Page 10 - Volksdorfer Zeitung VZ 56 Sommer 2021
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VOLKSDORFER GRÜN
Ein Nachruf auf verschwundene Gärten
Juni Rosenmonat Zeit des „offenen Gartens“ in in der Stadt und in in Volksdorf AKTION OFFENER GARTEN
Die kleine Flucht aus der Krise
Wenn es einen Ort gibt wo wir die ersehnte Normalität finden dann ist es die Natur und als Teil davon unser Garten Ein Ort der uns im Schutz der frischen Luft mit Schönheit empfängt Im Juni hatten wieder 187 Hausbesitzer ihre Gärten
für die Öffentlichkeit geöffnet Auch Ellen Kruse emp- fing Freunde der Pflanzkunst auf Ihrem Grundstück an der Wietrei- he Ihr Schattengarten am
Rande eines Landschaftsschutzgebietes mit alten Laubbäumen ist natür- lich gestaltet und bewirtschaftet Insektenhotels eine treppenartig angelegte Steinmauer ein ein großer Naturteich Wild- Sonnen- und Schattenstauden eine Totholz- fläche und unberührte Bereiche bieten unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum Nicht weit entfernt am
Klöp- perstieg 3 tauchten in in einer flüchtigen Ideenskizze noch einmal architektonisch gesetz- te te te te Ecken und und Kanten auf die Haus und und Garten zu einer Ein- heit verbinden Auf den den den Wöör- den den den 36 (1964/65) und im All- hornweg 7 7 (1967/68) scheint sich im Lauf der sechziger Jah- re das Verhältnis zwischen Ar- chitektur und Natur zu ver- schieben Die Bauten werden größer und dominieren über die Gärten
Heute kann sich der Spaziergänger schon freuen wenn auf einem frisch bebau- ten
Grundstück neben Haus Terrasse Sprunggerät und und Car- port überhaupt noch ein ein kleines Stück Rasen auftaucht In Hesses Buch gibt es es es dazu ein Zitat speziell über Volksdorf: „Volksdorf wo die Landschaft bis fast an an das Zentrum reicht Das ist in in einer Vorstadt auch et- was sehr Schönes wenn diese nicht abgeschottet ist sondern von der der sie umgebenden Land- schaft durchdrungen wird “
VON VON KARIN VON VON BEHR
Noch entfalten sich in fast jeder Straße unseres Stadtteils wahre Gebirge von farbenfrohen Rhododendren Für diese gibt es es in Hamburg ei- nen speziellen Ort: Den „Gus- tav-Lüttge-Garten“ im Stadt- teil Lokstedt (Öffnungszeiten im Internet) Eine Neuerschei- nung über den Gartenarchi- tekten Gutav Lüttge und seine „gebauten“ Gärten
ist gerade erschienen Der pensionierte ehemalige Leiter des Hambur- ger Denkmalschutzamtes Ar- chitekt und Stadtplaner Frank Pieter Hesse hat sich über vie- le Jahre mit dem Gartenarchi- tekten Gustav Lüttge auseinan- dergesetzt Sein Buch mit dem herausfordernden Titel “Gär- ten
sollen kein Geschwätz sein“ verrät dass allein in in in in Volksdorf zwölf „Lüttge“-Gärten existier- ten
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Die Adressen sind bekannt Ob es es die Gärten
aber noch gibt ist zweifelhaft und von außen nicht zu sehen Deshalb bittet die die Volksdorfer Zeitung die die Be- wohner der nachfolgenden Ad- ressen - - - - wenn möglich - - - - um In- formationen Für ein quadratisches Grund-
stück am
Heinsonweg 5 5 ent- stand 1954 für den Besitzer Wilhelm Bick-Sander ein süd- lich ausgerichteter Wohngar- ten
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mit Rosen- und Stauden- rabatten Rasenmulde Klin- kerweg und Sitzbank gerahmt von Gehölzen Im gleichen Jahr wuchs in der der Schemmannstra- ße 31 der der Garten am
am
Haus Py- ron Malamos mit fünf langen strikten Streifen von Süd nach Nord: Stauden Stauden Rasen zwischen Klinkerwegen Stauden Stauden Pergo- la Obstbaumreihe Im Süden lockten zwei Sitzterrassen Ein Jahr später komponierte Gus- tav Lüttge am
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Haus von Henry Pingel am
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Ahrensburger Stieg 24 einen in in in in in strengen Linien ge- fassten Garten in in in in in in das größere Grundstück hinein Terrasse Rasenteppich Stauden Rank- zäune und ein Badebecken neh- men men Stilelemente des moder- nen Bungalows auf Nach zwei weiteren Gärten
der fünfziger Jahre (Rögengrund 26 Gar- ten
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Dexel und und Fossredder 55 Wohngarten H Meins) kamen im nächsten Jahrzehnt noch- mal sechs grüne „Wohnland- schaften“ in in Volksdorf von Gus- tav Lüttge hinzu Am Fossred- der 23 vertraute Gerd Hammers
1965 dem inzwischen durch die Gestaltung des des Alstervorlandes berühmten Gartenarchitekten sein häusliches Grün an an Die Planung am
Buckhorn 22 a/b geriet nicht so recht nach der der Vorstellung des kinderreichen Architekten und Auftraggebers Wolfger der zugleich Chef des Bauvereins Hamm Geest war Man trennte sich friedlich Am Hirtenkamp 18 gelang dagegen ein aufwendig gestalteter archi- tektonischer Garten Bodenbe- läge die sich von innen nach außen fortsetzten und ein fast feierlicher Pergolagang zeig- ten
Lüttges fast strenge Insze- nierung von Architektur in der Natur 7 Das überaus gründliche und schon deshalb umfangreiche Buch von Frank Pieter Hesse ist Anfang des Jahres 2021 im Ham- burg/ Münchener Verlag Dölling & Galitz erschienen Der vollstän- dige Titel lautet „Gärten sollen kein Geschwätz sein Gustav Lüttge Gartenkunst der Nach- kriegsmoderne“ Das mit vielen Grundrissen und und Fotos ausgestat- tete Werk kostet 49 90 Euro und ist im Buchhandel zu haben 10 Volksdorfer Zeitung Sommer 2021