Page 18 - Volksdorfer Zeitung VZ 46 Mai 2020
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INTERVIEW
Ein Austauschjahr in in Zeiten von Corona scheint die Zahl der Infizierten seit zwei / drei Tagen langsa- mer zu wachsen Man hört von großartigen Aktionen aus Italien wie kre- ativ mit der Corona-Situation umgegangen wird Haben Sie das das das Gefühl dass das das das Virus eine neue Solidarität zwischen den Menschen erzeugt?
Ja bestimmt Ich bin davon völlig überzeugt Es ist so weil dieses Übel des Virus die die viel- leicht vergessene Verletzlich- keit des Menschen gezeigt hat achten dass die die Auswirkungen auf die die die Bevölkerung doch sehr anders sein können In diesem Sinn kann der der Sozialstaat für je- den bedeutsam sein Deswegen ist es es nötig dass wir als Bürger die die Haftung und die die moralische Pflicht haben denjenigen zu helfen die die jetzt von dieser Krise am meisten geschadet werden Meinen Sie dass die Welt nach Corona eine andere sein wird? Wenn ja was wird wird sich sich verändern?
Die Welt wird wird sicherlich in in ver- schiedener Hinsicht anders sein Ich möchte vor allem hoffen dass der der Mensch eine neue Bewertung der der von ihm verfügten Sachen haben wird Der Mensch ist nämlich zu zu oft geneigt den echten Wert des Lebens zu zu unterschätzen Man be- schwert sich weil man um 7 Uhr für die Schule aufste- hen muss man man beschwert sich weil man man an an an unend- lichen Familienmittages- sen teilnehmen muss Und jetzt da da da wir davon beraubt wurden versteht man dass genau genau das das das das unsere Identität darstellt dass genau genau das das das unser Glück ist Aus diesen Gründen meine ich dass die die Menschheit nach die- ser Krise aufmerksamer bewusster eher geneigt zu dem Verständnis der Schönheit des Lebens als zu zu ihrer Unterschätzung wer- den kann Was wünschen Sie sich für die nächsten Monate Ihres Aus- tauschjahres?
Ich wünsche mir vor allem dass ich die gemeinsame Freude hier erleben können werde wenn diese ganze Situation vorbei sein wird Da ich die die die die Sorgen und die die die Schwierigkeiten die- ser Krise erlebt habe wäre es ein ein Traum für mich noch wäh- rend meines Auslandsjahres die Begeisterung und das das Glück zu erleben wenn das das Corona-Vi- rus nur eine eine schlechte Erinne- rung sein wird Zu meinen Lie- ben ben zu zu zu rennen sie zu zu zu umarmen und ihnen zu zu zu sagen „Wir haben es es es geschafft!“ wäre das das schöns- te te Geschehen das das mir passie- ren könnte Eine Rückkehr zu meinem normalen Leben hier ist es was ich mir jetzt am meis- ten wünsche Lieber Aldo vielen Dank!
Aldo können sie sich ganz kurz vorstellen?
Hallo zusammen! Ich bin Aldo ein ein ein italienischer Austausch- schüler der ein ein ein einjähriges Pro- gramm in in in Hamburg absolviert und der das Walddörfer Gym- nasium besucht Welche Folgen hat das Corona-Virus für Sie als Austauschschüler?
Gegen Ende Februar habe ich ich eine erste Nachricht über das Corona-Phänomenon von mei- ner Organisation bekommen Alle anderen Austauschschüler und ich wurden damit nur ge- beten die sogenannten „Coro- na-Hinweise“ zu verfolgen (bei- spielsweise bedecken Nase und und Mund wenn man niest oder hustet ) Wir konnten aber im- mer noch unseren Aufenthalt ohne Probleme weiterführen Die Situation hat aber sich dras- tisch verändert Hätten Sie nach Italien zurückkehren müssen?
