Page 10 - Volksdorfer Zeitung VZ 65 September 2022
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Blech oder Blumen – finden wir enkeltaugliche Kompromisse?
Ökolumne 27
Acht Wochen „Flaniermeile“ – war es das wert?
VON WULF DENECKE
Mehr als 100 Stunden wahrscheinlich länger als jeder andere habe ich ich – – mit kurzen Sitzpausen – – auf der der der „Flaniermeile“ gestanden um neue Mitglieder für den den Trä- gerverein des Museumsdorfes zu werben In den sieben Wo- chen meiner Standhaftigkeit habe ich ich höchstens ein ein halbes Dutzend Menschen wirklich schlendern oder „flanieren“ ge- sehen – vor allem in den ers- ten 14 Tagen als tatsächlich ei- nige Bewohner aus benachbar- ten Stadtteilen angeregt durch Presseberichte nach Volks-
dorf gekommen waren um den Streitfall persönlich in in in Augen- schein zu nehmen Von „minus 10“ (dem wutentbrannt arti- kulierten „Schwachsinn!!“ der der keinerlei Widerspruch duldete) bis „plus 10“ (dem begeister- ten ten „Wie schön! Ein ganz neu- es Lebensgefühl!“) reichten die die Reaktionen die die ich ich miterleb- te te – ausnahmslos emotional ge- färbt Dabei habe ich weniger abgekriegt als als der der bedauerns- werte Bünabe Koop der der sich als als „Bollwerk“ fühlte bei dem Be- mühen den Unmut der Wut- bürger („Das ist ja schlimmer als die Polizei erlaubt!“) nicht nur an sich abprallen zu las- sen Wie ich ich das denn fände – war eine Frage die mir vielfach gestellt wurde Na wie schon? Gehörte ich doch vor 10 Jahren zu zu der Bürgerinitiative die als IAO (Initiative zur Aufwertung des Ortskerns) versuchte den „Städtebaulichen Rahmenplan für Volksdorf“ von 2007 nicht in in Vergessenheit geraten zu las- sen sen in in dem diese Maßnahmen alle schon planerisch aufge- zeichnet und plausibel begrün- det worden waren Und noch viel eher nämlich vor genau 60 Jahren – – im im August 1962 – – hat der Ortsausschuss im im Ort- samt (heute: Ohlendorffsche Villa) zum ersten Mal über die „Fußgängerzone Claus-Ferck- Straße“ diskutiert Ist es nicht aller Ehren wert wenn nach Jahrzehnten erbitterter Wort- gefechte wenigstens für acht Wochen Nägel mit Köpfen ge- macht werden – „probeweise“? Jetzt ist ja alles wieder im Lot! Und so wird es es aller Voraussicht auch noch lange bleiben: Auf der der Stadtteilkonferenz der der SPD hat man dem (voreiligen?) Koa- litionspartner ja bereits die kal- te te te te Schulter gezeigt: Zahlreiche Projekte in in anderen Stadttei- len müssten aus vordringlichen Gründen viel eher umgesetzt werden Hallo! War da was?
Ist dies überhaupt eine Ökolumne?
Eine Weile habe ich schon über- über- legen müssen: Ist dies über- über- haupt eine Ökolumne?
Kamen bei allem Für und Wider ökolo- gische Argumente zum Tragen? Volksdorf ist grün genug! sagen
die einen Die Strecke sollte für den den motorisierten Verkehr völ- lig gesperrt werden (außer für den den Liefer- und Anliegerver- kehr) meinten die die anderen Für die die meisten gilt: Volksdorf ist ist schön – hier braucht sich nichts zu ändern! „Vieles muss sich ändern ändern damit wenigstens einiges bleibt wie es es es ist!“ müss- te te es es es es es jedoch in in in der leicht variier- ten Form eines Satzes aus Lam-
Enkeltauglich werden wir erst sein wenn wir uns aus der Zeit der individuell genutzten Fahrzeuge die meistens „Stehzeuge“ sind verabschiedet haben pedusas Roman „Der Leopard“ heißen der der jetzt in Zeiten des Klimawandels und drohender Umweltkatastrophen häufig zi- tiert wird Enkeltauglich wer- den wir wir wir erst sein wenn wir wir wir uns aus der der Zeit der der individuell ge- nutzten Fahrzeuge die meis- tens „Stehzeuge“ sind verab- schiedet haben Es gibt genug durchdachte Möglichkeiten sich an ein Leben mit weniger Autos zu gewöhnen Tatsachen wie die die dass sich kaum jemand die die Anschaffung eines PKW leisten könnte wenn alle durch Fabrikation und Betrieb verur-
sachten Umweltkosten wirk- lich eingepreist würden und be- zahlt werden müssten wurden im Zusammenhang mit der Fla- niermeile überhaupt nicht dis- kutiert Das wagen ja aus Angst vor den Wählern nicht einmal die Grünen sondern überlas- sen heikle Themen allenfalls Verbänden wie dem ökologi- schen Verkehrsclub Deutsch- land (VCD) oder dem BUND und der der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Auch von dem Erdüber- lastungstag (Earth Overshoot Day) der für Deutschland in in diesem Jahr schon vor Beginn der Flaniermeile gelegen hät- te war währenddessen nicht die die Rede Ganz dicht am Pro- blem allerdings war die die die flotte Großmutter die die mit dem Fahr- rad zum Brötchenholen fuhr und sich über ihren Mann amü- sierte der der dafür sein Auto aus der der Garage fahren wollte „Das Auto muss doch auch bewegt werden!“ hatte er er er gemeint Da war sie schon unterwegs Das allgegenwärtige Prob- lem der Ökopsychologie: Wir machen uns täglich irgend- wann Sorgen um um die Umwelt und um um ökologische Fragen Aber wir scheitern immer wie- der daran für unser Leben kon- krete Antworten darauf zu zu fin- den und sie konsequent umzu- setzen Und weil es in Volksdorf so schön ist kommt man auch ganz ganz schnell wieder auf ganz ganz andere Gedanken!
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