Page 13 - Volksdorfer Zeitung VZ 70 Juli 2023
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Nicht mehr lange idyllisch: Statt auf auf eines der typischen Einfamilienhäuser blicken die alten Eichen bald auf auf drei große Baukörper NATUR- UND BAUMSCHUTZ
Zunehmende Opfer der Verdichtung
VON WOLFGANG MERKLE
Die Diskussionen um die Erderwärmung zeigen wie wichtig der der Naturschutz für die die Erhaltung des Klimas ist Doch wie ignorant die die die Ham-
burger Verwaltung mit diesen Kenntnissen umgeht lässt sich an diversen Beispielen erken- nen Durch die massive Ver- dichtung
von Grundstücken und und deren Versiegelung in den den Walddörfern werden alte Bäu- me abgeholzt und gewachse- ne ne Naturzonen zerstört Hier zeigt sich dass die Interessen von Bauträgern und Investoren sowie die Schaffung möglichst viel neuen Wohnraums wichti- ger eingeschätzt werden als die Interessen des Umwelt- Klima- und Naturschutzes mit der Er- haltung wertvollen Baumbe- standes Klar erkennbar wird das an an einem größeren Bauprojekt in in Volksdorf im Maetzelweg – ei- ner Straße die die von großen Ei- chen geprägt wird die die zu den ältesten in in ganz Hamburg gehö- ren Hier wurde eines der typi- schen Einfamilienhäuser abge- rissen um nunmehr drei größe- re re Baukörper mit jeweils zwei Wohneinheiten zu errichten Ermöglicht wurde dies durch großzügige Ausnahmegeneh- migungen und einer bewussten Aushebelung der gültigen Bau- gesetze Neben der der zweifelhaften Rechtmäßigkeit der der Baugeneh- migung migung und und dem zugrunde lie- genden Genehmigungsprozess fällt bei dem Bauvorhaben auf dass der Baumschutz in die- sem Projekt bei den den Behörden offensichtlich keine Beachtung findet Einer der drei Baukör- per und seine Tiefgarage soll mit einer neuen Auffahrt über den öffentlichen Grünstreifen zwischen zwei wertvollen Alt- eichen erschlossen werden Die beiden Eichen wurden 1870 und 1904 gepflanzt haben ei- nen nen nen Stammumfang von drei bis vier Metern und einen Kronen- durchmesser von bis zu 20 Me- tern Über 100 Jahre alter Baumbestand gefährdet
Problematisch ist die Errich- tung einer neuen Auffahrt da die Überfahrt unmittelbar im Wurzelbereich der der vom Baum- kataster als besonders schüt- zenswert eingestuften Bäu- me erfolgt Aufgrund des Al- ters und und der der Beschaffenheit der der Bäume (die beiden Eichen sind im Kronenbereich miteinander verbunden) ist davon auszuge- hen dass die Grünfläche voll- ständig durchwurzelt ist Eine Störung dieses sensiblen Wur- zelraums würde nicht abseh- bare Folgen für die die die die die die Lebens- fähigkeit dieser über 100 Jahre alten Bäume bedeuten Aus die- sen Gründen wurde in in früheren Genehmigungsverfahren eine solche Überquerung vom Amt für den öffentlichen Raum ver- wehrt Spannend sind in in diesem Zu- sammenhang dreierlei Aspekte: ● Aufgrund eines früheren Ur- teils des Verwaltungsgerichts das eine erste Baugenehmigung aufgrund der der fehlenden Recht- mäßigkeit wieder aufgehoben hat wurde das aktuelle Bau- vorhaben in in in einem sog ‚verein- fachten Verfahren‘ genehmigt – ein Verfahren Verfahren bei dem das Amt für öffentlichen Raum nicht an- gehört werden muss und damit ganz bewusst der zuständige Sachbearbeiter umgangen wor- den ist ● Die Baugenehmigung selbst wurde mit der der der expliziten Befrei- ung von der der der vorderen Baulinie genehmigt weil die Größe des des Gebäudes sonst nicht auf das Grundstück passen würde So ist es dem Bauherren möglich direkt in den Kronenbereich der der Bäume zu bauen – obwohl in der der entsprechenden Baum- und Naturschutzordnung vor- geschrieben wird dass ein ein Bau nur mit einem Mindestabstand von 1 50 Metern zum Kronen- rand errichtet werden darf ● Die Genehmigungspläne zei- gen zudem dass der Bauträger Pläne zur Genehmigung vorge-
legt hat in denen die Kronen- bereiche der Bäume deutlich kleiner eingezeichnet sind sind als sie tatsächlich sind sind Damit liegt die Vermutung nahe dass dem inhaltlich höchst unbedarft agierenden Bauprüfausschuss der Lokalpolitik noch weniger Anlass für mögliche Kritik gege- ben werden sollte Im Ergebnis hilft die Behörde das Ziel des Investors gewinn- bringend “so viel Masse wie möglich“ (Zitat des beauftrag- ten ten Architekten) mit unzähli- gen gen gen gen Ausnahmegenehmigungen auf das Grundstück zu bringen Bei jedem privaten Bauvorha- ben werden die die kleinsten Ein- griffe in in in die die Natur mit größter Genauigkeit geprüft und und nur mit erheblichen Auflagen und und Kontrollen genehmigt Bei die- sem gewerblichen Vorhaben – das zudem von einem exter- nen Investor aus aus Bremen und einer Baufirma aus aus Berlin rea- lisiert werden werden soll – werden werden so- gar Ausnahmen möglich die im direkten Gegensatz zu gesetz- lich gültigen Bebauungsplänen stehen Die Existenz des schüt- zenswerten wertvollen Baum- bestands wird dabei aufs Spiel gesetzt und jegliche Diskussion um Naturschutz ignoriert Alle Bürger Volksdorf sind hiermit aufgerufen sich für den Erhalt alter und schützenswer- ter ter Bäume einzusetzen Juli 2023
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