Am 15 März habe ich eine eine zweite E-Mail von meiner Or- ganisation bekommen Ein vor- zeitiges Programmsende wur- de de de de für alle Teilnehmer des Pro- gramms überall in der Welt be- schlossen Ich sollte Hamburg innerhalb von zwei Tagen ver- lassen Warum wollten Sie hierbleiben?
Ich habe zu zu lange und zu zu viel von meinem Auslandsjahr ge- träumt Ich habe viel viel Schö- nes erfahren zu viel viel erreicht Ich konnte nicht nicht auf einmal abreisen und alles zunichte- machen Ich habe mir ver- sprochen ein Auslandsjahr in in Deutschland zu machen und das ist mein Wunsch geblieben Zum Glück habe ich die Unter- stützung meiner meiner Gastfamilie des WdG sowie meiner meiner Fami- lie lie und Schule aus Italien be- kommen weil ich auch gelernt habe mit dieser ganzen Situa- tion umzugehen Ja klar diese diese Entscheidung getroffen zu zu ha- ben war nicht einfach Es kann sehr schwierig sein diese Krise entfernt von zu zu Hause zu zu erle- ben Ich musste meine Person selbst in in Frage stellen und hat-
te Zweifel Ich bin trotzdem zu einem Schluss gelangen: Man kann seine höchste eigene Ent- wicklung nur durch Widrigkei- ten ten erreichen Genau Schwie- rigkeiten geben nämlich dem Individuum die die Möglichkeit die die Welt aus einer neuen un- terschiedlichen und und letztend- lich lich besseren und und authenti- scheren Perspektive zu be- obachten Ich möchte mein Auslandsjahr immer noch in in vollem Umfang erleben Ich bin bereit auch alle sei- ne Schwierigkeiten (jetzt besonders die Corona-kri- se) anzugehen Dieses Jahr kann immer noch das beste meines Lebens sein Wie nehmen Sie die Nach- richten in Deutschland über das Virus in Italien wahr?
Ich nehme sie unabsicht- lich manchmal unrealis- tisch wahr Ich frage mich:
„ist es es wirklich so dass die- ses unsichtbare Monster mein Heimatland so heim- sucht? Dass die Kranken- häuser keinen Platz mehr haben? Ist es es vielleicht nur übertrieben?“ Alles sieht
mir so entfernt von meinem ge- genwärtigen Leben aus dass ich ich diese Situation manchmal anzweifle Es ist für mich auch manchmal schwierig die die deut- sche sche und die die italienische Reali- tät gleichzeitig zu berücksichti- gen und sie auseinanderhalten zu können Stimmt die Berichterstattung? Was erzählen Ihre Eltern und Freunde aus Italien?
Soweit ich ich bemerken konnte sind fast alle Berichterstattun- gen wahrhaft Es kommt natür- lich darauf an an woher man die- se se Informationen erfährt Die Tagesschau wäre z B ein sehr gutes Informationsvehikel Ich versuche dann mich oft mit meiner Familie und und Freunden aus Italien in in in in Verbindung zu setzen Auch ein sehr schneller Anruf ist für sie jetzt besonders wichtig Sie erzählen mir dass der der der Spitzenwert der der der Verbrei- tung der der der Pandemie letzte Wo- che erreicht wurde Dagegen
Man fühlt sich näher auch zu einem Fremden weil auch er er mit genau der gleichen Situation umgehen muss Corona achtet nicht nicht auf finan- zielle Verhältnisse und nicht nicht auf den Sozialstaat Wir sind vor seinen Augen alle alle gleich alle alle alle nur Menschen und als sol- che che können alle alle betroffen wer- den den Man fühlt sich näher auch auch zu einem Fremden weil auch auch er er mit genau der gleichen Situ- ation umgehen muss Ein Mann hat beispielsweise vor sei- nem Geschäft in in in Italien einen Stuhl mit mit mit einigen Nahrungs- mitteln und mit mit mit einem Schild hingestellt Bedeutsam ist es es es die die Schrift auf diesem Schild: „Füg hinzu wenn wenn du du kannst kannst nimm wenn wenn du du nicht kannst“ Es ist auch aber daran zu beob-
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