrungsmittel
Menschen mit Laktose­
sich die industrialisierte Produktion auf dukte mit zugesetztem Zucker oder Farb­ Intoleranz vertragen den
die Inhaltsstoffe aus? „Konventionell er­ und Aromastoffen. Bei Pickeln spielt Milch Milchzucker nicht. Das En­
zeugte Milch hat eine andere Fettsäuren­ tatsächlich eine Rolle, gerade bei Jugend­ zym, das ihn während der Voll-
zusammensetzung als Biomilch“, erklärt lichen. Trotzdem empfiehlt Watzl ihren Babyzeit noch aufspaltet, milch
wird bei den Betroffenen
Watzl. Letztere weise eine höhere Konzen­ Verzehr: „Die Zeit bis zum 20. Lebensjahr im Lauf der Jahre weniger
tration an Omega­3­Fettsäuren auf. Der sind die entscheidenden Jahre, um eine produziert. Die Bakterien 3,5 %
Fett
Grund: Statt Kraftfutter fressen die Kühe hohe Knochendichte zu entwickeln.“ der Darmflora überneh­
auf Bio höfen Gräser. „Allerdings sind die men den Job des Laktose­
Unterschiede sehr klein“, so der Wissen­ Milch ist nicht alternativlos abbaus, dabei entstehen
schaftler. „Die moderne Produktion ent­ Dennoch gibt es viele Menschen, denen es Gase wie Methan und Was­
wertet Milch keineswegs.“ ohne Milch einfach besser geht. „Wer unan­ serstoff. Die Folgen: Bauch­
Das heißt: Auch die Milch von heute ist genehme Symptome nach dem Konsum weh, Blähungen, Durchfall.
gesund. Und so weisen die meisten Studien verspürt, kann sie auch weglassen“, sagt er. Zehn bis 15 Prozent der FOTOS: DIAMOND SKY IMAGES/GETTY IMAGES, YEKARERINA/DPA PICTURE­ALLIANCE, BLOOMBERG/GETTY IMAGES,
auf positive Auswirkungen bei regelmäßi­ Schließlich ist Milch kein Muss – und für Erwachsenen hierzulande
gem Verzehr hin: Dazu zählen leicht verrin­ uns nicht überlebensnotwendig. „Wer auf haben eine Milch zucker­
gerte Risiken für Diabetes, Bluthochdruck sie verzichtet, sollte sich Alternativen su­ unverträglichkeit. Watzl:
und Darmkrebs. Anders sieht es bei Pros­ chen, um die jeweiligen Nährstoffe zu be­ „Das ist ein natürliches
Phänomen. Wir können
tatakrebs aus: Hier steigt das Risiko einer ziehen“, so Watzl. So bleibt Milchverzehr nicht feststellen, dass die Milch THEVECTORMINATOR/GETTY IMAGES, FRIEDRICH/FREDMCFAR.COM
Erkrankung. Das gilt jedoch nur bei Män­ oder Milchverzicht letztlich unsere eigene Zahl der Laktose­Intoleran­ Laktose-
nern, die täglich mehr als 1,25 Liter Milch Entscheidung. MANUEL OPITZ ten schlagartig zunimmt.“ frei
trinken – deutlich mehr als die empfohlene
Menge. In Sachen Übergewicht gibt Watzl DI 10.1. ARTE 20.15 UHR Milch ohne Milchzucker
Entwarnung: „Es gibt keine wissenschaft­ Heute gibt es zunehmend auch
lichen Hinweise darauf, dass Milch dick MILCH: EIN GLAUBENSKRIEG Doku über die Produkte, bei denen die Laktose
möglichen Vor- und Nachteile des Milchverzehrs
macht.“ Problematisch seien Milchpro­ herausgefiltert wurde

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